"Und was ist mit dem Baby? Ich will nicht, dass es ohne Vater aufwächst", sagte ich. "Wir kriegen das hin. Ich werd immer noch für dich da sein. Ich liebe dich immer noch, bloß auf eine andere Weise, wie du es dir wahrscheinlich wünscht", sagte Finn auf seine liebevolle Art, in die ich mich so verliebt hatte. "Das ist ja schön und gut", sagte ich und probierte meine Tränen zurückzuhalten. "Aber wie soll das gehen? Du liebst mich nicht so, wie ich es brauche. Ich bin 17 Jahre alt, gehe noch zur Schule und bin schwanger. Meine Mutter hasst mich und du warst die einzige Person, die zu mir gehalten hat...Die mich geliebt hat und der ich vertrauen konnte. Und jetzt eröffnest du mir, dass du schwul bist?! Wie soll ich denn bitte meinen Kindern erklären, dass ihr Vater mit meinem Bruder zusammen ist?!" "Macy, wir werden für alles eine Lösung finden! Du kannst mir vertrauen und ich werde weiterhin für dich sorgen, wenn du mich lässt. Ich hoffe du hast nichts gegen Schwule." "Nein natürlich nicht. Es ist bloß ein Schock für mich. Was würdest du machen, wenn ich dir auf einmal sagen würde, dass ich auf Mädchen stehe? Was hast du dir überhaupt dabei gedacht mit mir zu schlafen?" "Ich weiß nicht. Ich wollte einfach nur einmal wissen..." "Klar", unterbrach ich ihn. "Du wolltest nur einmal probieren, wie es ist mit mir zu schlafen. Genauso wie ich es nur einmal mit Jack probieren wollte." "Du hast was?!", fragte Finn entsetzt. "Du hast schon richtig gehört!", sagte ich todernst. "Wann das? Das ist doch jetzt ein Scherz oder? Das sagst du nur, um dich an mir zu rächen!" "Siehst du! Du rastest aus und ich soll ruhig bleiben?! Du bist oder warst ja sogar mit meinem Bruder zusammen!", sagte ich. "Du warst ja auch mit meinem Bruder zusammen, also darf ich auch mit deinem Bruder zusammen sein", sagte Finn kindisch. "Das macht überhaupt keinen Sinn",entgegnete ich. Finn stand auf und schlug gegen die Wand. So aggressiv kannte ich ihn gar nicht. "Warum hast du es mir nicht gesagt?", fragte Finn mit Wut unterdrückter Stimme. "Warum hätte ich?", fragte ich zurück. "Weil er mein Bruder ist! Mein Zwilling! Ich muss wissen, wenn jemand mit ihm zusammen ist!" Ich seufzte und ging zu meiner noch gepackten Tasche. "Finn, ich war nie mit ihm zusammen. Im Gegensatz zu dir und meinem Bruder. Das wäre etwas, das ICH hätte wissen müssen!" "Wie konntest du mit meinem Bruder schlafen und danach auch noch mit mir? Ich weiß gar nicht, ob ich mehr von dir enttäuscht bin oder von meinem Bruder, weil er mir nichts erzählt hat." "Finn, ist dir eigentlich klar, dass du genau in der gleichen Situation bist wie ich? Du kannst mir keine Vorwürfe machen, wenn du genau gleich gehandelt hast." Ich nahm die Tasche, zog meine Schuhe an und ging zur Tür. "Wo gehst du hin?", fragte Finn. "Du kannst jetzt nicht einfach gehen!" "Oh doch", sagte ich und rannte aus dem Haus. Finn hielt mich nicht auf.
Ich wusste nicht, wo ich hingehen sollte. Schließlich konnte ich wohl kaum zu meinen Eltern gehen. Ich beschloss zu meiner besten Freundin Marylin zu gehen. Sie wusste nichts von den Geschehnissen der letzten Tage. Ich hatte noch nicht einmal die Zeit gehabt ihr zu sagen, dass ich schwanger bin. Sie wusste zwar, dass ich schon Bedenken hatte schwanger zu sein, weil ich meine Regel lange nicht mehr bekommen hatte, aber dass dies nun wirklich der Fall war, wusste sie nicht. "Hey Süße", begrüßte mich Marylin und umarmte mich stürmisch. "Lass' mich raten: Du hast wieder Stress und brauchst jemanden zum Reden und einen Platz zum schlafen?" Ich erwiderte ihr Lächeln. "Du kennst mich einfach zu gut." Nachdem sie mir gezeigt hatte, wo ich schlafen konnte, gingen wir ins Wohnzimmer und guckten durch ihre DVD Sammlung. Marylin wollte unbedingt 'Juno' gucken. Auf diesen Film hatte ich in meiner momentanen Situation überhaupt keinen Nerv, aber es war Marylins Lieblingsfilm, also gab ich nach. Nebenbei redeten wir über die Schule und Marylin schwärmte von ihrem neuen Typen. Sie hatte fast jeden zweiten Monat einen Neuen und beteuerte mir, dass sie nun endlich ihre große Liebe gefunden hatte und er ganz sicher der Richtige war. "Was ist eigentlich mit dir? Seit Jahren hattest du keinen Freund mehr", sagte sie und guckte mich fragend an. "Ich hab von Julia gehört, dass sie dich mit Finn Harries Händchen haltend in der Stadt gesehen hat! Stimmt das? OMG, wenn das stimmen würde, das wäre DIE Sensation!" "Ne...da ist nichts", sagte ich ein wenig verunsichert. Ich fühlte mich schlecht, weil ich sie noch nie angelogen hatte. Aber ich fühlte mich im Moment einfach nicht in der Stimmung, um es ihr zu sagen. "Hm...das ist komisch. Ich habe mich letztens mit Jack getroffen und er meinte, du wohnst jetzt bei denen. Mit Finn in einem Zimmer. Mehr wollte er mir nicht sagen. Er meinte du würdest mir alles erklären, wenn du es möchtest", sie schaute mich forschend an und ich versteifte mich bei ihren Worten. In Gedanken verfluchte ich Jack dafür, dass er überhaupt etwas gesagt hatte. Er sollte in der Hölle schmoren! "Warum hast du dich mit Jack getroffen?", versuchte ich vom Thema abzulenken. Marylin hatte vorher nie etwas mit ihm zu tun gehabt. Hatte sie etwa auch mit ihm geschlafen? Schließlich war sie schon mit fast jedem Typen von unserer Schule im Bett gewesen. "Naja. Vor ein paar Monaten waren wir mal auf einer Party und wir haben uns kennengelernt und gut verstanden. Er meinte, wenn ich mal das Bedürfnis hätte mich mit ihm zu treffen, könnte ich ihn anrufen." So wie Marylin 'Bedürfnis' aussprach, konnte ich mir schon denken, was sie damit meinte. Es störte mich... Es störte mich irgendwie, dass Marylin ausgerechnet etwas mit Jack haben musste. Okay es war bekannt, dass Jack oft was mit Mädchen hatte, aber musste es unbedingt meine beste Freundin sein? "Und hbábt ihr?", fragte ich und legte automatisch meine Hand auf meinen Bauch. Finn hatte mich eben auf eine Idee gebracht, an die ich noch gar nicht gedacht hatte. Konnte es vielleicht sein, dass ich von Jack ein Kind erwartete?