Kapitel 1

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Ungeduldig wippte ich von einem Fuß auf den anderen. Ich begann meine Hände zu kneten, so wie ich es immer tat, wenn ich nervös war. Ich war nämlich ziemlich nervös- und aufgeregt. Denn es war das erste Mal seit vier Jahren, dass Harry und ich uns leibhaftig gegenüber stehen würden. Es war das erste Mal seit Jahren, dass ich mit meinen Finger wieder durch seine Locken wuscheln konnte, so wie ich es früher immer gemacht hatte.

Ich blickte mich am Eingang des Flughafens um. Meine Uhr zeigte 11:13 an, eigentlich müsste er längst gelandet sein. Sein Flugzeug sollte um viertel vor elf hier ankommen.  Wieder schaute ich auf das Display meines Handys, nur um fest zu stellen, dass erst eine Minute vergangen war.

'Ruhig Amanda, er wird schon kommen', rief ich mir in Gedanken zu.

Da meine Finger vom vielen Kneten langsam weh taten, entschied ich mich einfach meine Arme vor der Brust zu verschränken. Nach weiteren zehn Minuten des Wartens begann ich den Eingang auf und ab zu laufen, weil ich nicht mehr an einer Stelle warten konnte. Vielleicht war er woanders lang gegangen, als dort wo ich gewartet hatte.

"Amy", rief plötzlich eine mir vertraute Stimme.

Ruckartig drehte ich mich um. So schnell, dass meine Handtasche mir in die Rippen schlug. Fluchend fasste ich mir an die schmerzende Stelle.

"Immer noch genau so tollpatschig wie früher", lachte Harry. Seine Grübchen grinsten mir entgegen.

"Und du bist immer noch genau  so frech wie früher", meckerte ich und fiel ihm um den Hals. "Ich hab dich so vermisst!"

"Ich dich auch Kleine." Seine Hand streichelte leicht über meinen Rücken.

Fast hätte ich geweint, weil ich diese vertrauten Kleinigkeiten so sehr vermisst hatte. Ich löste mich wieder aus der Umarmung.

"Sag mal bist du gewachsen?", fragte ich ungläubig und betrachtete ihn.

"Oder du geschrumpft", neckte er mich.

"Harry!" Ich schlug ihm leicht auf den Arm.

"Ey nicht so laut", flüsterte er und hielt mir den Mund zu, "Sonst erkennt mich jemand."

"Ja is schon echt scheiße wenn man berühmt ist, oder?"

Deshalb trug er auch eine Mütze und eine Sonnenbrille. Er schaute mich verwundert an, als ich ihn weiter musterte.

"Was ist?", wollte Harry wissen.

Ich seufzte, dann lächelte ich ihn an. "Nichts... ich hab dich einfach unglaublich vermisst."

"Ich dich doch auch." Er schaute kurz zu Boden, dann lächelte er mich auch an. "Wollen wir dann?"

Wir gingen nach draußen und riefen uns ein Taxi. Harry bestand darauf, dass er bezahlte. Ich widersprach ihm nicht, da ich zurzeit sowieso knapp bei Kasse war.

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"Wo warst du eigentlich?", wollte ich wissen, als Harry und ich bei mir zuhause angekommen waren.

"Wie meinst du das?" Harry ließ sich auf die Couch fallen.

"Wo warst du bevor du hierher kamst? Ich meine du und die Jungs habt ne Villa in London, da musst du ja nicht mit einem Flugzeug bis nach Holmes Chapel fliegen?" Ich wartete seine Antwort ab.

"In Spanien", erklärte er mir knapp.

"Danke für diese aufschlussreiche Antwort", ich verdrehte die Augen.

Er lachte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. "Sorry aber ich bin einfach noch total müde von dem Flug und muss erstmal richtig ankommen", entschuldigte er sich.

Ich nickte verständnisvoll. Ich war nach Flügen auch immer total fertig. Und ich glaube mit den Jungs hatte er auch nicht allzu viel schlaf. Also schlug ich ihm vor ihm einen Tee zu kochen, wärend er sich auf der Couch ausruhen konnte. Harry nahm dieses Angebot dankend an.

"Kamilletee, so wie immer?", rief ich ihm aus der Küche zu.

"Nein, ich trink lieber einen Früchtetee... Waldbeere, wenn ihr habt", kam es aus dem Wohnzimmer zurück.

"Okay", flüsterte ich leicht irritiert. Früher war ich es immer, die Früchtetee getrunken hatte, wärend er mir den Tee fast aus der Hand geschlagen hatte, sobald ich ihm die Tasse hin gehalten hatte. Aber gut, Geschmäcker können sich ändern, oder?

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Nachdem ich ihm den Tee gebracht hatte, setzte ich mich zu ihm und wir redeten. Viel. Wir hatten beide so viel zu erzählen. Manchmal jedoch schwiegen wir uns gegenseitig an. Die Lockerheit, die wir am Flughafen hatten, wurde mit jeder Minute immer weniger. Schon als wir bei mir Zuhause angekommen waren, hatte ich gemerkt, dass etwas anders war. Ich glaubte sogar, dass er sich etwas unwohl hier fühlte, einfach weil ihm dieser Ort so vertraut war und er lange nicht mehr hier gewesen ist.

Harry erzählte mir viel von den Jungs, der Band, der Konzerte und sang mir ab und zu ein paar Zeilen vor. Als er 'You and I' anstimmte, sang ich leise mit, weil es zu meinen Lieblingsliedern gehörte.

"Bist du ein Directioner?", fragte er verwundert.

"Natürlich! Wenn nicht ich, wer dann? Ich bin dein größter Fan!", lachte ich und brachte ihn damit auch zum lachen.

"Aber auf einem Konzert von uns warst du noch nicht, oder muss ich mir darüber Gedanken machen?" Er sah mich amüsiert an.

"Nein, du hast mir ja keine Tickets geschenkt", seufzte ich.

Seine Miene wurde Ernst. "Hättest du welche gewollt?"

Ich lächelte leicht. "Nein nein, war nur Spaß. Du kennst doch Mum, sie hätte mich eh nicht hin gelassen."

Er nickte. Dann schaute er bedrückt zu Boden.

"Harry was ist denn?", fragte ich.

"Amanda-"

"Du weißt dass du mich so nicht nennen sollst", unterbrach ich ihn. Ich hasste meinen ganzen Namen, auch wenn ich schon oft Komplimente gehört hatte, wie schön er war. Ich mochte Amanda nicht.

Er lachte kurz auf. "Okay, Amy", er sah mich prüfend an, "sag mal ehrlich. Hättest du dir sowas gewünscht, dass ich dir mal Konzertkarten schenke oder so?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein wirklich nicht." Obwohl ich zugeben musste, dass ich es auch nicht schlecht gefunden hätte. Irgendwie hätte ich Mum schon überreden können.

Harry nahm meine Antwort hin. Das wäre früher anders gewesen. Er hatte immer sofort erkannt, wenn ich nicht ganz die Wahrheit sagte.

"Wieso wolltest du dich eigentlich mit mir treffen. Ich meine, so ganz plötzlich?", wollte ich wissen.

"Ich-", begann er gerade, als Mum ins Zimmer kam.

"Ach Amanda, ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast", sagte sie wärend sie sich ihre Bluse glatt Strich. "Harry, na, wie geht's dir denn?"

"Gut", antwortete er, "Ihnen?"

Sie verzog das Gesicht. "Es muss ja", dann lachte sie und verschwand. Kurz darauf hörte man die Haustür ins Schloss fallen.

In der darauf folgenden Stille, ergriff Harry das Wort.

"Lust London unsicher zu machen?"

Ich grinste. "Sicher doch."

My Ex Best Friend (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt