Eigentlich sollte der neue Job für Alexandra der Startpunkt in ein neues Leben bedeuten. Sie wollte die Vergangenheit hinter sich lassen, nette Kollegen kennenlernen und vor allem endlich ihr Können unter Beweis stellen. Stattdessen trifft sie auf i...
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Kritisch beäugte Alexandra die Auswahl an Fotos, die ihr zur Verfügung standen. Seit sie ihr Volontariat angefangen hatte, war in ihr der Wunsch gewachsen, an ihrem alten Blog weiterzuschreiben, und jetzt hatte sie sich endlich hingesetzt, um genau das zu tun. Schon früher hatte sie über Mode und Models geschrieben, etwas, das sie nun mit Fokus auf die fünfziger Jahre und Vintage-Mode im Allgemeinen fortsetzen wollte. Für ihren ersten Blog-Eintrag wollte sie ihr eigenes Lieblingsoutfit vorstellen, doch all die Fotos, die sie mühsam vor dem Spiegel zu Hause von sich selbst gemacht hatte, gefielen ihr nicht.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, mit ihrem Laptop in ein Café zu gehen, um den Beitrag zu schreiben, denn jetzt hatte sie keine Möglichkeit mehr, noch schnell neue Fotos zu machen. Sie musste mit dem Leben, was sie auf der Festplatte gespeichert hatte.
Sie beschloss, das Problem auf später zu verschieben, und sich stattdessen dem Text zu widmen. Bedächtig löffelte sie den Milchschaum von ihrem Cappuccino, während sie über einen Anfangssatz nachdachte. Sie hatte dieses kleine Café vor zwei Wochen entdeckt und sich sofort verliebt, da alle Mitarbeiter einen nahezu perfekten Milchschaum produzieren konnten. Auch der Espresso gelang ihnen stets ordentlich.
Vor allem aber schätzte sie die Atmosphäre in diesem kleinen, alternativ eingerichteten Café. Es gab ausschließlich Zweiertische, die meisten belegt, häufig von Menschen wie ihr selbst, die mit Laptop, Buch oder Notizblock bewaffnet alleine da saßen und an irgendwelchen Projekten arbeiteten. Es war eine betriebsame, aber trotzdem ruhige und freundliche Atmosphäre hier.
Der schwere Vorhang, der in einem Halbkreis vor der Eingangstür hing, um die kalte Luft draußen zu halten, teilte sich, und ein Mann mit tief ins Gesicht gezogenem Hut trat ein. Normalerweise schenkte Alexandra neuen Gästen kaum Aufmerksamkeit, zu sehr galt all ihre Konzentration ihrem eigenen Projekt. Doch an diesem Mann war irgendetwas vertraut, die Art, wie er sich bewegte, die Schulterpartie, sie war sich sicher, ihn zu kennen.
Und tatsächlich, als wollte ihr das Leben einen üblen Streich spielen, kam unter dem Hut ausgerechnet Stefan zum Vorschein. Augenblicklich duckte Alexandra sich hinter ihrem aufgeklappten Laptop. Sie wollte ihm nicht wirklich aus dem Weg gehen, aber genauso wenig hatte sie Interesse daran, hier in ihrer Freizeit mit ihm höfliche Konversation betreiben zu müssen. Zusätzlich war sie noch immer verstimmt darüber, wie wenig er auf den Scherz von Matthias reagiert hatte.
Leider war ihr Bemühen vergebens. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kam Stefan direkt auf ihren Tisch zu geschlendert, nachdem er Jacke und Hut am Eingang aufgehängt hatte.
„Alexandra", sagte er fröhlich, aber mit gesenkter Stimme, um die restlichen Gäste nicht zu belästigen: „Wer hätte gedacht, dass du dich an deinem freien Tag unters gemeine Volk mischst?"
Ergeben klappte sie ihren Laptop zu. Stefan hatte sich ohne Nachfrage auf dem Stuhl ihr gegenüber niedergelassen und schien kein Interesse daran zu haben, bald wieder aufzustehen. Also würde sie sich dem unvermeidlichen stellen. Emotionslos gab sie zurück: „Ich glaube, gemeines Volk ist nicht ganz der Begriff, den du suchst."