Die Morgendämmerung zeigte sich und schon bald erhob sich der feuerrote Sonnenball über den Horizont.
Diese Sonne, von der sie alle angeblich so abhängig waren.
Kiyara schüttelte den Kopf und schloss die Tür ihrer Wohnung, die voller Fotos von ihr und ihren Eltern war.
Sie musste zurück zu den Ungekrönten.
Sie hatten bestimmt eine Mission, die Kiyara ablenken konnte."Nein. Dat jet nich.", lehnte der Blutsegeladmiral Thetis sofort ab. Wie immer war er von zwanzig Rumflaschen umgeben...und betrunken. "Nich in deener Veefassun. Is nich ma eenen Monat hee, dass'er tot is. So kannste dich nich konsentriern."
"Aber..." Kiyara sah hilflos in die Runde.
Die Halborcin Garona, Prinzessin Tess Graumähne und die Pandarin Taoshi sahen sie mitleidig an, bis Tess ihre sanfte, doch herrscherische Stimme erhob.
"So ungern ich dich verletze, Kiyara, aber Admiral Thetis hat Recht. Du kannst so nicht gehen.", sagte sie leise.
"Nicht mal eine klitzekleine?", fragte die Blutelfe fast verzweifelt nach.
"Eejal, was für eene, du wirst se nich ausführn könn. Jib dich damit zufreedn und such Frönde.", kam Thetis' nicht gerade geistreicher Vorschlag.
"Das wäre so ziemlich das beste in deinem Fall.", stimmte Garona dem auch noch zu.
"Unn auserdeem jibt's noch Neueegkeetn uss Noodend...", begann der betrunkene Admiral lallend und nahm noch einen Humpen zu sich.
"Werdet Ihr wohl still sein, Thetis!", fuhr Tess ihn sofort an und er erntete von allen am Tisch böse Blicke.
"Was?" Kiyara dachte sofort an ihre Mutter. "Was für Neuigkeiten?!"
"Nichts." Tess winkte ab. "Vergiss es."
"Sagt. Es. Mir." Kiyara biss die Zähne zusammen. "Was ist auf Nordend?"
Valeera Sanguinar seufzte. "Du weißt sicher am besten, was Arthas Quel'Thalas angetan hat. Sagen wir...dasselbe geschah in der Eiskronenzitadelle."
"Wie meinen?", fragte Kiyara verwirrt.
"Arthas hat einige Kämpfer der Armee des Argentumkreuzzuges zu seinen Marionetten gemacht." In Valeeras Augen blitzten Reue, Schmerz und Mitleid auf. "Darunter deine Mutter..."
Kiyara starrte sie entgeistert an.
Ein paar Risse entstanden in dem Glas vor dem Bild.
Dem Bild, das erneut eine Szene ihres glücklichen und nun zerstörten Familienlebens zeigte.
"Sie...Das kann nicht sein..." Kiyaras Stimme zitterte. "Sie sind doch erst gestern losgezogen..."
"Die Eiskronenzitadelle ist ein gefährlicher Ort, Kiyara." Taoshi trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Deswegen sollte man sie niemals allein betreten."
"Sie waren doch in einer großen Gruppe..."
"Bestimmt wurde sie vorgeschickt, um zu spähen.", meinte Valeera. "Kriegsfürst Nazgrim neigt zu solchen Torheiten. Ich hätte ihm gern den Tod gegönnt."
"Valeera!", zischte Tess sie an.
"Was?", gab diese angenervt zurück. "Der Bastard weiß offensichtlich nicht, wie schwer es für Eleonor und andere Blutelfen gewesen sein muss, das Invasionsheim eines Mannes zu betreten, der in der Lage ist, sie alle zu Dienern zu machen...untoten Dienern."
Kiyara entfuhr ein gequälter Laut.
"Es reicht jetzt, Valeera." Tess nahm ihre Hand und wandte sich zum Gehen. "Komm, Kiyara. Ich bringe dich nach Hause."
"Danke, ich gehe allein.", lehnte Kiyara leise ab und ließ die Hand der Prinzessin los.
"Wie du meinst." Tess lächelte ihr beruhigend zu. "Pass auf dich auf."
"Und wenn schon." Kiyaras Stimme klang kalt und verzweifelt. "Jetzt ist es doch eh egal."
Mit den Worten verschwand sie.

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Back to Life
Action~"Deinen Tod werde ich nie vergessen, Vater..."~ Kiyara Sonnenglanz, eine sechzehnjährige Schurkin, überlebt den Angriff des Lichkönigs auf Quel'Thalas. Doch sie bezahlt einen teuren Preis: ihr Vater stirbt und ihre Emotionen sind eingeschränkt. Sie...