5. Archie being Archie.

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"Wieso spricht er spanisch?", murmelte ich fassungslos vor mich hin. Es war mehr an mich selbst als an alle anderen gerichtet, doch Layla hatte mich gehört. 

"Du magst Alex nicht besonders, kann das sein?" Sie lächelte mich amüsiert an, sodass ihre dunklen Augen anfingen zu scheinen. 

"Wer hat gesagt das ich das nicht tue?" Meine Sicht wanderten wieder zu ihm wie er vor einem Reisebus mit einem Mitarbeiter sprach.

"Du hast während des gesamten Tages noch kein einziges nettes Wort zu ihm gesagt", sagte sie selbstsicher und verschränkte die Arme vor dem Körper. Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete sie, dass ich aufgab und sagte, dass ich ihn nicht leiden konnte. Das stimmte aber nicht mal. Es gab eine menge Menschen, die ich nicht mochte. Einer davon war unverhofft Teil dieser Reise geworden. Doch ich konnte Alex nicht mit Archie auf eine Stufe setzten.

"Ich habe 'danke' zu ihm gesagt", entgegnete ich deshalb und lächelte triumphierend. Doch sie gönnte mir diesen Punkt nicht: "Nur weil er deinen Freund vertrieben hat."

"Er ist nicht mein Freund!" Okay, ich gebe zu, dass das vielleicht ein bisschen laut war, denn plötzlich drehen sich nicht nur Erin und Ben zu mir um, sondern auch noch Archie, der ganz verlassen ein paar Meter Abstand zwischen uns allen hielt. Alex hatte zum Glück nichts davon mitbekommen, denn der unterhielt sich immer noch munter auf spanisch mit diesem Ecuadorianer.

Layla verdrückte sich das Lachen nur sehr sehr schwer. "Hör auf damit", warnte ich sie deshalb.

"Wer ist der Typ denn bitte dann? Dein Cousin, der trotz allem Anstand doch etwas für dich empfindet und sogar tausende Kilometer für dich auf sich nimmt?"

Ich verzog angewidert das Gesicht: "Oh mein Gott, nein." Zum Glück nicht, denn das würde bedeuten, dass ich sogar noch eine familiäre Bindung zu ihm hätte. So würde ich ihn schließlich nie loswerden. "Es ist kompliziert."

"Na gut", sie zuckte mit den Schultern. "Irgendwann rückst du noch mit der Sprache raus, Lou." Unglaublich selbstsicher ist sie ja, das musste man ihr lassen. Irgendwie erinnerte sie mich ein bisschen an mich selbst. Ich glaubte, dass wir beide auf jeden Fall klar miteinander kommen würden.

Die anderen waren auch verdammt in Ordnung. Archie würde ich eh so schnell wie möglich wieder los werden, also versprach ich mir selbst, mich nicht so viel über ihn aufzuregen und Alex... tja, keine Ahnung ehrlich gesagt. Ich war allerdings in den letzten Jahren echt gut darin gewesen Sympathie zu faken, also sollte das zur Not auch kein Problem werden.

Merkt euch den letzten Satz bitte. Ich lag in meinem Leben noch nie so falsch, aber das sollte ich erst noch spüren.

Weg von dem Gespräch mit Layla gingen meine Gedanken hinzu dem Hier und Jetzt. Sehe wir das ganze mal pragmatisch: Eine Gruppe aus sechs (bald fünf) Menschen. Bestehend aus zwei Ende Vierzigjährigen, die extrem schweigsam waren, einem Mädchen, was glaubte mir all meine wohl behüteten Geheimnisse zu entlocken, zwei verwöhnte Millionärskinder, wovon eins der absolute Abfuck war und ein Typ, der als Einziger spanisch sprach und jeder somit von ihm abhängig war. Bitte beachten Sie dabei, dass alle in der Hitze von Ecuador zu schmelzen drohten und keiner eine Ahnung hatte wo sie hin mussten.

"Ich weiß wo wir hin müssen." Alex tauchte auf einmal in meinem Sichtfeld auf. 

"Echt jetzt?", fragte ich überrascht. Ja gut, wir hatten ihn schließlich los geschickt, damit er in Erfahrung brachte wohin wir müssen, um nicht zu sterben.

Genervt ignorierte er mich und wendete sich an die anderen. Auch Archie trat vorsichtig heran, doch auch er ignorierte mich gekonnt. "Wir gehen zum Hauptschalter, dort hat die Organisation Unterlagen für uns hinterlegt. Der Typ meinte, dass dann irgendwo vor Block C ein Mietauto stehen würde, womit wir zu unserer Unterkunft kommen können."

The journey of my life (PAUSIERT!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt