Vierundvierzigstes Kapitel

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Devil war nun das zweite Wunderpferd. Sein Vater war kaum von der Bildfläche verschwunden, schon suchten sich die Menschen ein neues Wunderpferd. Ich konnte die Fotografen und Besucher gar nicht mehr alle zählen. Egal ob In- oder Ausland, sie alle kamen nur für ein einziges Pferd auf den Hof: Become a Devil. Devil ertrug die vielen Menschen mit viel Geduld. Er wurde den ganzen Tag von Fans oder Reportern begleitet, die jeden seiner Schritte genau unter die Lupe nahmen. Und wehe er machte einmal einen Seitensprung. Dann war das Theater groß. Ich fühlte den extremen Druck, der auf meinen Schultern lag. Wenn Devil etwas passierte war ich Schuld und die Leute hatten keine Scheu es mir immer wieder unter die Nase zu reiben.

Heute waren wir wieder auf der Bahn und Devil streckte den kräftigen Hals nach unten. Er schnaubte lässig und trabte dann auf meinen Befehl ganz locker an. Er warf seine Beine extra hoch und stellte den Schweif auf. Voller Lebensfreude fiel er kurze Zeit später in den Galopp. Ich ließ die Zügel durch meine Finger gleiten und spürte, wie der junge Hengst beschleunigte. Mit großen, weiten Galoppsprüngen fetzte er durch die Gegenseite. Er schüttelte sich die Müdigkeit und Steifheit aus den Gelenken und wurde Sprung für Sprung geschmeidiger. Nach dem Bogen pfiff ich kurz und Devil nahm das Kommando sofort an und wurde langsamer. Ich wunderte mich immer wieder, was für raumgreifende Gänge der Fuchs hatte. Sogar im Schritt fühlte es sich an, als würde man schweben.

Am Eingang der Bahn wartete Nick auf uns. „Wie war er?"

„Wie immer. Willig, geschmeidig, schnell." Nick lächelte zufrieden und lobte den verschwitzten Hengst. „Meinst du er ist bereit für seinen zweiten Start?" Ungläubig starrte ich Nick an. „Er ist zwei und vor zwei Wochen erst gelaufen! Er könnte zwar siegen, aber ob das so gut für ihn ist, weiß ich nicht."

„Die Leute machen Druck. Sie wollen ihn auf der Bahn sehen." Ich schüttelte genervt den Kopf. „Können wir die nicht verjagen oder so was? Sie stören sowieso schon genug beim Training und jetzt wollen sie noch bestimmen, wann Devil zu laufen hat?" Wir waren vor dem Stall angekommen und ich stieg ab. Devil schnoberte sofort neugierig an meinen Taschen herum. Ich strich ihm liebevoll über die weiße Nase. „Mich nervt es nicht weniger. Ich kann keinen Schritt machen ohne zu erklären, was Devil heute machen wird und wie er gearbeitet hat." Ich zuckte mit den Schultern, während ich den Sattel von dem verschwitzten Rücken nahm. „Dann sperr sie aus. Ich weiß eh nicht, wer ihnen erlaubt hat hier überall rumzulaufen."

„Wenn das mal so einfach wäre...", sagte Nick und runzelte nachdenklich die Stirn. „Sag ihnen doch am besten, dass Devil die vielen Menschen auf Dauer nicht ertragen kann und seine Ruhe braucht", schlug ich vor. Ich hängte den Sattel an die Anbindestange und führte Devil zum Abspritzplatz. „Keine schlechte Idee. So geht das auf jeden Fall nicht mehr weiter." Entschlossen drehte sich der alte Trainer um und machte sich auf den Weg ins Büro. Ich sah den Aufschrei schon vor mir. Sie durften ‚ihren' Devil nicht mehr besuchen. Oh nein!

Der Fuchs machte den Hals lang und verzog genießerisch die Lippe, als ich ihn mit dem kühlen Wasser abspritzte. Ich hatte das Gefühl, dass es ihm gefiel im Mittelpunkt zu stehen. Doch trotzdem war er ein sehr genügsames Pferd, was sich über jede Zuwendung freute.


Dieses Wochenende waren Rennen in München, allerdings hatte ich dort keine Ritte bekommen. Also saß ich nun in meinem Zimmer und sah mir auf meinem Laptop die Live-Übertragung von dort an. Eigentlich hätte Devil dort starten sollen, aber das hatte ich Nick zum Glück ausgeredet. Es kam ein interessanter Zweijähriger auf die Bahn. Er hatte mir schon im Führring sehr gut gefallen. Er war groß und rahmig und trat sehr erfahren auf. Er unterschied sich darin von den anderen fünf, die starteten. Sein Name war Nemini Parcetur, was so viel bedeutete wie ‚Niemand wird verschont bleiben'.

Die Pferde rückten in die Boxen ein und gespannt wartete ich auf den Start.

„Und Boxen auf an der 1600 Meter-Marke. Wer setzt sich an die Spitze? Low Light hat den besten Start, wird aber jetzt abgelöst von Nemini Parcetur. Nemini Parcetur vorne, dahinter dann Low Light mit an der Außenseite Prince Charme. Dahinter sehen wir innen Midnight Lady begleitet von Now Or Never. Am Schluss des Feldes galoppiert Königsthron. So biegen die Pferde in den Schlussbogen ein und Nemini Parcetur hat weiterhin das Kommando. Nemini Parcetur führt mit drei Längen, dahinter weiterhin Low Light, dann Now Or Never, der spürbar Boden gut macht. Am Ende mit großem Rückstand Königsthron. So biegt das Feld in den Einlauf ein und Nemini Parcetur marschiert. Now Or Never ist der erste Angreifer. Nemini Parcetur weiterhin mit der Führung. Wo sind die Gegner? Nemini Parcetur löst sich auf drei, auf vier Längen. Dahinter kämpft Now Or Never mit Low Light, aber Nemini Parcetur geht hier ganz überlegen nach Hause. Nemini Parcetur mit zehn Längen! Dahinter..."


Das war eine erstklassige Vorstellung gewesen. Ich hatte gerade einen ernsthaften Gegner für Devil gefunden.

Fire DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt