Kapitel 9

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Schließlich hatte ich vor 3 Monaten auch mit Jack geschlafen. Es konnte also durchaus sein, dass er der Vater war.
"Ja klar hab ich mit ihm geschlafen! Einer der Harries Zwillinge fehlte mir noch in meiner Sammlung. Das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen! Naja ... Aber es wäre soo süß, wenn du und Finn ein Paar wären. Vielleicht könnte ich mich dann wieder an Jack ranmachen und wir könnten auf Doppel-Dates gehen.", sagte Marylin.
Ich sah sie an. Stumm hörte ich einfach nur weiter zu wie sie anfing davon zu schwärmen, wie toll es doch wäre, wenn jede von uns einen Harries Zwilling bekommen würde. Ich jedoch stellte nach einiger Zeit auf Durchzug.
"ich bin nicht mit Finn zusammen und werde es auch nicht kommen.", sagte ich kalt und unterbrach Marylin so. "Außerdem solltest du vielleicht lieber von deinem derzeitigen Freund schwärmen und nicht von Jack. Ich geh' schlafen. Gute Nacht."
Mit diesen Worten stand ich auf und ging ins Gästezimmer. Damit ließ ich eine verwirrte Marylin zurück.

Ich musste jetzt einfach meine Ruhe haben. An diesem Tag war einfach zu viel passiert. Vielleicht würde ich Marylin morgen alles erzählen, wenn ich über alles nachgedacht hatte und mich ein wenig beruhigt hatte.

Ich schloss die Tür hinter mir ab, machte mich fertig und legte mich ins Bett. Ich zog noch kurz mein Handy heraus und guckte nach neuen Nachrichten. 2 verpasste Anrufe von Finn, einen von Jack. 3 Mailboxnachrichten von meiner Mutter, eine von Christopher und eine von Jack. Was meine Mutter mir zu sagen hatte, wollte ich lieber gar nicht wissen. Wahrscheinlich wünschte sie mir oder den Kindern den Tod. Christopher wollte ich jetzt auf gar keinen Fall hören. Ich war gerade einmal ein paar Tage mit Finn glücklich gewesen und dann schwor ausgerechnet mein Bruder das Unheil herauf und zerstörte dieses kurze Glück. Natürlich war ich ihm nicht böse, dass er schwul war oder weil er in Finn verliebt war. Verletzt war ich, weil es so gekommen war. Wenn etwas Zeit vergangen war und die Trennung von Finn nicht mehr so frisch war, dann würde ich mich ihm wieder annähern.

Der Anruf und die Mailboxnachricht von Jack überraschten mich jedoch. Ich rief die Nachricht auf.
"Macy, wir müssen reden!! Ruf' mich so schnell wie möglich zurück!", sagte er. Ich hatte überhaupt gar keine Lust jetzt mit Jack zu reden. Aber wahrscheinlich war es das Beste, wenn ich ihn anrief. Schießlich war er der potenzielle Vater meiner Kinder.
Also wählte ich seine Nummer. Schon beim Ersten Klingeln nahm er ab: "Hallo?"
"Ich bin's, Macy."
"Gut, du hast auf mich gehört."
"Was willst du, Jack?", fragte ich schon gleich etwas kühler. Ich merkte langsam, dass die Kacke richtig am Dampfen war. Ich hatte keine Ahnung wer der Vater meiner Kinder war und egal ob es Jack oder Finn war, mit beiden war es keine rosige Zukunft. Finn war schwul und liebte meinen Bruder. Nicht nur, dass er mich nicht lieben könnte, nein, selbst wenn ich mit ihm zusammen kommen würde, würde es bestimmt einen riesigen Streit zwischen mir und meinem Bruder auslösen.
Und Jack? Naja, ob der überhaupt ein Mädchen lieben konnte war fraglich. Er hatte noch nie eine Freundin, nur jede Woche 'ne Neue im Bett...

Im Moment war ich dem Nervenzusammenbruch nah. Ich wünschte ich hätte niemals mit einem der beiden geschlafen. Wie sollte ich meinen Kindern erklären, dass ihr Vater ihren Onkel liebte oder ein Playboy war.

