Mitternachtsexpress

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„Der eisige Wind fegte über die Ebene, doch ihr eiskaltes Herz spürte die äußere Kälter nicht mehr. Allein der Moment, in dem alle Wölfe den Kopf zum Himmel hoben und den aufgehenden Mond mit einem Heulen begrüßten, der den Menschen Schauer der Angst über den Rücken jagte, ließ einen Moment ein kühles Lächeln in ihren Augen aufblitzen.

Ihr Körper löste sich auf, stobt als winzige, eiskalte Kunstwerke, denen die Menschen den Namen Schneeflocken gegeben hatten, über die Ebene und ihr Geist suchte nach" „In wenigen Minuten fährt auf Gleiß 4 der Mitternachtsexpress nach..." Weiter hörte S.Coups schon nicht mehr zu, sondern legte nur sein Lesezeichen in die Seiten seines Buches, klappte selbiges zu und packte es in seine Tasche.

Seinen Schal um den Hals geschwungen und die Jacke geschlossen, trat er mit seinem Koffer und seiner Tasche aus dem warmem Warteraum des Bahnhofs hinaus auf sein Gleis, wo er vom kalten Wind erfasst wurde, der winzige Schneekristalle über den Bahnhof trieb. Trotz seiner wärmenden Kleidung fröstelte er, denn der Wind war unerbittlich und drang selbst durch die warme Kleidung. Nicht nur von ihm, sondern auch durch die der zwei anderen Reisenden, die auf den Mitternachtszug warteten.

Trotz der Kälter freute er sich, denn er fuhr nach Hause, zu seiner Familie. Die sah er nur selten, wenn dann über den Computer und einen Videochat, denn er studierte weit von seiner Familie weg. Doch über Weihnachten fuhr er nach Hause zu ihnen um die Feiertage mit ihnen zu verbringen.

Durch die wirbelnden Flocken brach das Licht der Zugscheinwerfer und erleuchtete den Weg des näher kommenden Zuges. Die Passagiere wurde von dem Licht erfasst und wieder verlassen, als der Zug einfuhr und hielt. Mit einem Pfeifen verkündete der Zug seine Ankunft, als sei er ein lebendes Wesen.

Die Türen öffneten sich und warfen schmale, lichtgefüllte Korridore auf den Bahnsteig, auf denen die Fahrgäste den Zug verließen oder einstiegen, als würden sie über einen Teppich schreiten, der einzig und alleine für die ausgebreitet war. Viele Menschen verließen den Zug nicht, doch das verwundert nicht, der Mitternachtsexpress war kein häufig genutzter Zug.

Die Fahrgäste stiegen ein und suchten nach ihren Plätzen. S.Coups hatte kein Problem damit seinen zu finden, ebenso ewig wie damit, seinen Koffer hinauf in das Gepäcknetz zu heben. Der Zug wirkte alt, etwas verwunschen und geheimnisvoll. Als könne man mit ihm auch eine Reise in eine fantastische Welt antreten, nicht nur die, die auf dem Fahrplan stand.

Die Viererabteile mit den dunkelblauen Bezügen, die wie dunkles Holz wirkende Wand, von der er noch immer nicht genau wusste, ob es tatsächlich Holz war, die geschwungenen Formen, die man überall fand. In den hölzernen Armlehnen der Sitze am Gang oder in den metallenen Zahlen, die über den Sitzen hingen und diese benannten.

S.Coups zog Jacke und Schal aus, legte es auf den Sitz nehmen sich und lehnte sich an die Wand, zog sein Buch wieder hervor und laß weiter. „...ihrem nächsten Opfer, dass sich in der Launen der Natur verloren hatte und wie ein Narr ihr Reich betreten hatte. Es würde sich der kühlen Umarmung des Schnee hingeben und sein Körper würde die herrliche Wärme, die ihrem Körper die schon lange verlorene Wärme schenken konnte, verlieren.

Über die unendliche, sich in der Ferne in der Unendlichkeit verlierende Ebene schwebend suchte sie. Sie hörte den Herzschlag ihres Opfers, das gleichmäßige Pochen, dass ihr Körper schon vor so langer Zeit verloren hatte. Damals, nachdem ihr Herz schon gestoppt hatte und in winzige Splitter gebrochen war, verstummt auch das Pochen, das ihrem Körper ein Zeichen von Leben gegeben hätte.

Erfreut folgte sie dem Pochen, ließ sich vom Wind zielgenau auf das Pochen zu treiben, bis sie gestoppt wurde. Das Pochen des Herzens kam aus einem winzigen Haus, eigentlich war es nicht einmal das. Es war nur eine winzige Hütte, die sich tief in den Schnee duckte, nur der rauchende Schornstein ragte weit über die Schneedecke hinaus.

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