Kapitel II
Die Stimmung war angespannt, dass spürte Jack. Verständlich fand er es schon, immerhin war dies wahrscheinlich ihr letzter riskanter Beutezug. Wenn morgen bei dem großen Kartell-Raub alles gut ging, würden sie nie mehr die gefährliche Drecksarbeit für die Leute des Kartells erledigen. Zumindest glaubten die anderen Mitglieder der Monkeyfingers das. Jack war hingegen davon überzeugt, dass sie vorerst die gleiche Drecksarbeit machen müssen würden, allerdings mit dem kleinen Unterschied, dass sie mit besseren Waffen ausgestattet werden würden, was die Drecksarbeit einfacher und weit weniger gefährlich machen würde. Außerdem hatten diese ganzen miesen, kleinen Ratten, um die Jack sich kümmern musste, weit mehr Respekt vor Mitgliedern der Mafia, als vor deren Angestellten.
Die Jungs, zu denen er heute ging, hatten Weight um seinen Wetteinsatz beim letzten Boxturnier betrogen. Da Weight selbst in diesem Turnier mitgeboxt hatte, und zwar in der Schwergewichtsklasse, war es Jack unbegreiflich warum er sich um diese Falschspieler kümmern musste. 'Wenn dieser Typ schon Weight genannt wird, weil er jeden Boxer, jeder Gewichtsklasse besiegen kann, könnte er sich auch um vier Teenager kümmern, die Wetteinsätze zurückhalten. Aber wahrscheinlich ist er einfach damit beschäftigt, irgendwelche Cheerleaderinnen zu vögeln oder Poker zu spielen.', dachte er missmutig, als er zusammen mit Tony und Zach die Waffen zusammensammelte, 'Naja, er bezahlt mich, insofern muss ich das jetzt erledigen.' Bruce war heute mit Joe zu Daddy gegangen um sich letzte Instruktionen für den morgigen Auftrag abzuholen. Also war er mit Zach und Tony allein, weil Roxy, Emilya und Bruce seit drei Wochen in Boston waren, um für das Kartell einen Drogenhandel abzuschließen und erst morgen wiederkehren würden. Jack häte gerne Jeff mitgenommen, aber der war heute Morgen ziemlich schnell abgehauen, sie Anderen vermuteten er habe ein Date oder so. Jack glaubte, dass Jeffrey einfach nur feige war. Die beiden Geschwister, Tony und Zacharias Berk halfen sich gerade gegenseitig dabei, die Kevlarwesten anzuziehen, die Jack und Bruce letztes Jahr bei einem Job erbeutet hatten. Eine der beiden Westen war am Rücken von einer Schrotladung zerfetzt worden und schützte nicht mehr richtig. Natürlich zog Zach diese Weste an; er hatte schon immer wie verrückt auf seine beiden jüngeren Geschwister, die Zwillinge Emilya und Tony aufgepasst. Nie würde er Tony eine kugelsichere Weste überlassen, die zu fünfzig Prozent gar nicht mehr kugelsicher war. Jack freute sich als er sah, wie der siebzehnjährige Zach seinem jüngeren Bruder die Weste anlegte und ihm Mut zusprach. Jack steckte seine Machete in eine Art lederne Scheide, die Alex ihm genäht hatte. Sie war in Jacks Augen die vernünftigste in ihrer Gang, auch wenn Joe sich mit seinen 18 Jahren immer als großer Denker aufspielte.
Er bereute schon jetzt, dass Bruce nicht dabei sein würde. Der Teenager fühlte sich durch die melancholische Ausstrahlung seines Freundes immer besonnen und friedlich gestimmt. In Bruce Gegenwart tat er selten etwas Unbesonnenes, etwa so wie damals, als er im Kartell den Namen Goblin erhalten hatte. Eigentlich erhielten nur Mitglieder des Kartells Spitznamen, aber Jacks Tat war so unglaublich, erstaunlich und blutig gewesen, dass ihm diese Ehre früher zuteil geworden war. Mit einem Kopfschütteln riss Jack sich von den Erinnerungen los. So etwas Deprimierendes konnte er jetzt nicht gebrauchen, seine Konzentration musste dem Auftrag gelten, denn jedes noch so kleine Detail, das er übersah, etwa eine potenzielle Waffe oder das Geräusch eines zusätzlichen Menschen in einem Nebenzimmer, konnte lebensgefährlich werden. Ungern setzte Jack darauf, dass seinen Begleitern solche Details auffielen, deswegen blieb er selbst immer wachsam und fokussiert. 'Wenn du willst, dass etwas richtig erledigt wird, erledige es selbst. Sei immer wachsam und gehe davon aus, dass dein Feind es auch ist', klang die Stimme seines Mentors in seinem Kopf. Er hatte nie einen weiseren und grausameren Mann getroffen. Gerade als Jack nachsehen wollte, wo Zach geblieben war, kam Cheela zusammen mit Alex in ihr provisorisches Lager spaziert. Jack suchte Alex Blick und bemerkte misstrauisch die Anspannung in ihren markanten Gesichtszügen. Ihre leicht hervorstehenden Wangenknochen strafften die Haut, ihre sonst so vollen Lippen hatte sie zwischen die Zähne gezogen und ihre schmalen Augenbrauen berührten sich fast. Alex musste bemerkt haben, dass Jack sie anstarrte, denn sie hob unvermittelt den Blick und starrte ihn aus verwirrenden blau-grün gesprenkelten Augen an. Verlegen wandte er den Blick Cheela zu. Die Rechte Hand ihres Bandenanführers sah ähnlich angespannt aus wie Alex. Ihre weißen Haare hatte sie zu einem strengen Dutt hochgesteckt und unter ihren blauen Augen lagen tiefe Schatten Sie kam wohl gerade vom Frühstück, sie hatte ihren Kaffee noch in der Hand. „Jack!", sie schenkte ihm ein angespanntes Lächeln. Alex schaute demonstrativ zu den Berk-Brüdern hinüber, leichte Röte war in ihr Gesicht gekrochen. Jack fragte sich, ob das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
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VIB
Science FictionJack wachte auf. Was war passiert? Was war mit ihrem Hauptquartier passiert. Gerade wollte er sich aufrichten, da knallte der erste von ihnen gegen die Scheibe des großen Fensters ihrer Küche...