Neue Bekanntschaften

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Als mein Wecker mich diesen Morgen aus dem Schlaf riss und ich mich in meinem kleinen Zimmer umsah, welches in schwaches Sonnenlicht getaucht war, wurde mit schwer ums Herz. Ich vermisste das kleine Dorf und die Stimme meines Vater, die mir aus der Küche zurief, dass das Essen fertig sei. Aber trotzdem war ich glücklich,dass ich nun mein eigenes Leben in den Händen hielt und vollkommen unabhängig war. Heute würde ich mir einen Job in der nähe suchen und mich für Kurse an der Uni einschreiben. Zusammengefasst werde ich das normale Studentenleben führen wie so viele Studenten Weltweit.

Das Gelände der Uni war riesig und es war eine Menge los. Die Studenten der höheren Semester begrüßten uns auf dem Außengelände mit bunten Ständen und großen Schildern und priesen ihre Clubs an. Im vorbeigehen sah ich einen Tennisclub, einen Handarbeitsclub, einen Chinesischclub, einen Tanzclub und noch so vieles mehr. Für jeden Geschmack war hier etwas dabei.

Bevor ich mich jedoch intensiver mit den Clubs beschäftigen würde ging ich in die Empfangshalle, wo die Erstsemester von den Professoren offiziell begrüßt wurden.

"Hey du!" rief jemand hinter mir. Irritiert drehte ich mich um. "Meinst du mich?" fragte ich, da das Mädchen nun genau vor mir stehen geblieben war. "Ja! Ich habe dich gestern gesehen, du bist im selben Studentenwohnheim wie ich" grinste sie. Es entstand eine komische und irgendwie peinliche Stille zwischen uns. "Ich bin Jia, was studierst du?" versuchte ich die Stille zu brechen. "Oh mein Name ist Naomi, ich studiere BWL und du?" wir liefen weiter und betraten die Empfangshalle. "Ich studiere Architektur".

Während der Begrüßung konnte ich nicht anders als mich ständig in dieser riesigen Halle um zu sehen. Das waren locker 500 Erstsemester, oder noch mehr aber spätestens in drei Monaten nach der ersten Prüfung wird die Hälfte der Studenten wieder gehen müssen. Ich musterte sie und versuchte zu erkennen wen es wohl treffen würde. Vielleicht die hübschen, die sich nur für ihr Aussehen und Romantik interessieren, oder die schüchternen, die verzweifelt versuchen die Begrüßungsrede mit zu schreiben.

"Hast du dir schon die Clubs angesehen?" fragte Naomi, als wir auf dem Weg zurück nach draußen. "Nur im vorbeigehen" antwortete ich kanpp. Normalerweise war ich nicht gerade ein Magnet für neue Freundschaften, es war mir Rätselhaft, dass Naomi immer noch neben mir herlief. Besonders schwer fiel es mir Gespräche am Laufen zu halten, meist vergaß ich eine Gegenfrage zu stellen und antworte auch nur mit ganz kurzen Sätzen. "Wollen wir sie uns zusammen ansehen? vielleicht finden wir ja einen der uns beiden gefällt, das wäre doch schön." Ich verstand einfach nicht was dieses Mädchen an mir fand. Scheinbar wollte sie eine Freundschaft aufbauen, aber wieso mit mir? "Ok" ich versuchte begeisterter zu klingen, was mir allerdings nicht wirkich gelang.

Nachdem wir uns über das gesamte Außengelände gekämpft hatten standen wir nun zwischen zwei Clubs. Naomi interessierte sich sehr für einen Tanzclub, ich wollte jedoch lieber in einen Club für japanische Kampfkünste. Sie seufzte tief "wenigstens sind wir uns einig, dass wir etwas sportliches machen wollen". "Wie entscheiden wir uns jetzt?" insgeheim hoffte ich, dass sie einfach nachgeben würde und malte mir schon aus wie sie reagieren würde, wenn ich ihr sagte das ich auf keinen Fall in den Tanzclub eintreten werde.

"Ganz einfach, wir spielen eine Runde Schere, Stein, Papier der Gewinner entscheidet welchem Club wir beitreten." Diese Idee gefiehl mir gar nicht, die Clubwahl einem einfachen kleinen Spiel zu überlassen wiederstrebte mir zu tiefst. Auf der anderen Seit, eine Freundin die im gleichen Haus wohnt und mit mir den selben Club besucht klingt sehr reizvoll. "Gut, auf drei ja?" ich hielt meine Faust bereit und Naomi zog ihre ebenfalls hervor. "Du zählst an!" gab sie an. Drei Sekunden später ... sprang Naomi in die Luft "Papier schlägt Stein!" schrie sie aufgeregt.
Na toll!

"Was glaubst du zu welcher Musik die so tanzen?" fragte ich Naomi, nachdem wir uns eingeschrieben hatten. Als Antwort hielt sie mir einen kleinen Flyer unter die Nase. Ich sah ihn mir genauer an. Koreanische Popmusik "aha" Ich reagierte wohl nicht so, wie sie es erwartet hatte, also blieb sie stehen. "Aha?" sie ließ den Arm mit dem Flyer sinken. "Ich bin eher ein Fan von klassischer Musik, ich höre normalerweise keine Popmusik" gab ich ihr als Erklärung. "Weißt du eigentlich was du da verpasst?" Naomi war nur noch schockierter.

Einige Stunden später musste ich die Auswirkugen meiner Reaktion am eigenen Körper spühren. Naomi hatte mich in ihre Wohnung verfrachtet und präsentierte mir seit knapp zwei Stunden Lieder aus der koreanischen Popscene. Alles schön und gut, aber glaubte sie, dass ich mir auch nur einen Bandnamen der mindestens 50 Bands von denen sie sprach merken konnte? von den Namen der Mitglieder will ich erst gar nicht sprechen.

Als nach einer weiteren Stunde mein Handy klingelte war ich mehr als nur begeistert. "Mach mal die Musik leiser!" Naomi schaltete sie etwas enttäuscht aus.

"Ja?" meine Stimme klang voller Hoffnung, dass mich jemand hier heraus holen würde und ich wenigstens für heute von dieser Musik und Naomis Belehrungen verschont bleiben würde. "Hey Jia" Ich erkannte Seokjins Stimme sofort, er hatte meine Handynummer bestimmt von seinem Vater. "Bist du zu Hause?" "Ich bin bei einer Freundin, aber sie wohnt im gleichen Haus, was gibts denn?" eine Weile war er still bevor er tief Luft holte und weiter sprach "Kannst du runter kommen, ein Freund von mir wartet dort, er wird dich zu mir bringen".

Seine Geheimnistuerei war merkwürdig, als Kind konnte er nichts für sich behalten, aber immerhin waren seitdem einige Jahre vergangen, er ist Erwachsen geworden.

"Klar, ich bin in zwei Minuten unten" ich legte auf und sah in Naomis enttäuschtes Gesicht. "Tut mir leid Naomi, mein Cousin braucht mich, aber wir können ja morgen weiter machen" sagte ich, während ich schon hecktisch dabei war mir Schuhe und Jacke an zu ziehen.

Unten angekommen hielt ich ausschau nach dem Freund den er erwähnt hat oder seinem Auto in dem er mich gestern Abend nach Hause gebracht hat, allerdings war weit und breit keine Spur von irgendjemanden zu sehen. Es war bereits dunkel, die Straßenlaterne an unserem Haus leuchtete nur schwach und auch sonst war die Gegend wie ausgestorben.

"Jia?" ertönte eine fremde Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht eines jungen Mannes. Naja wirklich zu erkennen war er nicht mit der Kaputze und dem Mundschutz wirkte er schon fast bedrohlich. "Ja! Bist du der ein Freund von Seokjin?" Er nickte knapp und dachte nicht einmal daran sich vor zu stellen. „Ich bin hier um dich ab zu holen" auf diese Aussage reagierte ich zunächst mit, ich würde bestimmt nicht einfach mit diesem bedrohlich aussehenden vermummten Typ einfach so mitgehen. „Jin wartet auf uns, jetzt komm! Ich dachte er hat dich angerufen?!" seine Stimme klang wütend, sehr wütend.
Er baute sich vor mir auf, erst als er sich über mich beugte viel mir auf, wie groß er war, bestimmt 1,80m. "Du bist ganz schön nervig, dafür das du so klein bist"
Ich bekam keinen Ton heraus, so eine Frechheit!
"So gefällst du mir schon besser, still und brav. Also komm mit, ich parke um die Ecke. Jin fragt sich bestimmt schon wieso wir so lange brauchen."
Er lief los, die Hände lässig in die Hosentaschen gesteckt.
Als ich jedoch keine anstalten machte ihm zu folgen drehte er auf dem Absatz um, kam mit schnellen Schritten auf mich zu, griff mein Handgelenk und zog mich mit. Viel Zeit für Protest blieb mir nicht. Er zog mich in einen dunklen Sportwagen und stieg selber auf der Fahrerseite ein.
Als er los fuhr wurde ich mit einem Ruck in den Sitz gedrückt, der Motor heulte als er beschleunigte und ich griff panisch nach dem Haltegriff.
„Hast du etwa Angst?" raunte er belustigt und ich hatte das Gefühl er beschleunigte noch etwas mehr. „Ich bin nur der Meinung das du etwas gegen die Geschwindigkeitsbegrenzung verstößt" Er lachte kurz auf und schüttelte den Kopf „sei nicht so verklemmt"
Ich musste schlucken und zog langsam die Hand von dem Haltegriff zurück. Bin ich wirklich verklemmt? Ich musste an die Worte meines Onkels denken und bekam dabei einen Kloß im Hals.
Den Rest der Fahrt schwiegen wir und ich starrte auf die Straße. Als ich die bekannte Gegend erkannte in die wir fuhren war ich erschrocken und begeistert zu gleich.

my desire for you (BTS) deutsch/germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt