Lügen über den Satanismus

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Mediale Darstellungen von Satanismus stützen sich oft auf verbreitete Klischees wie Tier- und Menschenopfer beziehungsweise Ritualmorde im Zusammenhang mit Schwarzen Messen, ohne dafür konkrete Beweise vorlegen zu können. Bei diesen Berichten werden auch okkultistische Gruppierungen ohne Bezug zum Satanismus, wie der Ordo Templi Orientis, genannt. Teilweise werden auch Kriminalfälle wie der Mordfall von Sondershausen als satanistisch motiviert dargestellt.

Häufig werden auch „sexuelle Ausschweifungen“ und „perverse“ sexuelle Praktiken als Bestandteil von Satanismus und satanischen Messen angesehen. Die Schwarze Messe im 'The Black Book of Satan des Order of Nine Angles (ONA)' beispielsweise beinhaltet Hostienfrevel durch Ejakulation auf die Hostie und eine Orgie. In 'The Black Book of Satan III' ist auch eine zusätzliche Version für Homosexuelle zu finden. Toleranz gegenüber Homosexualität zeigen auch Äußerungen von Peter H. Gilmore und Anton Szandor LaVey von der Church of Satan, für die das Sexualleben des Einzelnen ausschließlich dessen Privatsache ist und die Mitgliedschaft von Homosexuellen wie Oliver Fehn und Marc Almond. Im Gegensatz dazu stehen wiederum die homophoben Ansichten von Kerry Bolton und entsprechende Äußerungen zahlreicher Black-Metal-Musiker.

Ab 1885 veröffentlichte der Franzose Léo Taxil die Verschwörungstheorie, die Freimaurer wären in Wahrheit Satanisten. In ihren Logenhäusern würden sie regelmäßig sexualmagische Orgien und Schwarze Messen zelebrieren, ihr oberster Chef erhalte seine Anweisungen von Luzifer persönlich. Diese und andere wüste Behauptungen verbreitete er in mehreren Büchern und in der Broschürenserie Le Diable au XIXe siècle („Der Teufel im 19. Jahrhundert“), von der 240 Titel erschienen. 1897 gestand Taxil öffentlich ein, dass er sich den ganzen Schwindel nur ausgedacht hatte.

In den 1980er und 1990er Jahren war in den Vereinigten Staaten die Annahme verbreitet, Kinder würden in großer Zahl von Mitgliedern satanistischer Sekten rituell missbraucht. Auslöser war 1980 der Bestseller Michelle Remembers, in dem die Autorin angab, mittels Hypnotherapie Erinnerungen an Vergewaltigungen und Folterungen zurückerlangt zu haben, die sie seit ihrem fünften Lebensjahr von Mitgliedern der Church of Satan erlitten habe. 1987 schockierte ein Prozess die amerikanische Öffentlichkeit, in dem es um einen Satanistenring von 100 Lehrern und Erziehern ging, die insgesamt 360 Kinder der McMartin Preschool in Manhattan Beach, Kalifornien, missbraucht haben sollten. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurden immer mehr Fälle ritueller Gewalt an Einrichtungen der Kinderbetreuung aktenkundig: Lehrer, Sozialarbeiter, Therapeuten und Polizisten, die in Fortbildungsseminaren über rituelle Gewalt geschult worden waren, entdeckten mittels suggestiver Befragungsmethoden immer neue Fälle. Es entstand eine anti-satanistische „Moral Panic“, eine Massenhysterie, vergleichbar dem Hexenglauben des europäischen Mittelalters. Die Annahme, es gäbe ein großes Netzwerk satanistischer Gruppen, die rituelle Gewalt an Kindern ausüben und jährlich bis zu 60.000 Menschen töten würden, wurde von einer breiten Koalition von fundamentalistischen Christen, Feministinnen, Ärzten, Polizisten und Sozialarbeitern getragen. Seitdem die Angeklagten im McMartin-Prozess wegen erwiesener Unschuld freigesprochen worden waren und der Wahrheitsgehalt von Michelle Remembers in Zweifel gezogen worden war, ging der Glaube an massenhaften satanistischen Kindesmissbrauch Mitte der 1990er Jahre rasch wieder zurück. Heute werden die Berichte darüber auf Erinnerungsverfälschungen, Verschwörungstheorien und den Einfluss von Kinofilmen wie 'Rosemaries Baby' oder 'Der Exorzist' zurückgeführt.

Satanismus wird auch als rechtsextreme Ideologie dargestellt. Die antichristliche Ideologie sei zugleich antisemitisch und die sozialdarwinistische Position biete „extreme Nähen“ zu einem religiös begründeten „faschistischen Menschen- und Weltbild“. Im Gegensatz dazu bezeichnet Fehn Satanisten als rationale Freidenker. Die Church of Satan, der er angehört, ist offiziell apolitisch; in ihrem Text Church of Satan Policy on Politics heißt es:

“Our members span an amazing political spectrum, which includes but is not limited to: Libertarians, Liberals, Conservatives, Republicans, Democrats, Reform Party members, Independents, Capitalists, Socialists, Communists, Stalinists, Leninists, Trotskyites, Maoists, Zionists, Monarchists, Fascists, Anarchists, and just about anything else you could possibly imagine.”

– Church of Satan

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