12. Kapitel

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Als es zum Ende der vierten Stunde klingelte und alle Schüler auf den Pausenhof strömten, ließ Manu meine Hand los und hinterließ damit eine traurige Kälte. Dann liefen wir hintereinander in die Aula und ich setzte mich zu den Anderen auf die Bank. Mein Blick folgte dem Braunhaarigen, der nach draußen lief und um die Ecke verschwand.

Ich hoffte inständig, er würde zu Beginn der fünften Stunden wieder auftauchen, denn wir hatten Sport und auch wenn ich mir den Gedanken verkneifen wollte, hätte ich doch gerne seinen Oberkörper gesehen.

Doch als wir uns auf den Weg zu den Turnhallen machten, war von Manu keine Spur. Auch als wir uns anzogen, tauchte er nicht auf. Erst, als wir schon fast fertig waren und in die Turnhalle gehen wollten, kam er angehetzt, warf seine Sachen neben mich auf die Bank und begann hastig, sich umzuziehen.

Neugierig fragte ich: „Was hast du gemacht?" „Hab mein Handy bei Opa liegen gelassen.", gab er zurück und seine Wangen färbten sich noch röter als sie es wegen dem Rennen sowieso schon waren. Grinsend sah ich ihm dabei zu, wie er sich hektisch umzog und hatte dabei freie Sicht auf seinen nackten Oberkörper.

Dann machten wir uns zusammen auf den Weg in die Turnhalle, wo die anderen schon auf uns warteten. Zum Aufwärmen mussten wir drei Runden um die Halle laufen und danach machten wir Kraftübungen.

Ich merkte Manu deutlich an, dass er nicht viel Kondition hatte, auch wenn er versuchte, es nicht zu zeigen, doch die Wenigsten in unserer Klasse schafften alle Übungen auf Anhieb. Ich war stolz darauf, als Einziger zwanzig Liegestützen am Stück zu schaffen und konnte den aufmerksamen Blick Manus in meinem Rücken spüren.

Für die zweite Hälfte der Doppelstunde teilten wir uns in Zweiergruppen auf und übten das Passen mit einem Basketball. Da Bastian schon mit Freddie übte, tat ich mich mit Manu zusammen und wir übten unter leisem Gelächter und ohne wirkliche Konzentration den Umgang mit dem Basketball.

Am Ende der Stunde waren alle recht erschöpft, aber ich war glücklich. Manu und ich verstanden uns so gut, als kannten wir uns schon Jahrelang, dabei hatten wir heute das erste Mal miteinander geredet.

Während wir uns umzogen, redete kaum jemand, doch ich konnte Manus Blicke auf mir spüren, während ich selbst es auch nicht lassen konnte, immer mal wieder zu ihm herüber zu schielen, auf die Gefahr hin, er könnte es bemerken.

Zusammen schlenderten wir zur Bushaltestelle, doch wie auch am Tag zuvor mussten wir noch zwanzig Minuten warten, nachdem die Anderen abgefahren waren. Wir setzten uns nebeneinander auf die Sitze im gläsernen Bushäuschen und einige Minuten lang schwiegen wir nur, bis Manu irgendwann fragte: „Palle, ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Aber willst du auch, dass ich mich dir anvertraue?"

Überrascht hob ich den Kopf und antwortete mit „Ja." Ich wollte, dass er mir vertraute, wollte ihm wichtig sein. „Dann erzähle ich dir jetzt etwas, das außer dir niemand weiß und auch nie jemand wissen wird."

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Für alle, die sich parallel auch die Let's Reads auf YouTube anhören: Der Part ist früher auf WP als auf YT, weil ich heute keine Zeit zum Aufnehmen hatte.

Übrigens danke für alle reads und votes, besonders aber für die ganzen lieben Kommentare ^^

Bye!

Kürbistumor - Perfect StrangerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt