Kapitel 3

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Ich lief die Straßen Londons entlang ohne Orientierung. Ohne die leiseste Ahnung zu haben wo ich nun hin sollte. Wärend ich so ziellos lief, rannen mir Tränen wie Bäche die Wangen hinab. Sonst war ich nicht so. Ich weinte sonst nie so stark. Ich weinte sonst nie direkt nachdem etwas passiert ist, was mich verletzt. Und vor allem hasste ich es in der Öffentlichkeit zu weinen. Durch den Tränenschleier nahm ich ein paar Passanten wahr, die mich komisch musterten. Ich hätte ihnen am liebsten den Mittelfinger gezeigt und sie angeschrien, dass sie aufhören sollen zu glotzen, aber mir fehlte die Kraft dazu. Außerdem haben diese Menschen es nicht verdient, dass ich meine Wut und Trauer an ihnen auslasse.

Ich nahm mir ein Taxi nach hause. Der Taxifahrer, ein älterer Herr, versuchte mich auf zu muntern und mit mir in ein Gespräch zu kommen, aber ich sagte nicht viel, wenn ich überhaupt etwas raus bekam, deshalb ließ er mich irgendwann in Ruhe.

Meine Augen schmerzten, als ich aus dem Taxi stieg. Ich hatte schon längere Zeit aufgehört zu weinen und jetzt, als ich vor meinem Haus stand, wurde mir bewusst, dass Mum sich fragen würde, was mit mir los war. Vielleicht war sie ja noch gar nicht wieder da. Sie war ja kurz bevor Harry und ich gegangen waren auch gegangen. Wo war sie eigentlich hin? Oh stimmt, sie hatte-

"Amanda, warum stehst du denn hier vor dem Haus? Hast du deinen Schlüssel vergessen?" Mist, Mum.

Sie merkte, dass mit mir etwas nicht stimmte. Wie gut dass sie gerade entschieden hatte, dass meine schlechte Laune davon kam, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte.

"Ja, Harry" ,ich stockte kurz bei seinem Namen ," Harry und ich waren so schnell aufgebrochen, dass ich gar nicht mehr an den Schlüssel gedacht hatte."

Mum sah mich skeptisch an. Sie musterte mich von oben bis unten. Ich drückte mit der Hand auf meinen Schlüssel, der in meiner hinterern Hosentasche steckte und hoffte, dass er kein Geräsch machen würde, was natürlich völlig schwachsinnig war.

"Und deshalb hast du geweint?" Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Ich konnte ihren Blick nicht deuten und wusste nicht, ob sie mir das glaubte oder nicht.

"Ja", sagte ich, konnte ihr aber nicht in die Augen sehen, weshalb ich auf unser Haus schaute.

Es war groß, naja relativ groß, wenn man bedachte, dass nur Mum und ich darin wohnten. Dad war kurz nach meiner Geburt gestorben. Bei einem Autounfall, da war ich gerade erst drei Monate alt, weshalb ich mich nicht an ihn erinnern konnte. Aber Mum hatte mir viel von ihm erzählt. Sie hatte ihn wirklich geliebt, ich denk so sehr wie keinen anderen seitdem. Sie hatte seitdem auch nicht wirklich wieder eine andere Beziehung angefangen. Anfangs hat sie es versucht, aber ich denke ihr wurde ziemlich schnell klar, dass mein Vater der Einzige für sie war.

"Amanda", Mum sah mich mit zusammen gekniffenen Augen an.

"Mum", sagte ich genervt und verschränkte nun ebenfalls meine Arme. Sie hatten angefangen zu zittern. Wie schonmal erwähnt, ich lügte Mum nicht gerne an. Aber ich hatte wirklich keine Lust ihr davon zu erzählen was zwischen Harry und mir gewesen ist.

Mum wandte den Blick langsam von mir ab, die Augen immer noch zusammen gekniffen. Sie presste die Lippen aufeinander und während sie zur Haustür lief und diese aufschloss, atmete sie tief aus. Ich auch - und zwar vor Erleichterung. Anfangs hatte Mum gezweifelt ob ich ihr die Wahrheit sagte, dann presste sie immer die Lippen zusammen, das war schon so so lange ich mich erinnern konnte. Und wenn sie tief ausatmete hatte sie sich entschlossen mir zu glauben. Ein Glück.

"Hast du dann auch nochmal vor rein zu kommen, Amy?", rief sie mir aus dem Haus zu.

Ich nickte, wobei sie es nicht sehen konnte und ging rein. Ich schloss leise die Tür hinter mir. Ich lief an der Küche vorbei, aus der ich Geräusche vernahm. Mum machte bestimmt gleich was zu Essen. Ich beschloss die Treppen hoch in mein Zimmer zu gehen.

"Wo gehst du hin? Es wird bald essen geben, bleib doch unten", drang Mums Stimme zu mir.

Mir war überhaupt nicht nach Essen zu mute, was nicht nur an dem Burger und der Pommes lag, die ich bei McDonalds gegessen hatte. "Ich hab schon gegessen", rief ich ganz einfach zurück und setzte meinen Weg fort.

Ich hörte Mum noch etwas wie "Wenn das so ist..." sagen, aber ich achtete nicht drauf. In meinem Zimmer schloss ich die Tür hinter mir und ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen. Meine Beine taten weh, mein Kopf brummte und meine Augen begannen wieder zu brennen. Ich fühlte mich so schlapp, als hätte ich die ganze Nacht durchgefeiert. Scheiß Gefühl. Vielleicht tat eine Dusche gut. Also glitt ich schnell aus meinen Klamotten und lief ins Bad, ließ das Wasser an und stellte mich unter den kalten Strahl. Ich hatte das Wasser nicht wirklich warm gemacht, tat ich eigentlich nie. Ich duschte schon seit längerem kälter, als andere. Doch das war auch nicht immer so gewesen. Ich stellte fest, dass es wieder eine Veränderung war, die erst eingetreten ist, als ich Harry nicht mehr gesehen hatte.

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Als ich mich fertig angezogen und meine Haare geföhnt hatte, setzte ich mich wieder auf mein Bett und nahm mir mein Handy. Von unten hörte ich den Fernseher, es war schon spät, sodass Mum wahrscheinlich beim fernsehen eingeschlafen war, was nicht selten passierte. Ich scrollte durch meine Kontakte und blieb bei "Harry:)" hängen. Ich merkte wie meine Augen sich wieder mit Tränen füllten. Ich öffnete seinen Kontakt. Die Nummer war alt, er hatte seitdem schon mehrere neue Handys gehabt.

Und obwohl wir immer geskypt hatten, hatten wir nie mehr Nummern getauscht. Es war unlogisch, ich weiß. Aber es war nunmal so.

Ich löschte seinen Kontakt ohne lange nach zu denken. Das war eh überfällig, die Nummer brauchte ich nicht mehr und selbst wenn es seine aktuelle wäre, hätte ich sie nicht mehr haben wollen.

Ich ließ mich nach hinten auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Es tat gut einfach zu entspannen. Genau in dem Moment vibrierte mein Handy. Ich schaute auf das Display.

Neue Nachricht von...

...einer unbekannten Nummer

Und ich hatte plötzlich unglaubliche Angst diese Nachricht zu öffnen, weil ich Angst hatte, dass sie von der Person war, von der ich gerade am wenigsten wissen wollte. Schwachsinn, weshalb sollte ich Angst haben?

Er hatte meine Nummer doch gar nicht, oder etwa doch?

My Ex Best Friend (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt