21. Türchen

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„Marinette, hast du schon mein Video gesehen?! Oh Gott, glaubst du Ladybug und Chat Noir geht es gut?“
Sobald ich in Hörweite war, begann Alya loszuplappern. Ich schmunzelte und grummelte dann: „Dir auch einen guten Morgen.“
„Hey Mädels!“, mischte sich nun eine dritte Stimme ein und während ich noch damit beschäftigt war, hektisch meine Haare zu richten, begrüßte auch Nino uns. Alya blickte Adrien erleichtert an. „Dir geht es gut, das freut mich zu sehen. Marinette war gestern sicherlich total krank vor Sorge...“ Ich stieß ihr meinen Ellenbogen in die Seite und gleich fügte sie hinzu: „Das waren wir schließlich alle!“
Adrien schüttelte lächelnd den Kopf. „Tut mir leid, ich hätte mich melden sollen, aber als ich daheim war, bin ich fast sofort eingeschlafen... Aber Dank Marinette bin ich überhaupt erst nach Hause gekommen, sie ist eine Heldin!“
Erstaunt wanderten die Blicke von Nino und Alya zu mir und auch Rose und Juleka gesellten sich dazu. Mir war das ganze mehr als unangenehm und ich wurde knallrot. Ich dachte, er wäre doch auch so irgendwann aufgewacht und hätte es sicherlich auch so geschafft und das sagte ich ihnen auch, jedoch stieß ich nur auf taube Ohren.
Naja fast, Adrien schien wohl zu bemerken, dass ich mich unwohl fühlte, dann er warf mir einen entschuldigenden Blick zu, dann zog er mich mit sich weg.

Verwirrt kamen wir in einer ruhigen Ecke des Pausenhofes zum Stehen. „Wa-was...?“
Adrien grinste schief und hob seine Hand, um sich im Nacken zu kratzen. Diese Geste hatte ich schon oft bei ihm beobachtet, wenn er verlegen oder nervös war - nicht, dass ich ihn stalken würde oder so!
„Uhm also... Ich wollte dich fragen, ob du..“ Er brach ab.
Meine Verwirrung schwoll an. Was meinte er? Er schien irgendwie zu überlegen, dann hellte sich sein Gesicht auf und er schaute mir ernst, aber trotzdem mit einem Lächeln in die Augen, was automatisch dafür sorgte, dass meine Nervösheits-skala um 3 Punkte stieg.
„Willst du mit mir zum Ball gehen?“

Mein Mund klappte auf und Sekunden verstrichen, in denen ich sogar fast vergaß zu atmen. Halt - ich war nicht zu spät zur Schule gekommen, sondern sogar zehn Minuten früher. Adrien fragte mich, ob ich mit ihm zum Ball gehen wollte und bezeichtete mich als Heldin, also mein Marinette-Ich, die langweilige, ängstliche, tollpatschige Marinette!
Das konnte nur eines bedeuten:

„Autsch!“
Schnell schaute ich zu Adrien, doch er stand immer nich vor mir, bloß wandelte sich seine erwartungsvolle Mine in eine fragende.
„Ich... äähm... Stoß angefußt- äähh ich Fuß... nein ich bin kein Fuß aber ich... hab ihn mir... gestoßen. An meinem... anderen Fuß“, murmelte ich verlegen und wurde - wer hätt's gedacht - mal wieder rot. Improvisieren war eben nicht so meins, wenn es um Adrien ging.
Aber ich meine, ich konnte ihm ja schlecht erklären, dass ich mir, leider etwas zu fest, in den Unterarm gekniffen hatte, um zu gucken, ob ich träumte.
„Oh... Äh, tut's schlimm weh?“
Schnell schüttelte ich den Kopf und in dem Moment klingelte es. Ich lächelte nochmal nervös und huschte dann davon, zu Alya. Ich lief wie auf Wolken und bekam das Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht. In Französisch erzählte ich Alya dann alles haarklein. Ich begann gestern, wie ich Adrien geholfen hatte und er mich auf die Wange geküsst hatte und endete mit dem Pausenklingeln. Aber bei ein paar Seitenblicken zu meinem Schwarm, musste ich feststellen, dass er irgendwie etwas geknickt wirkte.

„Und es ist alles genau so passiert, wie du es mir erzählt hast?“, flüsterte Alya und ich nickte, bis sie sich dann die Hand vor die Stirn schlug. „Mensch Marinette bist du blöd...“
„W-was meinst du?“, verunsichert biss ich mir auf die Lippe und meine beste Freundin begann leise zu kichern. „Bitte sag mir, dass du ihn geantwortet hast, bevor du abgehauen bist?!“
Ich erinnerte mich zurück und riss panisch kopfschüttelnd die Augen auf. „I-ich... ne-nein ich glaube.... Ich war so überrascht... Ich meine, er, ER, hat mich so plötzlich gefragt und dann hab ich irgendwie... Und dann die Klingel...“
Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf in meinen Armen, welche ich auf dem Tisch abgelegt hatte. Tröstend strich meine Sitznachbarin mir über den Rücken. „Ist doch nicht schlimm. Gleich ist die Stunde vorbei, dann gehst du vor zu ihm und sagst es ihm, ja?“
Ich nickte.

Gesagt getan, zehn Minuten später stand ich mit zittrigen Knien naben Adriens Platz und räusperte mich leise. Einerseits, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, andererseits, damit ich nicht komplett wie eine heisere Krähe klang. Leider durchkreuzte eine gewisse Blondine mal wieder meine Pläne und gerade als Addiens Blick auf mir lag und ich den Mund öffnete, schubste mich jemand unsanft.
Aber dass Chloé mir damit im Nachhinein betrachtet einen Gefallen getan hatte, wusste sie nicht, sonst hätte sie es hundertprozentig unterlassen. Ich stolperte nämlich mal wieder über meinen eigenen Fuß, nur zu Chloés Leidwesen in eine andere Richtung als geplant. Und so landete ich direkt auf Adrien.

Erschrocken starrte ich ihm in die Augen, ich lag auf ihm, er war rückwärts auf die Bank gefallen, da Nino nach hinten gegangen war und sich mit Alya unterhielt.
„Marinette! Geh runter von ihm, du tust ihm bestimmt weh! Außerdem, wer würde denn freiwillig so etwas wie dich berühren?“
Umständlich drückte ich mich hoch, doch es endete nur noch peinlicher, da ich mich aus Versehen auf Adriens... Körpermitte abstützte. Nun ja, nach Errötung beiderseits und panischen Entschuldigungen meinerseits schafften wir es dann doch irgendwie, in eine sitzende Position zu gelangen. Ich auf seinem Schoß. Und es schien ihn nicht einmal zu stören, nein, er hatte sogar eine Hand federleicht auf meiner Hüfte liegen, was mich innerlich komplett zum Ausrasten brachte!

„Na los Bäckerstochter, zisch endlich ab, ich habe Adrien etwas wichtiges zu fragen! Wobei, bleib ruhig und sieh zu, denn du wirst nie in so eine Situation kommen.“
Gemein lachte sie und warf ihr Haar zurück. Dann klimperte sie mit dem Wimpern. „Adri-cherié, gehst du mit mir zu Ball?“, gekonnt zog sie eine Schnute und zwinkerte dem Jungen, auf dessen Schoß ich noch immer saß, zu.
Doch mir reichte es so langsam. Das Grinsen würde ihr schon vergehen! Vielleicht ritt mich die Eifersucht dazu, vielleicht die Wut, jedenfalls hatte ich ausnahmsweise genug Mut, das zu tun, weswegen ich auch eigentlich hier war.
„Tut mir leid Chloé, aber Adrien hat bereits eine Begleitung.“
Ich legte meine Arme um seinen Hals und lächelte triumphierend zu Chloé hoch, gleichzeitig schnellte mein Puls in die Höhe. Was, wenn er es sich doch anders überlegt hatte und lieber mit Chloé gehen wollte? Hatte ich übertrieben? Würde er mich wegdrücken und stehen lassen? Oh Gott, was war nur in mich gefahren?!

Merry Christmas!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt