Kapitel 5: Das letzte Zeichen

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Ich ging die ersten Tage noch zur Schule. Doch der Schlafmangel und die Angst machten mir zu Schaffen. In jeder dunkler Gasse und in jeden Schatten sah ich diese Gestalt. Meine Freunde machten sich schon Sorgen und meinten ich sähe schlecht aus. Ich sehe schlecht aus... Hehe... Was erwarten sie von jemanden, der von einem Geist Heimgesucht wird, der ihm umbringen möchte? Aber das konnte ich ja nicht sagen. Am dritten Tag meldete ich mich krank. Ich entschloss sie loswerden zu wollen.

Ich spürte, dass sie stärker wurde. Bald auch schon stärker als ich. Ich googelte nach Schlagwörtern wie Poltergeist, Heimsuchung, Geist vertreiben und ähnlichen. Nichts hat mir geholfen. Am fünften Tag hatte ich mein Telefonausgeschaltet. Die ganzen Anrufe von meinen „Freunden" gingen mir auf den Sack. Freunde... Ein Wort welches für mich keine Bedeutung mehr hat. Ich dachte immer, dass Freunde helfen könnten. Doch das konnten sie nicht. Mir war nicht zu helfen. Ich musste es alleine schaffen.

Die Nacht war unerträglich. Wir starrten uns unentwegt an, ohne die Blicke auch nur für eine Sekunde abzusetzen. Habe ich überhaupt noch geblinzelt? Mittlerweile stelle ich alles in Frage. Zu groß war die Angst, dass sie mich töten könnte. Moment mal. Wird ihr transparenter Körper immer plastischer und undurchschaubarer!? Das kann nicht sein! Ich muss auf der Hut bleiben.

Gestern bin ich einen Schritt weiter gegangen. Ich begann wieder im Internet zu recherchieren. In einen Forum las ich, dass Geister, die zu einem Haus gehören auch oft dort gelebt haben. Dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Das Foto! Sie ist die junge Frau auf dem Bild! Vielleicht finde ich jetzt eine Lösung...

Ich tippte die ganze Nacht und suchte nach Hilfestellung. Und ich habe sie gefunden. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Durch meine Verletzung an der Hand lief Blut an diesem Ort. Mein Blut. Ich habe eine Art Vertrag abgeschlossen! Ein Vertrag aus dem ich nicht mehr hinaus kann. Na ja. Um ehrlich zu sein gibt es eine Möglichkeit. Mein Tod. Ich sollte sterben...

Mein Ich von vor noch einer Woche hätte nie so etwas in Betracht gezogen. Doch mein heutiges ich... Eigentlich klingt es fast nach Erlösung. Erlösung von Schlafmangel. Erlösung von diesen Gedanken. Erlösung von der Angst. Und besonders Erlösung von dieser Frau!

Nun sitze ich hier und schreibe alles auf was ich erlebt habe. Ob es geholfen hat? Ja, allerdings. Ich weiß was zu tun ist. Sollte diesen Text jemanden in die Hände fallen, veröffentlicht ihn bitte irgendwo. Mein letzter Wunsch ist es andere zu warnen. Niemand darf den gleichen Fehler machen! Es wäre sein letzter...

Die Dämmerung kommt und die Nacht wird bald hinein brechen. Auch die alte Frau wird sich bald zeigen. Es ist an der Zeit meine Verpflichtung nachzugehen. Schließlich habe ich noch nie ein Versprechen gebrochen.

Ende

Dead InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt