49 - Ein zweites Mal

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Es war 17:30 Uhr. Ich ging nach unten, um mir etwas zu essen zu machen.

In der Küche schmierte ich mir ein Brot und sah aus dem Fenster.

Ich dachte, ich erleide einen Herzinfakt.

Das muss Einbildung sein. Ich hoffe, dass es Einbildung ist.

Draußen stand Baekhyun. Er machte keinen Anschein, die Treppen hochzugehen. Er stand einfach auf dem Hof und schaute auf den Boden. Seine Hände hatte er in seiner Hosentasche.

Ich blickte ihn an und bekam Herzklopfen.

Aus Liebe oder aus Angst, was er von mir will?

Ich muss zugeben, er sah wie immer hammer aus, doch eigentlich sollte ich mir das abgewöhnen zu denken. Ich möchte mich schließlich ENTlieben.

Als ich bemerkte, dass sein Blick nach oben wanderte, reagierte ich schnell und bückte mich. Da es so schnell gehen musste, konnte ich mein Gleichgewicht nicht direkt in der Hocke halten, weshalb ich erstmal noch auf meinen Hintern fiel.

Bravo.

Ich hockte mich richtig hin.

Ich werde ihm nicht die Tür öffnen. Ich werde stur sein. Er kann klingeln, so oft er will.

Und da hörte ich die Klingel auch schon.

Für einen kurzen Augenblick schloss ich meine Augen und hörte die Klingel noch ein weiteres und ein drittes Mal.

Ich öffnete meine Augen wieder und rutschte ein paar Meter an die Küchentür.

Eventuell kann ich so vorsichtig schauen, was hinter der Tür so vorsich geht.

Gerade wollte ich gucken, doch dann hörte ich Baekhyuns Stimme.
„Jennie, ich habe dich vorhin am Küchenfenster gesehen. Ich weiß also, dass du da bist. Versteck' dich nicht."

Ich zog scharf die Luft ein.
Na toll, das habe ich schon verkackt.

Ich hörte Baekhyun durch die Tür nur leise und gedämpft, doch leider war er zu hören. Er hatte so eine sanfte Stimme. Sie war nicht sauer oder genervt. Eher niedergeschlagen. Aber wie kann das sein? Baekhyun kann nicht durch mich verletzt sein. Einfach nein.

Ich wünschte echt, ich hätte ihn gerade nicht gehört, denn seine Stimmlage bereitete mir Schuldgefühle. Genau das wollte ich vermeiden.

„Und Jennie, ich weiß auch, dass du an der Küchentür sitzt, jetzt sind deine Haare zu sehen. Und tu' bitte nicht so, als würdest du mich nicht hören."

Ich rückte ein kleines Stück zurück in die Küche.

Man, bin ich blöd.

„Lass' es mich dir erklären."

Ich schwieg.

Was will er mir da bitte groß erklären? Dass er mich nicht liebt, mich nur verarscht hat?

„Bitte. Wenn du nachdem ich es dir erklärt habe noch immer der selben Meinung wie jetzt bist, na schön. Dann kannst du mich aus dem Haus scheuchen. Ich werde dich dann in Ruhe lassen, aber ich bitte dich. Höre mich erst an, bevor du mich für immer in der Hölle verbandst."

Was soll das denn jetzt von ihm? Er soll doch nicht direkt in die Hölle. Das einzige was ich will ist, ihn vergessen. Zumindest aus meinem Herzen. Er hat dort nichts mehr zu suchen. Eine Freundschaft würde nach diesem Ereignis nicht wirklich möglich sein, also was soll er in meinem Herzen? Lieben will ich ihn auf keinen Fall mehr. Ich mag hart klingen, aber mich hat "seine Tat" zutiefst verletzt. Ich war schon immer ein sensibler Mensch und das was er getan hat, war eindeutig über meinem "Alles-gut" Limit.

„Ich lasse dich dann in Frieden. Ich verspreche es dir",wiederholte sich Baekhyun, „Das ist doch eigentlich das, was du willst. Dass ich dich in Ruhe lasse. Wo ist das Problem, wenn du dir meine Erklärung anhörst? Es kann nur vorteilhalft für dich sein. Wenn du wirklich der selben Meinung bleibst, hast du die Erklärung und bist mich los. Für mich ist es zwar nicht so schön, doch es war ein Versprechen. Naja jedenfalls, wenn du mich dann letzlich verstehst, musst du mich nicht verbannen und wir können weiterhin befreundet sein. Egal für was du dich entscheidest, es ist ein Plus für DICH - nicht unbedingt für mich. Doch wenn du mich nicht rein lässt, werde ich dich in der Schule darauf ansprechen. Ich werde so lange versuchen, es dir zu erklären, bis du mir zuhörst. Du kannst mir nicht ewig aus dem Weg gehen."

Er hat recht. Egal, für was ich mich entscheide, es ist beides ein Vorteil für mich. Doch mein Problem ist, dass wenn ich mich wieder für die Freundschaft mit Baekhyun entscheide, nicht weiß, ob ich mich weiterhin so wie vorher verhalten kann. Es ist dann halt anders. Wir haben uns geküsst, wir können es nicht ändern.

Aber mich interessiert Baekhyuns Erklärung schon. Dehalb tue ich es.

Also wischte ich mir die paar Tränen aus dem Gesicht, stand dann auf und ging zur Tür.

Ich bin so dumm. Er hat mich tatsächlich überreden können. Ich bin echt naiv.

Langsam öffnete ich diese und blickte in sein (schönes) Gesicht.

„Jennie, du hast tatsächlich auf-"

„Los, erklär's mir. Ich gebe dir nicht unendlich Zeit",fuhr ich ihm dazwischen.

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und tat so, als wäre ich mehr wütend als traurig, obwohl es natürlich genau anders herum war. Ich war viel trauriger, beziehungsweise enttäuschter als sauer.

Streng sah ich ihm in die Augen, wobei ich ihm beinahe trotzdem verfiel.

Baekhyuns Pov.

Scharf zog ich die Luft ein und starrte Jennie weiterhin in die Augen.

Ich trat einen Schritt näher, ohne ihrem Blick zu weichen.

Und dann tat ich eigentlich etwas, was zuvor ein Fehler gewesen war:
Ich küsste Jennie.

Ich küsste sie einfach wieder.

Der Unterschied? - Ich tat es aus Liebe. In dem Moment machte ich es nicht für den Plan nein, ich wollte es. Ich wollte Jennie küssen, und zwar unbedingt. Ich hatte mich so sehr nach ihr gesehnt.

Ich wusste nicht, wie Jennie reagieren würde. Ob sie erwidern würde. Eventuell würde sie mich auch gleich wieder wegdrücken, sauer ins Haus treten und die Tür vor mir zuschmettern. Ich wusste nicht, was als nächstes passieren würde. Gerade spürte ich keine Reaktion. Vielleicht aus Schock. Das hoffte ich zumindest indes.

Ich wollte einfach für einen Augenblick frei von den ganzen Problemen sein. Und das war ich. Jennie ließ sie mich kurz vergessen. Das brauchte ich. Und vielleicht brauche ich ja sie?

Secrets - Jennie & Baekhyun (Blackpink & Exo ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt