3. Are you kidding me?!

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Gestresst sah Michelle auf ihre Uhr, als ob das Flugzeug jeden Moment abheben würde. Um ganz ehrlich zu sein wusste ich nicht woher ich die plötzliche Ruhe nahm. Sich von allen... okay, von Daisy und Mom, zu verabschieden hätte mich mehr beunruhigen sollen. Wahrscheinlich stellte sich mein Gehirn schon auf die vor mir liegende Freiheit ein. Wenn es nicht so komisch klingen würde, hätte ich sogar gesagt, dass ich sie beinahe riechen konnte.

Das einzige was ich gerade tatsächlich riechen konnte, war Michelles starkes Parfüm, dass in meine Nase stieg als ich ihr hinterher trottete. Irgendwann, nachdem wir durch das halbe Flughafengebäude gehechtet waren, kamen wir an dem offiziellen Informationsstand von SurpTravel an. Ich will ja nicht sagen, dass ich die Letzte war und mich alle entweder keines Blickes würdigten oder mich genervt anfunkelten, aber ich war die Letzte und ja, alle ignorierten oder sahen mich böse an. Großartiger Start. Mit denen sollte ich irgendwo in die Mongolei reisen? Na schönen Dank auch.

Ganz im Gegensatz zu mir war Michelle überhaupt nicht außer Atem, sondern stellte sich vor die Gruppe und zog die übliche Einführungsveranstaltung durch.

Ich konnte mich nicht auf alles konzentrieren was sie sagte, weil ich immer wieder auf ihre wippenden Haare schielte, aber ich denke, dass Wichtigste habe ich behalten. Für Notfälle konnten wir uns an den vierundzwanzig Stunden Service wenden, die Jobsuche wurde uns zwar nicht komplett abgenommen, aber durch zahlreiche Partnerunternehmen erheblich vereinfacht und bei Problemen mit den Gruppenmitgliedern sollten wir versöhnlich gestimmte Gespräche, dem Anruf bei der örtliche Polizei vorziehen. 

Fast hätte ich laut los gelacht. Die würdigten mich ja jetzt schon keines Blickes. Wo sollten da bitte Probleme aufkommen? Plötzlich fühlte ich mich wie in der Highschool. Die Meisten wussten, dass ich auf sie keine Lust hatte, also ließen sie mich links liegen. Der einzige Unterschied war, dass ich jetzt nicht einfach zu Daisy fahren konnte, um mit jemandem zu sprechen. Hier war ich komplett auf mich allein gestellt.

Die Panik kam wieder. 

Okay Lou, du schaffst das. Du hast bereits alles in deinem Leben irgendwie geschafft, also sollte es kein Problem sein deinen Gruppenmitgliedern wenigstens vorzuspielen sie zu mögen. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und als ich sie wieder öffnete, hatte ich mein freundlichstes Lächeln aufgesetzt, was ich mir über die letzten Jahre antrainiert hatte.

Michelle stand für weitere Fragen offen. Ein Mann mittleren Alters, grauem Haaransatz und einer schlaksigen Figur löcherte die arme Mitarbeiterin förmlich. Vermutlich war er fünfhundert Mal so nervös wie wir alle zusammen. Während er eine nach der anderen Frage auspackte, entschieden sich die Meisten in die Nähe des Standes zu setzten und ihr Handgepäck wieder abzustellen.

Auch ich konnte und wollte nicht länger stehen und suchte mir eine freie Sitzreihe. Ich ließ mich darauf plumpsen und suchte mir prompt meine Kopfhörer aus der Tasche. Sobald ich in meinem Handy die richtige Band gefunden hatte, drehte ich so laut auf wie ging und ließ mich von der Musik in meinen Ohren benebeln. 

Nun hatte ich zum ersten Mal Zeit mir meine Mitreisenden genauer anzuschauen. Wie es aussah waren wir zu fünft. Eine kleine, überschaubare Gruppe also, wogegen ich absolut nichts einzuwenden hatte. Zuerst fiel mein Blick erneut auf den Mann. Michelle sah aus, als ob sie ihn bei der nächsten Frage eine rein hauen würde. Langsam wurde sie mir doch sympathisch, lachte ich in mich hinein. Er trug ein kariertes Hemd, was er bis zum Anschlag zugeknöpft hatte, dazu eine schlichte beige Hose und klobige Wanderschuhe. Der perfekte Familienvater, wenn ihr mich fragt. Jedoch war weit und breit kein Kind zu sehen. Was war wohl sein Grund von hier zu verschwinden? Auch wenn ich ihn etwas überängstlich fand, war er mir relativ sympathisch. 

Billie Joe Armstrong schrie gerade seine Gefühle heraus, als ich weiter beobachtete. Es stand eine Frau nicht weit weg von Michelle und dem älteren Mann. Sie konnte ungefähr sein Alter haben, was mich wirklich überraschte. Ich hatte nicht gedacht mit über Vierzigjährigen zu reisen. Hatte sie keine Familie? Oder wollte sie genau deshalb von hier weg?

The journey of my life (PAUSIERT!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt