Der Artikel über Korea war tatsächlich von den Lesern der Website mit Interesse zur Kenntnis genommen worden. Die Klick-Zahlen hatten sich innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden so positiv entwickelt, hatte Herr Baumann Alexandra am nächsten Tag zum Feierabend mitgeteilt, dass die Politik-Redaktion beschlossen hatte, ihn für die Sonntagsausgabe der gedruckten Zeitung zu nutzen. Obwohl auch dort noch Katharinas Name auftauchen würde, war Alexandra im Stillen sehr stolz auf sich. Sie hatte auf einen Schlag allen bewiesen, dass sie keine unfähige Volontärin war.
Am Mittwoch hatte sie zu Dienstbeginn sogar einen Auftrag ihres Ressortleiters auf ihrem Tisch vorgefunden, der sie zu einem Außentermin schickte. Obwohl es sich um ein deutlich weniger politisches Thema handelte, freute Alexandra sich doch, nicht nur den Vormittag außerhalb der Redaktion verbringen zu können, sondern vor allem alleine und ohne Aufsicht ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen.
Ihre Freude wurde ein wenig getrübt davon, dass Herr Baumann sie bei ihrer Rückkehr vom Termin darauf hinwies, dass sie auch diesen Artikel bitte zunächst Katharina zeigen sollte, damit sie prüft, ob er angemessen war. Alexandra hatte schon zu einer Erwiderung angesetzt, da fügte ihr Chef ungewohnt vertraulich hinzu: „Wenn wieder nur Rechtschreibfehler zu beanstanden sind, wird natürlich nur Ihr Name erscheinen."
Zufrieden, dass Herr Baumann das Problem so simpel zu lösen wusste, kehrte sie an ihren Schreibtisch zurück. Sie hatte das Mittagessen und damit die Gelegenheit, mit Matthias zu plaudern, verpasst, aber ihre Laune war trotzdem mehr als gut.
Fröhlich tippte sie ihre Notizen zu einem Artikel um, wählte aus den von ihr selbst geschossenen Fotos zwei aus, die gut passen würden, und rollte dann vorsichtig um die Ecke zu Katharina: „Hey. Herr Baumann will, dass du meinen Artikel wieder kontrollierst. Hast du kurz Zeit?"
Zu ihrer Überraschung schenkte ihre Freundin ihr ein breites Lächeln: „Aber für dich doch immer. Schick rüber!"
Alexandra wusste nicht recht, was sie von dieser Reaktion halten sollte, doch sie zuckte innerlich mit den Schultern. Katharina liebte es einfach, sich zuvorkommend zu präsentieren, und da sie zuletzt für ihre Hilfe mit der Ko-Autorschaft an einem Artikel, an dem sie nicht wirklich gearbeitet hatte, belohnt worden war, hielt sie daran wohl weiter fest.
Im Gegensatz zu der Reportage über Korea war dieser Artikel eher kurz und Katharina entsprechend schnell mit der Korrektur durch. Sie schickte ihn mit drei Anmerkungen zur Kommasetzung an Alexandra zurück, die nach kurzem Überlegen alles unverändert ließ und mit dem Text zu Herrn Baumann ins Büro trat.
Sie fand ihren Ressortleiter alleine vor, Stefan schien heute selbst auf einem Termin zu sein.
„Frau Berger, kommen Sie rein", begrüßte Herr Baumann sie lächelnd und deutete auf den Stuhl neben sich: „Da mein Kollege gerade nicht da ist, können Sie sich gerne auf seinen Platz setzen."
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Sie sind immer noch mein Chef ✔️
RomanceEigentlich sollte der neue Job für Alexandra der Startpunkt in ein neues Leben bedeuten. Sie wollte die Vergangenheit hinter sich lassen, nette Kollegen kennenlernen und vor allem endlich ihr Können unter Beweis stellen. Stattdessen trifft sie auf i...