{28} Alter Bekannter

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~Beca's Sicht~

Es war kalt. Verdammt kalt. Ein Monat war nun vergangen, seit ich Chloe quasi verlassen hatte. Ich war auch schon bei der Polizei gewesen und alles drum und dran und zum ersten Mal seit so vielen Tagen, hatte ich eine Spur. Und diese war sogar verdammt gut. Nachdem ich nun das fünfte Mal bei der Polizei gewesen war, hatten sie mir gesagt, dass letztens auf der Straße ein Flyer gefunden wurde, auf dem ein Bild meiner Mutter war. Der Entführer, vermutlich Jeff, verlangte zwei Millionen für sie.
Natürlich war ich erst einmal total aufgelöst zurück in mein Hotel gerannt und wäre beinahe weinend in mein Bett gefallen, aber dafür hatte ich keine Zeit. Ich musste meine Mum retten.
Es gab nur eine einzige Sache, die ich nicht verstand : Wer würde hier in Kanda für eine Frau zwei Millionen Dollar verlangen, die niemand kannte?
Mein Problem war, dass niemand wusste, wo sie war. Ich wusste jetzt, dass sie gekidnappt wurde, aber den Ort wusste ich nicht.
Zu aller erst musste ich aber herausfinden, an wen die Erpressung gerichtet war. Es musste ja eine bestimmte Person sein, sonst würde das keinen Sinn ergeben. Allerdings hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wer diese Person war. Und genau das musste ich heraus finden.
Deswegen war ich wieder auf dem Weg zur Polizei, die mich jetzt dort bereits alle schon kannten.

Ich kam dort an und öffnete die Tür.
„Hey" sagte ich leise.

Der Polizist schaute auf und lächelte, als er mich erkannte.
„Ahhh Beca. Gut das du da bist"

Ich lächelte leicht zurück und lehnte mich erwartungsvoll an die Theke.
„Habt ihr was neues?" fragte ich leicht aufgeregt.

„Ja, in der Tat. Gestern Abend war ein Mann hier... Er hat uns keinen Namen gesagt, aber er hat sich nach deiner Mutter erkundigt... Denkst du, dass es dieser Jeff war? Weil wenn ja, könnte es sein, dass sie dafür sorgen wollen, dass die Polizei von dem ganzen nichts erfährt" erklärte er mir. Er hieß übrigens Paul.

Jeff? Wenn Jeff es gewesen war, könnte es gefährlich werden, aber das bezweifelte ich. Er würde sich niemals bei der Polizei blicken lassen, weil sie dann seine Identität kennen würden.

„Ich denke nicht, dass es Jeff war" meinte ich und wechselte meine Position. Ich hatte wie die ganzen letzten Nächte schlecht geschlafen und war deswegen total müde.
„Jeff würde sich hier nicht blicken lassen, das passt nicht zu ihm" erklärte ich Paul.

„Nun gut... Der Mann hatte etwas längere, strubbelige Haare, war unrasiert und hatte blaue Augen... Ich darf dir aber leider nicht sagen, was er alles gefragt hat und so, weil wie du weißt, bist du hier bei der Polizei" sagte er und schaute mich etwas entschuldigend an.

Das konnte nicht sein Ernst sein...!
„Aber sie ist meine Mum! Bitte.. ich muss sie retten" flehte ich verzweifelt und dachte dabei wieder an Chloe. Sie tauchte jeden Tag an die hundert Mal in meinem Kopf auf und jedes Mal musste ich mich beherrschen, um nicht anzufangen zu weinen.
Ich vermisste sie.

„Beca, du bist... wie alt? Neunzehn? Du kannst nichts für sie tun. Wir werden weiterhin nach Hinweisen suchen und dich benachrichtigen, wenn wir etwas finden. Okay?" Paul wurde zu Ende immer laut, weswegen ich leicht zusammenschreckte. Ich konnte aber doch nicht einfach dastehen und nichts tun. Weswegen war ich denn dann hierher gekommen?

„Nein... nicht okay. Ich werde sie suchen gehen. Und ich werde sie finden" sagte ich selbstbewusster, als ich mich fühlte.

„Das bringt doch nichts. Am Ende verschwindest du auch noch!" sagte er harsch.

Wieso war er plötzlich so fies? Wir hatten immer normal miteinander reden können und auf einmal hasste er mich, oder was? Na toll.
„Ich geh dann mal lieber" meinte ich genervt und ging zur Tür.

„Wenn du was Dummes machst, rette ich dich erst, und dann drehe ich dir den Hals um!" rief er mir noch hinterher, doch ich beschloss, ihn zu ignorieren. Er konnte mich mal.

Ich ließ die Tür hinter mir zufallen und lief raus auf die Straße. Autos düsten um mich herum und ich zog meinen Mantel enger zusammen, um nicht zu erfrieren.
Leute rannten durch die Straßen, um noch die letzten Geschenke für Heiligabend zu besorgen, denn in drei Tagen war Weihnachten.
Drei Tage, und ich konnte sie nicht mit Chloe verbringen. Ihr Geschenk und einen kleinen Brief dazu hatte ich frühzeitig weggeschickt, damit er noch rechtzeitig zu Weihnachten ankam.

Neben mir hörte ich ein Kind schreien, was gerade an einem Puppenschaufenster stand, und weinte, weil ihre Mutter ihr die Puppe nicht kaufen wollte.
Ich ging schnell vorbei und tat so, als wäre ich nicht da. Das war meine generelle Einstellung, seit ich in Kanada angekommen war. Einfach so wenig wie möglich beachtet werden.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich den Mann nicht bemerkte, der mir entgegen kam. Auch er schien in Gedanken versunken zu sein, denn er lief direkt in mich hinein.

„Entschuldigung ich hab Sie-"
Ich brach ab und starrte ihn an.
Er hatte etwas längere gelockte Haare, war unrasiert und hatte blaue Augen.

„Sorry.... das war meine Schuld" entschuldigte er sich ebenfalls.
Mein Mund stand einfach nur offen, während ich ihn weiterhin anstarrte.
Er kam mir irgendwie bekannt vor. Seehhrr bekannt vor.

„Alles okay?" fragte er und ich nickte wie in einer Trance.

„Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken. Könnte es sein, dass sie vorhin bei der Polizei waren?" fragte ich ihn vorsichtig.

Er nickte verwirrt.
„Woher wissen Sie das?"

„Naja... ich hab mich dort erkundigt weil ich auch an diesem Fall interessiert bin und der Polizist hat mir verraten, dass ein Mann dort war, auf dessen Aussehen Ihres zutrifft" erklärte ich.
Da ich immer noch nicht ganz genau wusste wer er war, ging es ihn nichts an, dass es meine Mutter war, die gekidnappt worden war.

„Ah ja. Das ist ja interessant. Wieso gerade dieser Fall?" hakte er nach.

„Dasselbe könnte ich auch Sie fragen" entgegnete ich.

Der Mann grinste nur.
„Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt" schien ihm dann einzufallen.
„Mein Name ist Jake. Jake Mitchell"

Truth or Dare ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt