Weihnachten-das Fest der Liebe? [HPOS] Teil 1

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Sirius

Sirius mochte den Winter. Er beobachtete gern die filigranen Schneeflocken, wie sie ihren Weg zur kalten Erde nahmen. Der Nachthimmel war in dieser Jahreszeit besonders dunkel; die Sterne besonders hell und leuchtend. Sein Name, ein heller Stern, war das Einzige seiner Familie, auf das er stolz war. Astronomie hatte ihm schon immer gefallen und er flüchtete oft in die Einsamkeit der Nacht. Dort konnte er denken, sich erinnern und einfach nur der Stille zuhören.

Im Hause der Potters war diese nicht zu finden, zumindest nicht an diesem Abend. Die Gruppe hatte beschlossen, sich an Weihnachten zu treffen. Lily und James besaßen das größte Haus und waren somit Gastgeber. Die Vorbereitungen waren selbst noch an Heiligabend in vollem Gange. Unten schmückte Lily den Weihnachtsbaum, was sie eigentlich bereits vor zwei Tagen hatte tun wollen. Ihr Mann, wenn auch innerlich ein Kind, versuchte ihr weitgehend zu helfen - was in James' Fall hieß, ihr nicht im Weg zu stehen. Remus, das dritte Mitglied der Rumtreiber, war die Ruhe selbst. Er saß auf seinem angestammten Sessel und las ein dickes Buch zur "leichten Lektüre". Es fehlten noch einige Gäste; Peter besuchte seine Mutter und würde später kommen; Frank und Alice Longbottom hatten noch einen Termin beim Heiler. Hestia Jones, Emmeline Vance und Benji Fenwick würden erst am nächsten Tag kommen; Mary McDonald und Dorcas Meadowes ebenfalls. Auch eine blonde Schönheit sollte sich diesen Abend noch blicken lassen. Marlene McKinnon arbeitete im Tropfenden Kessel und musste deshalb später kommen.

Dieses eine Mädchen, nein, diese starke, wilde Frau hatte es Sirius schon seit Jahren angetan. Das erste Mal hatte er ihre blauen Augen auf dem Quidditchfeld bemerkt und war prompt ausgeknockt worden. Als er damals ohnmächtig wurde, hallte ihr Lachen in seinen Ohren nach. Er war wie betrunken aufgewacht, mit einem so starken Hochgefühl. Seitdem hatte Marlene seine Gedanken nicht verlassen; sie war ein teil von ihm, seinem Herzen.

Seit wann denke ich denn so kitschig?, fragte sich Sirius, während er am Fenster saß und den Schneefall beobachtete. Seitdem du sie verloren hast, antwortete diese miese Stimme in seinem Kopf. Sie plagte ihn schon seit zwei Monaten, seit dem Tag, an dem alles schief ging. Jetzt blieb ihm schließlich nichts anderes übrig als sich selbst herunter zu ziehen. Schöne Erinnerungen wurden ihm zur gedanklichen Folter. Er hatte es wirklich versucht. Doch anscheinend war Liebe kein vergängliches Gefühl. Vielleicht solltest du deine Gedanken aufschreiben, hatte ihm Remus geraten. Doch Sirius schrieb nur zwei Worte; liebe Marlene. Und irgendwie fasste das auch schon alles zusammen.

Plötzlich rumpelte es unten und ein überraschter Schrei erklang. Sirius schreckte zusammen und fuhr hoch; den Zauberstand schon in der Hand. Im nächsten Moment entspannte er sich. Wahrscheinlich erlitt James bloß einen Nervenzusammenbruch.

Marlene

In ihrer kleinen Wohnung herrschte pures Chaos. Marlene war erst vor einer Stunde zurückgekehrt. Leider hatte sie aber auch erst vor einer Stunde das Datum mitbekommen. Nun trug sie gerade hektisch ihren Eyeliner neu auf. Während der Arbeit war er verlaufen, denn sie hatte durch den Schneeregen laufen müssen. Konzentriert führte sie den Stift an ihrem Lid entlang und verbreiterte ihn am Ende ein wenig, um die Fehler zu kaschieren. Dann lehnte sie sich zurück und betrachtete sich im Spiegel. Ihre blonden Locken umrahmten ihr blasses Gesicht und brachten ihre blonden Augen hervor; genau wie der dunkelrote Lidschatten. Sie hatte sich eilig einen bunt gestreiften Pullover übergezogen und ihre ausgeblichenen, kaputten Jeans angezogen. Zum Glück hatte sie bereits die Geschenke vorbereitet, sonst würde sie noch später kommen. Sie hatte für jeden etwas dabei - außer diesem einen Idioten-Arschloch aka Sirius Orion Black. So, sie hatte es getan - seinen Namen gesagt. Zwei Monate und noch immer war das beklemmende Gefühl nicht gewichen. Gefühle konnte man eben doch nicht abstellen; auch wenn in ihrem Fall Liebe eine Lebenseinstellung war. Oder so schien es. Sie sah ihrem Spiegelbild fest in die Augen und sagte sich selbst: "Du wirst ihn ignorieren. Er bedeutet dir nichts, hat er nie und wird er nie. Du bist kalt und tödlich-" Abrupt stoppte sie. Marlene atmete tief ein und sah, wie alle Emotionen ihre Augen verließen. Sie lächelte und drehte sich um.

Es waren nur zwei Tage, Marley. Zwei Tage.

Sirius

Am Treppenabsatz der Potters blieb Sirius stehen. Er konnte nur einen kurzen Blick auf das Wohnzimmer erhaschen, doch er erkannte den dunkelblauen Pullover von James am Boden - mit Krone noch in ihm. Lily schien auf ihm zu sitzen; ihr Gesicht war jedoch von Sirius abgewandt. So konnte er nicht bestimmen, ob James nun Hilfe brauchte oder er in eine intime Szene gelaufen war. Als sein bester Freund ein schmerzvolles Geräusch von sich gab, entschied Sirius einzuschreiten.

Im Wohnzimmer war statt weihnachtlicher Stimmung und Musik ein grüner Nadelhaufen und zerbrochene Weihnachtskugeln. Davor hockte Lily auf James, den Zauberstab drohend auf ihren Ehemann gerichtet. Ängstlich beäugte James die bereits funkensprühende Spitze. Sirius besah sich eines besseren und ging an seinem besten Freund vorbei; dieser hatte sein Eintreten gar nicht bemerkt. Remus saß immernoch in seinem Sessel und las sein Buch - der Sessel an sich war umgekippt, was den Werwolf nicht zu stören schien. Sirius stellte sich neben ihn und wünschte sich Popcorn herbei. Jetzt began das richtige Kino.

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834 Wörter

Alle Rechte an J.K. Rowling

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