Jack riss mich aus meinen Gedanken. "Macy? Hörst du mir überhaupt zu?"
"Nein, tut mir leid. Fang noch mal an.", erwiderte ich.
Am anderen Ende der Leitung hörte ich ein Seufzen. "Okay, dann noch mal. Finn ist vor ein paar Stunde wütend in mein Zimmer gestürmt und hat angefangen auf mich einzuprügeln. Er hat mich angeschrien und gefragt was zur Hölle mir einfiele mitdir zu schlafen. Nach 'ner Zeit ist er zusammen gebrochen und hat mir erzählz, dass du ihn verlassen hast.", sagte er.
Ich hielt die Luft an und hoffte darauf, dass er noch irgendwas sagen würde.
"Außerdem hat er gesagt, dass ich auch der Vater der Kinder sein könnte.", flüsterte er. "Stimmt das Macy?"
"Na klar stimmt das. Oder schläfst du mit so vielen Mädchen, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst? Undich hoffe Finn hat dir auch erzählz, warum ich ihn verlassen habe.", sagte ich weinerlich.
Ich hatte keine Kraft mehr meine Gefühle zu verstecken und auf einmal fing ich an zu heulen. Mein ganzes Leben wurde von einen Tag auf den anderen zerstören.
"Oh Scheiße.", hörte ich Jack am anderen Ende der Leitung. Dann raschelte irgendwas und eine Tür wurde zugeschlagen. "Hör' mal zu Macy. Wir müssen uns wirklich unterhalten. Ich glaube das würde dir auch mal ganz gut tun. Wo bist du?"
Meine Tränen versiegten, als ich merkte wie ernst es ihm war. "Bei Marylin.",schniefte ich.
"Das wird ja immer besser.", seufzte Jack. "Egal, ich bin in 5Minuten da. Kannst du vor der Tür warten? Ich hab nicht so richtig Lust von Marylin zerissen zu werden."

Ich ging nach unten. Marylin saß immer noch auf dem Sofa und guckte irgendeine komische Serie. Ich versuchte mich an ihr vorbei zu schleichen, doch leider bemerkte sie mich. "Wo gehst du hin?"
"Ich muss nur mal kurz an die frische Luft.", sagte ich wenig überzeugend.
Sie zog nur fragend eine Augenbraue hoch, ließ mich aber ohne weitere Fragen gehen. Schnell ging ich nach draußen und lehnte die Tür leicht an. Unvorbereitet traf mich die Kälte und zitternd. Meine Gedanken schweiften ab.

"Nimm meine Jacke." Erschrocken fuhr ich zusammen und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Umgebung. Jack war aus dem Schatten getreten und kam auf mich zu. Er hielt mir seine Lederjacke hin und ich zog sie mir dankend über.
"Dann wollen wir dich mal reinschmuggeln.", sagte ich grinsend. Jack grinste zurück. Ein warmes Kribbeln durchfuhr mich. Er wollte gerade antworten, da wurden wir von Marylins Stimme unterbrochen.
"Wen willst du reinschmuggeln, Macy?"
"Äh... Jacks Lederjacke..." Ich wusste, dass das überhaupt keinen Sinn machte, aber ich wollte lieber nicht 'Jack' sagen.
"Ja klar. Ich weiß nicht was hier abgeht, aber ich finds echt scheiße, dass du mir anscheind alles verheimlichst. Ich dachte du bist meine beste Freundin.", sagte Marylin wütend.
"Wir können alles erklären.", versuchte Jack sie zu beruhigen.
"Ist mir egal. Ich wills gar nicht hören. Am besten gehst du jetzt und nimmst Macy gleich mit! Ich will jetzt niemanden von euch sehen!"

"Dieser Tag wird immer besser.", sagte ich verbittert. Ich wollte zu Marylin gehen und auf sie einreden, ihr alles erzählen oder wenigstens meine Sachen holen, aber Jack hielt mich zurück.
"Lass' sie Macy. Sie braucht Zeit für sich." Unsicher schaute ich zu ihm hoch und dann wieder zur Tür, durch die Marylin gerade verschwunden war.
"Glaub' mir.", sagte er verbittert. "So welche Szenen habe ich schon oft genug erlebt."
Das glaubte ich ihm sofort. "Aber ich hab doch jetzt gar keine Klamotten."
"Du kannst Klamotten von meiner Schwester haben."
"Aber wo soll ich schalfen? Bei Finn kann ich ja jetzt kaum noch schlafen. Ich will ihn nicht mal sehen. Ich glaube das Beste ist, wenn ich ein Hotelzimmer nehme."
"Kommt gar nicht in Frage. Stell dir mal vor dir oder den Babys passiert irgendwas.", sagte Jack besorgt.
Irritiert sah ich ihn an. Seit wann machte er denn auf nett und fürsorglich?
"Jack.", sagte ich ernst und schlang mir seine Jacke enger um die Schultern. "Ich könnte es jetzt nicht ertragen Finn zu sehen und ich glaube auch nicht, dass es euer Verhältnis stärken würde, wenn du mit mir angetanzt kommst."
Erst schaute Jack mich nachdenklích an, dann nickte er langsam. "Hast recht. Ich hab eine Wohnung in der Nähe. Würdest du mit mir kommen?", fragte er unsicher.

Dies würde all meine Probleme lösen, aber war es wirklich eine gute Idee mit ihm in seine Wohnung zu gehen?

Baby of a twinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt