Kapitel 1

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PoV Palle

Als ich das Schulgelände betrat und einmal tief durchatmete, war ich mir sicher, jetzt endlich meine Vergangenheit hinter mir gelassen zu haben. Der Umzug nach Köln war ein Neustart.

Mit schnellen Schritten lief ich ins Sekretariat, wo ich einen Raumplan, meinen Stundenplan und alle Schulbücher bekam. Die letzten zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn verbrachte ich damit, mich in der Aula und auf dem Pausenhof umzusehen. Als die Schulglocke läutete, folgte ich der Schülermasse nach drinnen und beeilte mich, zu unserem Klassenraum zu finden.

Als ich am richtigen Zimmer ankam, warteten schon gut zehn Schüler vor der verschlossenen Türe. Sie standen in Grüppchen von je drei oder vier Leuten zusammen und unterhielten sich. Als ich mich gegenüber der Türe gegen die Wand lehnte, kamen direkt drei Jungs auf mich zu und fragten: „Hey, bist du der Neue? Patrick?"

Ich nickte und antwortete: „Ja, aber bitte nennt mich Palle, ich mag meinen Namen nicht so..." Grinsend antwortete der kleinste der drei Jungs: „Ich hab auch nen Spitznamen, obwohl ich mit meinem eigentlichen Namen ganz zufrieden war. Naja, ich bin Stegi." Sofort wurde ihm von dem braunhaarigen, etwas größeren Jungen, der neben ihm stand durch die Haare gewuschelt, während dieser sagte: „Glaub ihm kein Wort, eigentlich ist unser Stegobert hier sehr froh über seinen Spitznamen. Der ist nämlich so schön niedlich!"

Verwirrt blickte ich zwischen den Beiden hin und her, die kichernd nebeneinander standen. Jetzt schaltete sich auch der dritte der Jungs ein und meinte: „Beachte die zwei Turteltauben einfach nicht. Ich bin übrigens Freddie und..." Augenscheinlich hatte der Braunhaarige noch etwas sagen wollen, doch Stegi unterbrach ihn, indem er aufgebracht rief: „Hee, wir sind keine Turteltauben!" Grinsend ergänzte der Größere: „Stimmt, wir tun nur so."

„Man Tiiim!", nörgelte Stegi sofort und ich zog fragend eine Augenbraue hoch, woraufhin Freddie erklärte: „Also die Beiden sind zusammen aber manchmal kommt man sich vor, als würden sie sich hassen. Naja, das ist normal, man darf sich einfach über nichts wundern, dann gehen sie voll klar."

Mit dieser Aussage fing sich Freddie einen beleidigten Blick von Stegi und einen belustigten von Tim und mir ein. Bevor allerdings noch jemand etwas sagen konnte, kam unser Lehrer angehetzt und sperrte den Raum auf, während er sich außer Atem entschuldigte: „Hab im Stau gestanden!"

Irgendwie war alles hier total chaotisch, aber das machte die vergleichsweise kleine Schule zu etwas Besonderem. Zu viert trotteten wir als letzte der Klasse in den Raum und Sowohl Stegi und Tim als auch Freddie steuerten sofort die letzte Reihe an. Leise fragte ich: „Und wo soll ich sitzen?" „Da", antwortete Freddie und deutete auf den Platz neben sich. Schnell beeilte ich mich, meine Sachen auf den Tisch neben dem Braunhaarigen zu legen und setzte mich dann neben ihn.

Erstmal stellte sich unser Lehrer als Herr Funack vor und ich musste aufstehen und ein kleines Bisschen über mich erzählen, dann fing unser Lehrer an, uns den Stundenplan und die Lehrerverteilung zu diktieren und die üblichen Sachen über Schulordnung zu erzählen. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, immerhin konnte ich mit den Lehrernamen nichts anfangen und die Schulregeln lauteten hier sicher auch nicht viel anders als in meiner alten Schule in Hamburg.

Irgendwann klingelte es zur zweiten Stunde und unser Lehrer verkündete, dass wir in den Schulgottesdienst mussten. Die meisten Schüler murrten nur, ein paar schienen sich zu freuen. Tim und Stegi blieben wie versteinert auf ihren Plätzen sitzen und Herr Funack machte auch keine Anstalten, sie zum Mitgehen zu bewegen.

„Die haben sich das Recht, während dem Gottesdienst hier bleiben zu dürfen vor zwei Jahren hart erkämpft", flüsterte mir Freddie ins Ohr, als mein verwirrter Blick zwischen dem Pärchen und unserem Lehrer hin und her wanderte.

„Nur weil sie schwul sind?", fragte ich ungläubig. „Ja", antwortete Freddie, „Immerhin ist die katholische Kirche schon ein Bisschen homophob..." überfordert seufzte ich und wandte meinen Blick ab. Nach einigen Minuten Schweigen fragte der Braunhaarige neben mir: „Palle, was ist los?" Kurz überlegte ich, antwortete dann aber wahrheitsgemäß: „Ich bin pansexuell und meine Schwester ist transgender. Und trotzdem sind wir beide mehr oder weniger gläubig. Nichts ist unmöglich!"

Überrascht riss Freddie die Augen auf, sagte aber nichts dazu. Als wir fast an der Kirche angekommen waren, murmelte er dann allerdings: „Äh, also deine Sis... ist die dann ein Junge oder ein Mädchen?" „Sie ist ein Junge und fühlt sich als Mädchen, deswegen heißt sie nicht mehr Kai sondern Kelly.", antwortete ich kurz angebunden. Dann betraten wir nacheinander die Kirche.

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Spontan entstanden, einfach nicht über die manchmal eventuell seltsame Handlung wundern xD

Hab mir Mühe gegeben ^^

Kritik?

Bye!

Kürbistumor - Perfect StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt