Langsam öffnete ich die Augen und blickte sofort in grenzenlose Dunkelheit. Vorsichtig tastete ich das viel zu große Bett ab auf dem ich lag und als ich bemerkte, dass ich weder in meinem noch in Aimees Bett war, schossen die Erinnerungen aus dem Auto zurück in meinen Kopf.
Unsicherheit breitete sich in mir aus und ich setze mich so schnell auf, dass alles um mich herum sofort begann sich zu drehen. Mein Oberkörper kippte zur Seite und ich schaffte es noch gerade so mich abzufangen und aufzustehen.
Dieses Gefühl, orientierungslos zu sein, ließ alles um mich herum ein wenig vernebelt und verschwommen wirken. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, nahm ich einen dünnen Spalt wahr, der mir zeigte wo sich in diesem Raum die Tür befand. Das Licht, das dadurch ins Zimmer drang war gerade mal stark genug um mich schnellstmöglich den Weg zu ihm finden zu lassen.
Nach langem rütteln an der Türschnalle, war mir endgültig klar, dass ich durch meine eigene Körperkraft das Schloss niemals öffnen würde.Meine Augen begannen auf einmal zu brennen und ich gab ein verzweifeltes Seufzen von mir.
Es fiel mir von Sekunde zu Sekunde schwerer die Ruhe zu bewahren in einem fast komplett abgedunkeltem Raum. Nervös spielte ich mit meinen Fingern und ließ abwechselnd jeden einzelnen Knöchel knacken, wärend ich meine Stirn an die kalte Holztür lehnte und versuchte einen Ausweg zu finden.Eigentlich hatte ich auch nicht vor große Aufmerksamkeit zu erregen. Wer wusste schon wer oder was sich sonst noch in diesem Gebäude befand.
Doch als eine schwache, fremde Stimme in meinen Kopf drang, wurde ich von einer Welle aus Angst und Verzweiflung überrumpelt und fing an mit aller Kraft gegen die Tür zu schlagen."Hallo? Bitte! Ich brauche Hilfe!"
Immer und immer wieder wiederholte ich diese Wörter bis die Stimmen schlussendlich verstummten. Ich war mir sicher, dass der Mann mich einfach überhört hatte und sich deswegen wieder entfernt hatte. Doch kaum hatte ich es geschafft meinen Atem nach dem Geschreie zu beruhigen, hörte ich ein Klicken und ich wurde mit der Tür in den Raum geworfen.
Völlig überrumpelt stolperte ich nach hinten und suchte Halt an der Bettkante, die ich nun viel deutlicher erkennen konnte."Scheiße, seit wann bist du denn wach?", murmelte eine große Gestalt, dessen Silhouette mich deutlich überragte. Er schloss die Tür hinter seinem Rücken und machte mit einer schnellen Bewegung das Licht an, wodurch meine Augen sich automatisch verengten.
Auch wenn mein Körper gerade wie gelähmt war, herrschte in meinem Kopf das pure Chaos. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Auch nicht was ich sagen sollte. Oder ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Einerseits erschien es mir schlau aufzuspringen und zur Tür zu eilen die jetzt eindeutig nicht mehr verschlossen war. Andererseits fühlte ich mich einfach nur noch erledigt und schwach.
Ich schluckte trocken als der junge Mann einen großen Schritt auf mich zumachte und umfasste sofort meinen Hals, da er sich so staubtrocken anfühlte wie noch nie zuvor.Wie lange ich wohl geschlafen hatte?
Mehrere Tage vielleicht?Sein dunkles Haar hing ihm vereinzelt vor die Augen und er bemühte sich garnicht, es aus seinem Gesicht zu streichen, ehe er mich besorgt musterte.
"Bitte sieh mich nicht so verängstigt an", flüsterte er.
"Es gibt einen Grund für das Alles hier. Versprochen."Was willst du von mir?
Wo bin ich hier überhaupt?
Was ist mit Jason passiert?
So viele Fragen schwebten vor meinen Augen, doch was auch immer dieser Typ wollte. Ich würde es ihm nicht geben.
So wie er mich ansah und Abstand zu mir hielt, war ich mir ziemlich sicher, dass er keine körperlichen Vorteitele an mir sah.Ich richtete mich vollkommen auf und konnte ihm nun endlich direkt in die Augen sehen, auch wenn er noch immer einige Zentimeter größer war als ich. Seine Augen waren so blau wie die von Jason und sein Gesicht war von einem schläfrigen Ausdruck umhüllt.
"Sam, ich werde dir nichts tun. Willst du was essen?"
Bestimmt nicht
Das Letzte nachdem mir gerade war, war Essen.
Woher kannte er überhaupt meinen Namen?
Vielleicht gingen wir zusammen zur Schule, bevor ich die Ausbildung abgebrochen hatte.
Ich versuchte einen passenden Namen zu seinem Gesicht in meinem Kopf zu finden, jedoch klingelte da bei mir nichts.Schweigend wandte ich mich von ihm ab und setzt mich zurück auf die Matratze. Den Blick stur auf ihn gerichtet. Sofort kam er mir erneut näher und ich schob mich näher an die Wand direkt hinter dem Bett. Abrupt hielt er in seiner Bewegung inne, hob schützend die Hände und kehrte mir seinen Rücken zu.
"Schon gut. Du willst alleine sein. Ich hole dir etwas zu essen und dann sprechen wir hoffentlich miteinander."
Es dauerte nur wenige Sekunden bis wir uns nicht mehr im selben Raum befanden und das Klicken des Schlosses zu hören war.Unbestimmte Zeit später kam der Junge mit einer großen und voll gefüllten Plastiktüte zurück, und als der Geruch in meine Nase stieg, lief mir quasi das Wasser im Mund zusammen.
Er holte eine Packung mit chinesischen Nudeln hervor und stellte sie auf mein Bett, bevor er sich selbst etwas zu Essen nahm und vor die Tür auf den Boden setzte.Zögerlich Griff ich nach der Verpackung und krabbelte zurück an dem Fleck an dem ich die letzten paar Minuten einfach nur gewartet hatte.
Zwischenzeitig versuchte ich mir bereits einen Fluchtplan zu überlegen. Doch in einem Raum mit nur einer Tür und keinem Fenster, gab es nicht viele Möglichkeiten was das betraf.
Ausserdem hatte ich Zeit den Rest des Zimmers etwas unter die Lupe zu nehmen. Neben dem Bett befand sich eine breite Kommode, welche ebenfalls abgeschlossene Fächer besaß. Darauf stand eine dünne, blaue Vase mit einer gelben Rose darin.
Ansonsten war der Raum einfach nur kahl und leer.Meine Finger öffneten den Verschluss und der heiße Dampf von frischem Essen stieg mir ins Gesicht. Eigentlich hätte ich darauf verzichten sollen Essen von einer völlig fremden Person anzunehmen. Schließlich schien das Wasser von Jason ebenfalls nicht wirklich sauber gewesen zu sein.
Aber mein Hunger war einfach zu stark und ich fing an mir mehrere Gabeln voll mit Nudeln in den Mund zu schieben.
Wärendessen verdrückte meine Gesellschaft seine eigene Mahlzeit und grinste amüsiert, als er bemerkte wie gierig ich das Essen in mich stopfte."Sam, du kannst mir wirklich vertrauen.", sagte der Typ plötzlich und stellte seine leere Verpackung zur Seite.
"Mir geht es bei dieser ganzen Sache nicht um irgendeine Rache, wie bei Jason. Es geht mir einzig und allein um Caleb und deinen Bruder."Sofort hatte er meine Aufmerksamkeit und ich war kurz davor die Nudeln übers ganze Bett zu leeren. "Wovon redest du?", wisperte ich.
Erleichtert darüber mich sprechen zu hören, sah er mich nun direkt an und sprach weiter: "Ich weiß, du denkst alles über deinen Bruder zu wissen. Doch das tust du nicht. Über die wichtigste Sache wusstest du nie Bescheid."
Ich kannte diesen Kerl kaum und trotzdem fühlte es sich so an, als würde er alles über meine Vergangenheit wissen. Die Verwirrung in meinem Kopf zeichnete sich wohl ebenfalls auf meinem Gesicht ab, denn es brauchte nicht mehr als diese Geste um ihn zu Ende sprechen zu lassen.
"Es geht um den Tod von deinem Bruder Cole. Die Sache ist, er hat nie stattgefunden."---
Das zweite Kapitel. Juhuu.
Ich schreibe wirklich gerne an diesem Buch und hoffe ihr lest es auch gerne :)Ich wünsche euch noch eine schöne Woche ♡
lg ines
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Finding Truth
Teen Fiction(abgeschlossen) Nach drei langen Jahren ist die 18 jährige Sam endlich bereit dazu, den Tod ihres Bruders hinter sich zu lassen und wieder ein geordnetes Leben zu beginnen. Doch als sie plötzlich in einem dunklen Zimmer ohne jegliches Gefühl für R...