Kapitel 6

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Mein Schädel brummte. Ich hatte gestern definitiv zuviel getrunken. Ich drehte mich auf die Seite und bemerkte plötzlich, dass eine fremde Frau neben mir lag. Erschrocken sprang ich auf. "Wer bist du und was tust du hier?" Fuhr ich sie an. Sie gähnte und streckte sich. "Entspann dich, dein Bruder Ryan meinte ich kann mich ruhig zu dir legen, weil die Jungs unten pennen." Verwirrt sah ich sie an. Was war gestern denn noch passiert, woran ich mich nicht mehr erinnern konnte? "Ich bin Selina, die Schwester von Nico und ein Schwarzer Panther." Stirnrunzelnd sah ich sie an. Meinten die gestern nicht noch Sunya können sich nur in Wölfe verwandeln? "Na dann, hallo Selina." Mit diesen Worten ging ich die Treppe runter, wo ich Larry im Sessel schlafend vorfand und meinen Bruder Ryan auf der Couch. Aus der Küche kam ein verführerisch leckerer Geruch, sodass ich nicht widerstehen konnte und ihm folgte.

Dieser Anblick überraschte mich noch  mehr. Der Rettungssanitäter, der bei mir im Wagen gewesen war, stand am Herd und kochte Rührei und auf dem Tisch standen frisch gebackene Brötchen. "Ok, was habe ich verpasst?" Fragte ich in den Raum hinein. Überrascht drehte er sich um und wandte sich, nachdem er festgestellt hatte, dass ich alleine war, wieder dem Ei zu. "Naja, ich war im Wald mit meiner Halbschwester spazieren, als ich gesehen habe, wie dein Bruder, Ryan glaube ich, versucht hat dich zum gehen zu bewegen. Also habe ich ihm geholfen und dich mit ihm zusammen hierher getragen. Allerdings war es bereits dunkel, deshalb sind wir geblieben. Eigentlich wollte ich dann heute morgen aufbrechen, aber da Larry hier ist, bin ich geblieben. Er meinte du hättest bestimmt nichts dagegen." Er erzählte das, als wäre das eine alltägliche Situation für ihn. "Und du bist?" Fragte ich ihn, da er mir das schließlich nicht erzählt hatte. "Nico." Ich nickte nur und gab Soyala ihr Futter. Irgendwas, was du noch hinzufügen kannst? Fragte ich sie. Die drei, also Larry, Nico und Selina, haben noch davon geredet, dass heute Vollmond ist. Ich fuhr ihr nachdenklich durch's Fell. Heißt das, dass wir uns nur zu Vollmond verwandeln können? Einen Moment lang überlegte sie, bevor sie antwortete. Ich weiß nicht. Aber das muss nichts bedeuten. Ich hatte schließlich auch keine Ahnung, dass so etwas überhaupt möglich wäre. Oder das es Sunya oder Snarrk geben könnte. Es wurde uns eine Tür geöffnet, von der wir nicht einmal wussten, dass sie existiert. Ich weiß nicht, was noch kommen wird, aber ich werde an deiner Seite bleiben, darauf kannst du dich Verlassen. Kurz nachdem sie geendet hatte, wurde mir schwarz vor Augen. Mal wieder.

Ich spürte einen kräftigen Arm um meine Taille, und spürte ein angenehmes prickeln. Plötzlich wurde ich hochgehoben, allerdings hatte ich keine Kraft um mich zu wehren.
Ich konnte Soyalas Geruch wahrnehmen und ihr Fell an meinem Gesicht spüren.

Eine Weile später wachte ich auf, weil mir zu warm wurde. Ich lag in meinem Bett, eine beruhigende Feststellung, allerdings verlor sich dieses Gefühl, als ich die Decke zur Seite schlug und feststellte, dass mich jemand ausgezogen hatte und als wäre das nicht schon genug, hatte sich das Fell auch noch ausgebreitet. Ich deckte mich schnell wieder zu, als Soyala mir mitteilte, dass Nico auf dem Weg zu mir sei.
Er öffnete die Tür und kam mit einigen Kühlpäcks auf dem Arm ins Zimmer. Erst jetzt fiel mir auf, dass er Fell am Arm hatte. Er folgte meinen Blick. "Was? Die Kühlpacks sind kalt." Ich nickte nur und ließ ihn machen. Er plazierte sie um mich herum und holte dann meinen Bruder.
Nico hatte mir bereits erklärt, dass ich mich heute das erste mal verwandeln würde.

Nachdem ich Ryan verabschiedet hatte zogen wir uns lockere Hemden über und liefen in den Wald. Soyala begleitete uns und ihre Pfoten waren fast verheilt. Erschöpft hielt ich auf einer Lichtung an und die anderen taten es mir gleich-auch wenn sie nicht mals ein wenig Erschöpft aussahen. Ich beobachtete wie der Mond langsam aufstieg. Soyala? Sie sah mich an. Du passt doch auf mich auf, oder? Ich hatte Angst, und ich machte mir keine Mühe, dass vor Soyala zu verheimlichen.
Ich spürte, dass sich heute etwas ändern würde - für immer.

Human or Dog?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt