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Das zweite Meer

Ich schlang die Arme um meine Freundin und gemeinsam sahen wir zu, wie immer wieder Wellen auf den Strand trafen, ihn überrollten und dann freigaben. Eine Sache, gemacht für die Ewigkeit. 

Es war Sommer. Die Sonne stand im Zenit.

Ich war siebenunddreißig und sie zwanzig.

Ein Jahr nachdem wir zusammen das erste Mal am Meer standen, waren wir endlich soweit gewesen, eine feste Beziehung zu führen. Als Fünfunddreißigjähriger und mit einer Achtzehnjährigen. Als Paar mit siebzehn Jahren Altersunterschied.

Doch es funktionierte. Bis heute.

Einige Wochen nach unserer Trennung zog meine Frau endgültig aus und wir ließen uns scheiden.

Meine Freundin schmiegte sich an mich.

"Ich dachte nicht, dass du dein Versprechen halten kannst", wisperte sie.

Ich grinste, obgleich sie es nicht sehen konnte.

"Du wärst überrascht."

~~~

Der Tag war wundervoll.

Nachdem wir spät abends die Pizzeria verließen, die Wangen rot vom Wein, schlenderten wir Hand in Hand durch die Dunkelheit an den Ortsrand zu meinem Wagen. Der Jeep stand am Feldrand.

Wir legten uns auf die große freie Ladefläche und blickten in den Sternenhimmel. Der Moment war perfekt, bis sie die Stille durch einen Schluckauf zerriss.

Ich lachte und erinnerte mich, dass sie diejenige von uns war, die wesentlich mehr vertrug.

Der Alkohol machte sie mutig und als der Schluckauf fort war, kletterte sie auf mich und küsste mich stürmisch. Ich liebte es, wenn sie offensiv war und zog sie näher an mich. Die Küsse wurden ruhiger, allerdings intensivierte sie das Wiegen ihrer Hüfte auf meiner Körpermitte.

Sie grinste in den Kuss. Sie wusste genau, was mich verrrückt machte.

Mir gelang es nicht, ihr Top in einer fließenden Bewegung auszuziehen.
Es verhedderte sich mit ihren Armen und wir beide lachten.

Liebe ist immer das, was Menschen daraus machen, dachte ich. Darüber lachen zu können, dass die Liebe nicht gescriptet ist und dass Ausziehen nie so schnell geht wie in Filmszenen.

Es dauerte seine Zeit, bis wir alle Kleidungsstücke losgeworden waren. Für zwei Angetrunkene lief es ganz gut, befand ich. 

Haut an Haut geschmiegt starrten wir uns an. Lange sahen wir nur in die Augen des anderen und ich für meinen Teil fand in ihr alles, was ich brauchte.

Ihr Körper über meinem wiegte und schaukelte mich in immer höhere Kreise.

Ich versank im Anblick ihres Gesichts, das zum Himmel gerichtet war.

Ich fühlte ihren Rhythmus, der mich dirigierte.

Mit den Fingern erweckte ich ihre Knospen zum Leben.

Ihre Bestätigung hinterließ Abdrücke ihrer Nägel auf meiner Brust.

Ich strich über ihre Arme, sah, wie sich die feinen dünnen Härchen aufrichteten und umfasste ihren Nacken. Erfühlte jeden einzelnen Halswirbel.

Mit sanfter Gewalt zog ich sie zu mir und küsste sie voller Inbrunst.

Sie kam nach mir auf meinen Lippen und ihr ersticktes Stöhnen wurde von meinem Mund aufgefangen.

Abermals blickten wir uns tief in die Augen und ich flüsterte an ihrer erhitzten Wange.

"Ich liebe dich, Sissi."