Kapitel 12 - Rückweg

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Wir blieben noch ein paar Tage in dem Dorf und erholten uns. Die Verletzten wurden gepflegt und die Gesunden gingen auf die Jagd. Der Winter würde bald anfangen und wir brauchten Vorräte und Felle.

Meinem Bruder Mulak lief ich nicht über den Weg und darüber war ich auch froh. Wir verstanden uns nicht und er war egoistisch und selbstsüchtig.

Neil sah ich auch nicht, sie hatte wohl auch viel zu tun.

Nach acht Tagen ging es den Verwundeten besser und wir hatten genug Vorräte und Felle für die Reise.

Also brachen wir auf und machten uns auf den Rückweg.

Von Neils Stamm kamen nur 30 Leute mit, die Anderen wollten dort bleiben und das Dorf wieder richtig aufbauen. Die, die mitkamen, ritten auf Pferden und manche Tiger wurden deswegen ziemlich nervös.

Ich führte wieder unsere Krieger und ritt ganz vorne. Mulak und Neil ritten irgendwo bei den Anderen.

,,Du magst Mulak nicht!", sagte Talu nach einer Weile.

,,Stimmt!", antwortete ich nur.

,,Ich finde ihn auch etwas eingebildet aber er ist dein Bruder, solltet ihr nicht mal netter zueinander sein?"

Ich seufzte. ,,Er kann ja damit anfangen!"

Dann ritten wir schweigend weiter.

Am Mittag machten wir wieder eine Pause und ich setzte mich auf einen Stein und sah den Anderen zu. Sie unterhielten sich, lachten und trainierten das Kämpfen.

,,Hey, kann ich mich zu dir setzen?", fragte plötzlich jemand hinter mir.

Ich drehte mich um und da stand meine Mutter. ,,Ja, wenn du willst!"

Sie setzte sich und fragte: ,,Wie kommt es, dass ihr jetzt alle auf Tigern reitet?"

,,Als die Nachricht kam, dass Vater tot ist, tauchten sie auf und wollten uns bei unserer Rache helfen. Sie haben erzählt, dass unsere Völker früher auch zusammen gelebt haben und das wollten sie wieder!"

Neil nickte.

Ich war immernoch sauer auf sie, weil sie mich und meinen Vater alleine gelassen hatte.

,,Wie ging es dir, nachdem ich mit deinem Bruder fort gegangen bin?", fragte sie.

,,Am Anfang war ich traurig und auch Vater war sehr traurig. Nach ein paar Jahren, haben wir die Hoffnung aufgegeben euch wieder zu sehen und ab da wart ihr tot für uns."

Neil nickte wieder und sah gedankenverloren in die Ferne.

,,Warum hat Mulak sich so verändert?", fragte ich.

Neil seufzte. ,,Er hat alles verloren als wir gegangen sind und das hat seine Spuren hinterlassen."

,,Er behandelt mich wie... keine Ahnung, er ist halt nicht sonderlich nett zu mir und ich habe das Gefühl, er hasst mich, weil ich jetzt die Anführerin des Stammes bin!"

,,Ja, so ist er!", antwortete meine Mutter.

Wir ritten weiter und ich unterhielt mich mit Talu.

,,Jetzt hast du also doch noch Familie außer deiner Oma", sagte er.

,,Ja aber irgendwie sind wir uns fremd geworden!"

,,Kein Wunder, ihr habt euch jahrelang nicht gesehen!", bemerkte er.

Am Abend schlugen wir wieder unser Lager auf.

,,Ich gehe jagen!", sagte ich zu Neil und den anderen und machte mich dann mit meinen Waffen auf den Weg.

Ich schlich aufmerksam durch den Wald auf der Suche nach Beute.

Nach einer Weile bemerkte ich, wie mich jemand verfolgte.  Ich bog um einen Felsen und blieb hinter der Ecke stehen, dann wartete ich auf meinen Schatten.

Kurze Zeit später kam er auch schon. Er bemerkte mich nicht und wollte an mir vorbei gehen, doch ich hielt ihm mein Schwert an seine Kehle. Langsam drehte er sich zu mir um und nahm seine Kapuze ab.

,,Mulak, warum folgst du mir?", fragte ich ihn.

Er sah mich an und antwortete: ,,Du bist nich würdig, die Anführerin zu sein!"

Ich zuckte zusammen. ,,Was weißt du schon von Würde? Du bist abgehauen und hast dein Volk im Stich gelassen!", sagte ich dann wütend. ,,Bist du mir gefolgt, um mich zu töten? Damit du sagen kannst, du hast versucht mich zu beschützen? Damit du der Anführer wirst? Mein Volk hatte Glück, dass du gegangen bist!"

Er sah mich stumm an, dann antwortete er ruhig: ,,Na schön, wie wäre es mit einem Kampf um den Posten des Anführers? Wer verliert, der akzeptiert den Anderen!"

Ich lachte. ,,Warum sollte ich das machen? Ich habe doch schon den Posten!"

Mulak überlegte. ,,Wenn du gewinnst, lasse ich dich in Ruhe und akzeptiere dich. Wenn du das Angebot nicht annimmst, werde ich dir immer folgen, darauf wartend, dass du einen Fehler machst. Ich werde dich bei deinem Volk schlecht machen und irgendwann wollen sie mich als Anführer!"

Okay, jetzt hat er mich irgendwie überzeugt.

,,Na gut, dann kämpfen wir hier und jetzt aber schwöre, dass wen du verlierst, dich an die Abmachung hätst!", sagte ich.

,,Ich schwöre es!", antwortete er und hielt mir seine Hand hin. ,,Jetzt schwöre du, dich auch an die Abmachungen zu halten!"

,,Ich schwöre es!", sagte ich und schlug ein.

Shiera die TigerprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt