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Als Alexandra am Dienstagmorgen zu ihrem Schreibtisch kam, wartete dort bereits Joana auf sie, ein wenig blass, aber offensichtlich wieder gesund genug, um auf Arbeit zu kommen

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Als Alexandra am Dienstagmorgen zu ihrem Schreibtisch kam, wartete dort bereits Joana auf sie, ein wenig blass, aber offensichtlich wieder gesund genug, um auf Arbeit zu kommen. Lächelnd stellte Alex ihre Tasche ab und begrüßte sie: „Hey, geht es dir wieder besser?"

„Ja, danke", nickte sie: „Ich habe leider Migräne und an manchen Tagen ist es so schlimm, dass ich nichts tun kann."

„Oh weh, das ist nicht schön!"

Alexandra wusste von anderen Frauen, dass Migräne tatsächlich ein großes Problem sein konnte. Wenn man solche Kopfschmerzen hatte, dass der Magen rebellierte, jedes Licht störend war und die Sehnerven völlig überlastet Blitze und Auren an das Gehirn lieferten, war man einfach hilflos.

„Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, dass du für mich mit Stefan zum Ausschuss gefahren bist", erklärte Joana warm: „Es hat mich so geärgert, aber ich konnte gestern einfach nicht."

Beruhigend legte Alexandra ihr eine Hand auf die Schulter: „Ist doch kein Problem. Wir sind schließlich alle ein Team und ziehen an einem Strang. Wenn einer mal ausfällt springt ein anderer ein. Und für mich war es eine tolle Möglichkeit, mal aus der Redaktion rauszukommen."

Joana wirkte ehrlich erleichtert: „Schön, dass du das so siehst. Ich hatte irgendwie Angst, dass du sauer auf mich bist. Vor allem, weil Kathi mir eben erzählt hat, dass du gestern noch eine Stunde länger geblieben bist."

Wie auf ein Stichwort kam Katharina hinter ihrem Schreibtisch hervor und lächelte breit: „Ich hoffe, Stefan hat sich nicht zu sehr schikaniert. Ich habe ihm schon so oft gesagt, dass er nicht von allen Redakteuren denselben Einsatz erwarten kann. Und bei einer Volontärin ist es ja fast schon frech, Überstunden zu fordern."

Joana nickte zustimmend: „Ja, vermutlich ist er es einfach zu sehr gewöhnt, dass ich immer länger bleibe. Ich hoffe, das war nicht zu schlimm für dich?"

Am liebsten hätte Alexandra mit den Augen gerollt bei Kathis Aussage, doch da Joana die unterschwellige Spitze nicht mitbekommen hatte, ignorierte sie es auch und erwiderte stattdessen: „Ach was, so ist das eben in der Zeitungsbranche."

„Du wirst sowas ja vermutlich auch nicht zu oft erleben", stelle Katharina fest, während sie mit ihren Fingern durch ihr Haar fuhr: „Ihr von Online habt ja keine Deadline jeden Tag für den Druck. Falls eure Artikel nicht fertig werden, kommen sie halt eine Stunde später online, das kümmert ja niemanden."

„Achso?", hakte Joana nachdenklich nach: „Ich dachte immer, bei Online sei es besonders stressig, weil es eingetaktete Veröffentlichungszeiten gibt."

Katharina machte nur eine wegwerfende Handbewegung: „Ja, klar gibt es die, aber es ist ja eigentlich egal. Ob das nun eine Stunde früher oder später kommt, das interessiert doch Leser online nicht."

Tief holte Alexandra Luft: „Das ist nicht richtig. Es gibt jeden Tag mehrere Uhrzeiten, zu denen Artikel veröffentlichungsfertig sein müssen. Zum Beispiel die Mittagsveröffentlichung um eins. Zu dem Zeitpunkt machen viele normale Angestellte Pause und scrollen durch Twitter und ihre anderen sozialen Netzwerke. Da müssen die Artikel raus und beworben werden. Ebenso abends um sechs, wo die meistens von der Arbeit heim sind und nochmal ihren Feed checken. Was da später kommt, wird ignoriert, weil es zum nächsten großen Punkt, kurz vor dem Schlafengehen, schon wieder in den Massen anderer Nachrichten verschwunden ist. Wir haben nicht umsonst ein Team von Datenanalysten, die jeden Tag aufs Neue prüfen, ob unsere Artikel gut getimet sind."

Sie sind immer noch mein Chef ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt