Lupus Anima - Kapitel VI

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Kapitel VI

[Tyee]

Nachdem er die letzten Stunden vor seinem Notebook verbracht hatte und einfach nichts rausfinden konnte, gab Tyee die digitale Suche auf und machte sich auf den Weg Richtung Internat. Wenn das Internet nichts hergab, musste er eben doch einfach mit der Türe ins Haus fallen und dort nachfragen, wo er als einziges Antworten finden würde. Direkt dort oben auf dem Berg.

Er war sich noch nicht ganz sicher, in welcher Gestalt er erneut dort oben auftauchen sollte, aber noch hatte Tyee Zeit, sich zu entscheiden. Er war sowieso eher der spontane Typ und entschied immer alles nach seinem Bauchgefühl.

Nach dem seltsamen Traum der letzten Nacht, wo ihm dieser andere riesige Wolf und diese Wolfsfrau neben der weißen Wölfin erschien, glaubte er irgendwie fest daran, es sei Schicksal gewesen, dass er dieser zierlichen Wölfin begegnet ist und ihr das Leben retten konnte. Er wusste nur noch nicht, worauf das Ganze hinausläuft. Aber er würde es hoffentlich bald erfahren.

Tyee schlängelte seinen muskulösen Körper gerade zwischen ein paar alten Gerätschaften, Kisten und Containern hindurch, als ihn ein Geräusch aufhorchen ließ. Er konnte es zuerst nicht einordnen, aber im nächsten Moment erkannte er ein Stöhnen und dann ein durchdringender Schmerzensschrei.

Sofort war Tyee alarmiert, spannte seine Muskeln an, ging in die Hocke und sprang mit einem für einen Menschen viel zu leichten Satz auf einen alten Container. Von dort aus versuchte er zu überblicken, wer da geschrien haben könnte.

Im nächsten Augenblick gefror ihm fast das Blut in den Adern, als er einige hundert Meter weiter die weiße Wölfin in ihrer menschlichen Gestalt am Boden liegen sah, umzingelt von drei anderen Frauen, die sie zwar eingekreist hatten, sie aber nicht berührten. Dann schrie sie erneut, Tyee sah, wie sie sich an den Kopf fasste, so als hätte sie starke Kopfschmerzen. Was war nur mit ihr los?

Er näherte sich langsam und leise, während die Frauen das Mädchen weiter einzingelten und näher auf sie zukamen. Die weiße Wölfin ließ ihren Kopf los und blickte voller Entsetzen zu ihnen auf, während Tyee die Stimmen besser zu verstehen versuchte, die zu ihm rüberwehten.

Dank seines guten Gehörs verstand er im nächsten Moment sehr klar und deutlich, worüber sie sprachen. Als er geschockt feststellte, dass dies eine Bestrafung dafür war, dass sie Tyee hoch zum Internat gelockt hatte, konnte er nicht mehr an sich halten.

Er stützte sich, während einem Hechtsprung, mit einer Hand auf dem Container ab und wenige Sekunden später landete er leichtfüßig genau vor der weißen Wölfin – die Frau direkt vor ihm sah ihn zuerst entsetzt, dann voller Abscheu an… ihre beiden Freundinnen umkreisten ihn und stellten sich direkt neben sie.

“Verschwinde oder du wirst sterben!”, flüsterte die Mittlere wütend und kam einen Schritt auf Tyee zu, dieser jedoch war kein bisschen beeindruckt.

“Nein.”, antwortete er ihr ruhig. Selbst wenn es sich bei ihr auch um eine Wölfin handelte, so war er noch immer der Größere, Stärkere und er würde die weiße Wölfin direkt hinter ihm mit seinem Leben beschützen, wenn es sein musste…

[Faith]

Faith starrte dieses unwirkliche Wesen voller Überraschung an – konnte es wahr sein, was sie Rujul und ihr gerade erzählt hat?

“Bitte… ähm… Hafiza… soll das bedeuten, dass Lexy die ganze Zeit über recht hatte und Nasreen wirklich ein mächtiges Miststück voller böse Absichten ist,… die… was hat sie denn überhaupt vor?”, fragte Faith voller Sorge, wenn Nasreen wirklich so mächtig war, wie sie es gerade erfahren haben, wie sollten sie sie dann nur aufhalten können?

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