19. ein befreites Gefühl

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Ich war auf eine hitzige Diskussion mit Aimee eingestellt, doch dass nun Gabriel vor mir stand, überforderte mich ein wenig.

"Darf ich reinkommen?", fragte er vorsichtig und kam bereits ins Zimmer getreten.

"Habe ich eine Wahl?"

"Eigentlich schon. Nur ich will nicht anfangen dich zu nerven."

"Wieso bist du mir nachgelaufen?"

Ich versuchte zu verbergen, dass ich schwer damit beschäftigt war die Enttäuschung über Aimee zu verarbeiten. Aber mein Gefühl, dass ich Gabriel nichts vormachen konnte, bestätigte sich als er mit langen Schritten auf mich zu kam.

"Ich will dich nicht so einfach aufgeben, Sam", flüsterte er zwischen einem leisen Seufzen.

"Ich werde euch deswegen nicht im Stich lassen, falls du das denkst."

"Gerade spreche ich nicht von Cole. Es geht um dich. Um uns beide. Und um meine Ex."

Oh Mist

Ich hatte wirklich gehofft, wir wären allmählich mit diesem Thema durch.

Ohne darauf zu antworten, was er gerade gesagt hatte, ging ich ein Stück weiter ins Zimmer um mich unauffällig von ihm zu entfernen.

"Du bist mir wirklich wichtig, Sam."

"Du meinst wohl Allie ist dir wichtig", murmelte ich genervt.

Gabriel meinte erst vor kurzem, ich würde ihn einfach nur an seine Ex erinnern. Sowas von jemandem zu hören, der einem ans Herz gewachsen war, konnte ich nicht einfach so vergessen.

"Nein. Du bist mir wichtig. Hör zu. Ich finde du solltest wissen, wieso sich Allie und ich getrennt haben. Vielleicht kannst du dann versuchen mir zu verzeihen."

"Schieß los."

Neugierig wartete ich auf seine Erklärung und verschränkte die Arme vor meiner Brust um dem
Ernst der Situation noch mehr Ausdruck zu verleihen. Eigentlich wollte ich nicht unangenehm sein, doch irgendwie hatte er es schon verdient meinen Zorn zu spüren.

"Allie und ich waren ziemlich lange zusammen. Sie war meine erste Freundin und ich dachte immer sie wäre meine ganz große Liebe. Jason konnte sie immer leiden. Nur Caleb hielt sich sichtlich von ihr fern. Eines Tages erfuhr ich auch warum. Allie dachte wohl, dass Jasons Freundlichkeit ein Ausdruck von sexueller Zuneigung war. Deswegen hat sie mehrmals versucht sich an ihn ranzumachen. Und Caleb war von diesen Moment wahrhaftiger Augenzeuge. Irgendwann habe ich sie darauf angesprochen und sie meinte nur, dass alles Jasons schuld wäre."

Es kam mir ohne Vorwand immer näher. Schritt für Schritt.

"Ich habe mich von ihr getrennt, obwohl ich sie noch so sehr liebte. Irgendwas in meinem Kopf war der Meinung, du wärst ihr ähnlich. Doch das dachte ich nur anfangs."

Und noch ein paar Schritte mehr.

"Nach ein paar Tagen habe ich gemerkt, dass du nicht wie Allie bist. Du bist so viel besser. Du wusstest von anfang an was du willst und wem du trauen kannst. Sieh dich nur an...du wirkst so standfest obwohl du so eine riesige Menge an Scheiße mitmachen musstest."

Plötzlich war er mir so nah, dass er in völlig geringer Lautstärke sprechen konnte und ich ihn trotzdem noch verstand.

"Manchmal wünschte ich mir, wir beide hätten uns anders kennengelernt. Vielleicht beim Feiern oder so. Ich hätte dich auf einen Drink eingeladen und wir hätten sicher einen tollen Abend gehabt."

Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf meine Lippen und für einen Augenblick dachte ich, er wäre dabei mich zu küssen. Doch eigentlich beobachtete er nur schmunzelnd meine Mundwinkel, die sich inzwischen nach oben verzogen hatten.

"Ich darf nicht trinken."

"Was?", irritiert sah er mir wieder in die Augen.

"Ich bin 18, Gabriel. Mir ist klar, dass du wahrscheinlich so alt bist wie mein Bruder. Aber ich darf noch nicht legal trinken."

Lachend strich er mir eine Haarstränen hinters Ohr und für ein paar Sekunden, huschte die Erinnerung an unseren gemeinsamen Moment im Badezimmer vor meinen Augen vorbei.
Es war einfach total untypisch, dass ich so etwas zu ließ.
Aber aus irgendeinem Grund tat ich es.

"Darum geht es doch nicht."

"Hast du noch ein anderes Szenario zur Auswahl?", fragte ich grinsend und legte meinen Kopf ein wenig zur Seite, um die Frage zu unterstreichen.

Kurz tat er so, als würde er tatsächlich angestrengt überlegen.

"Wie wäre es damit. Dein Bruder hätte mich irgendwann zu euch nach Hause eingeladen. Und in dem Moment wo du mich das erste Mal zu Gesicht bekommen hättest, wärst du mir unwiderruflich verfallen."

Das Grinsen auf seinen Lippen, breitete sich ungewollt bis zu mir aus. Kopfschüttelnd nahm ich seine Hand aus meinen Hand, wodurch er irgendwie routinemäßig meine Finger zwischen seine nahm.

"Jetzt geh mal nicht zu weit", antwortete ich auf seine kleine Fantasygeschichte und mit einem Mal blitzte etwas in seinen Augen auf.

"Keine Sorge", flüsterte er sanft. "Ich werde nicht zu weit gehen. Dad verspreche ich dir."

Schon lagen seine weichen Lippen auf meinen und in meinem ganzen Körper breitete ein sich ein ungewohntes Gefühl aus, dass mich endlich wieder befreit fühlen ließ.

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Das letzte Kapitel der Lesenacht ist 30 min früher online gekommen, da ich gerne noch vor 00:00 schlafen gehen möchte ^^

Ich hoffe sehr euch hat die LESENACHT gefallen :)

Was sagt ihr zu dem Kapitel?


Gute Nacht liebe Leute und...

lg ines

♡♡♡

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