Die Wohnung war kalt, als ich spät abends heimkehrte.
Ich hatte sie nach Hause gefahren und wir hatten uns im Auto verabschiedet.
Mir war ganz anders geworden und eigentlich hatte ich es schnell hinter mich bringen wollen, aber dann kullerten bei ihr die Tränen und ich nahm sie fest in die Arme und hielt sie schweigend.
Ich wartete, bis die Tränen nachließen und getrocknet waren.
Es tat mir so leid, sie allein zu lassen, sie gehen lassen zu müssen, obwohl sie so unendlich traurig aussah.
Ich versprach ihr, dass es nicht nur eine Sache für ein Wochenende war, sondern das alles echt war und ich sie wiedersehen wollte. Unbedingt.
Zuletzt tauschten wir noch Telefonnummern aus.
Das Gefühl, sie gehen zu lassen, war so unangenehm, dass ich mich schnell ablenkte, indem ich wendete und ohne zurückzublicken davonfuhr.
In meiner Wohnung angekommen, wartete jedoch meine Frau.
Ich hatte damit gerechnet, dass sie im Bett liegen und schlafen würde und so entglitten mir kurz die Gesichtszüge.
Meine Frau saß mit einer halbvollen Teetasse da.
Ruhig bat sie mich, mich zu ihr zu setzen.
"Wir müssen reden."
Seit es Beziehungen gab, gab es auch diesen Satz.
Ich nicke langsam, um ihr zu signalisieren, dass sie fortfahren sollte.
"Ich werde ausziehen. Unsere Ehe ist gut, aber wir wissen beide, dass das hier mehr Wohngemeinschaft als Liebe ist. Ich möchte gehen, damit wir beide die Chance haben, mit einem Partner zusammenzuleben, den wir lieben."
Sie machte eine kurze Pause und nahm meine Hand.
"Du weißt, dass ich dich liebe und ich weiß, dass du mich liebst. Platonisch. Und ich denke, dass du mich verstehst."
Meine Frau kannte mich gut. Sie ahnte, was ich dachte, auch wenn ich es nicht aussprach.
"Ich weiß. Ich will nur das beste für dich", sagte ich leise.
Sie lächelte matt und trank ihren Tee in einem Zug aus.
"Wir werden in den nächsten Wochen alles Weitere regeln, in Ordnung?"
Zustimmend nickte ich.
Sie stand auf, stellte ihre Tasse in die Spülmaschine und zog ihre Jacke an. Die aus echtem weichen Leder, die ich ihr geschenkt hatte.
Ich kam ihr nach und umarmte sie schließlich, als sie mir eine gute Nacht wünschte.
Als die Tür ins Schloss fiel, atmete ich hörbar aus.
Ich hatte nie einen einzigen Gedanken an eine Trennung von meiner Frau verschwendet. Dieses Szenario war mir nie in den Sinn gekommen.
Nun, da die Trennung in Minuten über die Bühne gegangen war, fühlte ich...Erleichterung.
Erleichtert war ich, weil ich diesen Schritt nicht gehen musste.
Erleichtert, weil ich jetzt offiziell frei und ungebunden war.
Erleichtert, weil die Trennung so schmerzlos war.
Erleichtert, weil ich jetzt allein war und ihr schreiben konnte.
Was ich sofort tat.

DU LIEST GERADE
Sie
RomanceEin Abendessen bei Freunden. Die Tochter der Gastgeber sitzt mit am Tisch und ein Gast ist sofort fasziniert von dem Mädchen... Die Kurzgeschichte einer minutiösen Beobachtung, einer Beziehung, der schon lange die Liebe fehlt und einer Anziehung, d...