Vertrauen muss verdient werden

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1.Kapitel
„Laia? Laia! Wach auf." Ich blinzle vor mich hin und mir wird bewusst, dass ich mal wieder im Unterricht eingeschlafen bin. Herr Völker starrt mich böse an. „ Gut geschlafen? Schön, dann kannst du ja jetzt an die Tafel kommen und diese Aufgaben lösen." Alle fangen an zu lachen und unter ihren Blicken geh ich an die Tafel und schaue verständnislos die Aufgaben an. Was soll das den bitte sein?? „Du solltest mehr aufpassen, anstatt zu schlafen", erklärt Herr Völker mir und nimmt die Kreide wieder an sich. „Also ihr macht bitte als Hausaufgabe die Nummer 2 im Buch und wehe ihr vergesst die wieder!" Spielerisch wird der Klasse mit dem Finger gedroht. Und endlich ertönt das lang ersehnte Klingeln. Innerhalb von Sekunden springen alle auf springt die gesamte Klasse auf stürmt nach draußen. Nur ich schlendere langsam zu meinem Stuhl um erstmal meine Sachen zu packen. An der Tür hält Herr Völker mich nochmal auf. „Ich dachte, ich kann mehr von dir erwarten. Was ist bloß los mit dir? Früher warst du doch immer aufmerksam und hast gute Noten geschrieben. Ist irgendwas Zuhause passiert? Wenn das so weiter geht ist deine Versetzung gefährdet." „Nein, alles gut. Ich brauch wirklich keine Hilfe. Also kann ich dann los?" Er nickt und geht in Richtung Lehrerzimmer. Mit einem Seufzer gehe ich zu meinem Spint und packe meine Bücher weg. Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Also ich heiße Laia, 17 Jahre alt und bin in den letzten 3 Jahren von 5 Schulen geflogen." Was machst du heute?" Vor Überraschung fliege ich förmlich herum. Hinter mir steht Kai. Er ist der beliebteste Junge unserer Stufe und Quaterback der Schulmannschaft. „Ich, ich....", stammelt ich und bekomme einfach kein Wort heraus. „Ja, also, weil du anscheinend noch nichts vor hast,.....kannst du mir vielleicht bei meinen Hausaufgaben helfen? Ich komm da echt nicht weiter und habe gesehen, dass du das verstanden hast." Was soll man darauf bloß antworten? Das kann doch nicht sein Ernst sein. Er hat doch auch mitbekommen, dass ich geschlafen habe. Außerdem ist er Klassenbeste. Also was will er wirklich von mir? „Ähm, ich weiß nicht so recht." Das Stammeln kann ich auch nicht abstellen. „Ach komm schon. Dafür helfe ich dir auch in Chemie. Nach der Schule in der Bibliothek? Gut, dann bis später." Ohne eine weitere Antwort abzuwarten geht er einfach wieder zu seinen Freunden. Fassungslos gucke ich ihm hinterher. Ich hätte doch auch einfach meine Klappe halten können. Aber er ist so süß.
Nach der letzten Stunde gehe ich aufgeregt in die Bibliothek. Was wenn er gar nicht dort ist? Vielleicht war das alles doch nur einer der vielen Streiche, die mich in der Schule verfolgen. Reiß dich zusammen. Mein suchender Blick findet erst mal keinen. Doch dort in der Ecke sitzt er. Zwischen zwei Regalen sitzt er und blättert in einem Buch. Unbemerkt geh ich zu ihm. Kai bemerkt mich erst, als ich ihn anspreche. Mit seinen unglaublich tollen blauen Augen schaut er zu mir hoch und zieht eine Augenbraue hoch: „Können wir anfangen?" „Mhh" Das fängt ja toll an. Wie erwartet packt er die Mathehausaufgaben aus und beginnt sofort ohne mich auch nur einmal zu fragen. Also hatte ich doch recht. Es ist nur ein Streich um mich bloß zu stellen. „ Willst du nicht anfangen?", fragt er und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich fange an zu drucksen: „Jaaaa, würd ich schon. Ich weiß, eigendlich wolltest du die Hilfe von mir, aber ich versteh das so gar nicht. Kannst du mir das nicht erklären?" Jetzt werd ich auch noch knall rot. „Klar, das ist alles ganz einfach. Wenn du die 8 von der Seite auf die andere Seite verschiebst, kannst du hier......" An zuhören ist gar nicht zu denken. Kai kommt auf meine Seite und beugt sich über meine Schulter. Jetzt ist es mit meiner Konzntration ganz vorbei. Ich rutsche so weit wie möglich an den Rand des Stuhls und falle beinahe da runter. Ein leises Lachen lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf Kai. „ Was ist los? Hab ich was falsch gemacht?", frage ich verwirrt. Sein Lachen wird herzlicher: „ Also aufpassen wäre schon nicht schlecht. Aber auch noch panisch gucken bringt nix. Das sieht einfach zu komisch aus." „ Du brauchst gar nicht so zu lachen!" Doch allzu ernst kann ich das nicht rüber bringen. Sein Lachen ist einfach zu schön und ich bringe ein kleines Lächeln zu stande. „Na geht doch. Also noch mal von vorne?", fragt er und schaut mich fragend an. Ich setze gerade zu einer Antwort an als ein Schatten auf uns fällt. „Heyyy, Baby. Kannst du mir einmal helfen, ich versteh einfach nicht wie das gehen soll?", säuselt ein Topmodel hinter uns. Natürlich ist es Sara. Sie ist groß, schlank und hat wunderschöne lange dunkelbraune Haare. So will wirklich jeder aussehen. Totale Zicke. Kai schaut zu mir und wieder zurück: „ Ich bin beschäftigt, siehst du das nicht. Und mit Laia verabredet." Sara fährt zu mir herum und schießt böse Blicke auf mich ab. Wenn die töten könnten hätte ich jetzt ein richtig großes Problem. „ Wir sind hier doch schon fast fertig. Du hast es nur noch erklärt. Ich muss jetzt eh los." „ Da hörst du es. Also komm. Geh schon mal vor. Ich hab noch eine Frage an Laia wegen dem Ball und so.", flötet sie und legt eine Hand auf meinen Rücken. Sobald Kai aber außer Hörweite ist flüstert sie mir zu: „ Halt dich bloß von Kai fern. Der gehört mir, verstanden??" „Und warum hat er sich dann mit mir getroffen und nicht mit dir?", kontere ich und bereue es sofort. Ihre Hand gräbt sich tief in meinen Arm. „Er ist einfach zu lieb, um jemandem nicht zu helfen. Hast du wirklich geglaubt ihm liegt etwas an dir? Das ist wirklich erbärmlich. Also verschwinde von hier und lass ihn in Ruhe. Sonst mach ich dir deine Leben zu Hölle." Unter ihrem Druck gebe ich nach und nicke resigniert. Was sollte ich auch dagegen tun? „ Schön, also zisch ab! Hey Baby, ich komme." Lächelnd geht Sara mit schwingenden Hüften zu Kai und setzt sich auf seine Beine. Ach, sollen die doch glücklich werden. Schnell packen und abhauen bevor das Gekuschel noch ausartet. Ist ja widerlich. Mit schnellen Schritten Verlass ich ohne einen Blick die Bücherei. Schöner Tag schlimmer kann es jawohl nicht werden.

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