Kapitel 8 | Die Eiskronenzitadelle

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Angewidert schob Vereesa den Knochen mit dem Fuß beiseite und zog ihn erschrocken zurück, als er plötzlich nach ihrem Fuß griff.
Ein Schrei lag schon auf ihren Lippen, den sie jedoch hinunterschluckte, als ein goldener Hammer auf den Knochen fiel und feines Pulver zurückließ.
"Danke." Vereesa lächelte dem Paladin dankbar zu, doch der Schock steckte noch in ihren Knochen.
"Stets zu Diensten, Goldauge.", grinste er und marschierte weiter.
"Ich dachte, die Tunnel wären frei von Untoten?", wandte sich Kiyara anklagend an einen Neruben.
Vereesa betrachtete das spinnenartige Wesen mit unverhohlener Abscheu.
"Die Eiskronenzitadelle ist mit Abstand der widerlichste Ort, den ich je betreten habe...", murmelte sie Kiyara zu.
"Natürlich. Was erwartest du? Gleich müssen wir Horden von vertrockneten Leichen und blutigen Skeletten umbringen." Kiyara reckte sich gemütlich. "Ich freu mich drauf."
"Wie kannst du nur so positiv sein?", fragte sie ein Tauren, laut seiner Rüstung Druide.
"Weil ich nach wie vor mich darauf freue, meine Rache zu bekommen!" Und meinen Tod..., fügte sie in Gedanken hinzu.
Vereesa sah auf den Boden.
Kiyara konnte ihr ansehen, dass sie wusste, worauf sie sich am meisten freute.
Ein merkwürdiges Krächzen hallte durch die Tunnel und lockte Kiyaras Aufmerksamkeit nach vorn.
Ghule bogen um die Ecke.
Bevor irgendjemand reagieren konnte, warf Kiyara ihren Greifhaken nach vorn und landete zwischen den Ghulen.
Ihre Säbel kreisten und schlugen drei Ghulen gleichzeitig die Köpfe ab.
Mit einem Sprung weit über die Köpfe der Ghule hinweg tötete sie die nächsten fünf Wesen.
Erst dann reagierten andere.
Vereesa blinzelte sich vor die Gruppe und schleuderte goldene Nebel zu Kiyara, die dadurch geheilt wurde.
Ein Ghul gab ein rasselndes Geräusch von sich und rannte auf Vereesa zu.
Die griff jedoch zu Artefakt und Säbel und rannte dem Ghul mit dem Mut einer Kriegerin entgegen, wie Kiyara fand.
Sie konnte nicht anders als der Magierin bei ihrem Schwertkampf zuzusehen und vergaß so, dass sie selbst noch von ihren unbeeindruckten Feinden umgeben war.
Eine knochige Hand streifte sie, verschwand jedoch plötzlich.
Kiyara fuhr herum und entdeckte erst eine Rüstung, die von Frost überzogen war.
Dann das Gesicht.
Stumpfe hellblaue Augen musterten ihre Gegner wie Abfall.
Schwarze Haare umrahmten ein Gesicht, dessen Haut gräulich schien.
Die Ghule wandten sich ihm zu und liefen geradewegs in seine zwei Frostklingen hinein.
Als auch der letzte Ghul tot auf dem Boden lag, kam der Todesritter näher zu Kiyara und musterte sie. Allerdings mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Dennoch wich Kiyara zurück.
Erstaunt sah sie, wie Gekränktheit in den Blick des untoten Elfs schlich.
Erinnerst du dich denn nicht mehr, Kiyara?, fragte er mit einer Stimme, die ihr durch Mark und Bein ging.
Zum einen, da sie einen merkwürdigen Hall hatte, zum anderen, weil sie sie kannte.
"Sag mir nicht, es ist das, was ich denke, dass es das ist..." Kiyara schauderte.
Das konnte nicht sein...
Du kennst mich, Kiyara. Der Elf kam wieder einen Schritt näher. Du hast mich sterben sehen. Eigentlich müsstest du mich sofort erkennen.
"Vater?", fragte sie leise, obwohl es klar war, dass er es war.
Der Elf lächelte wieder.
Diesmal machte Kiyara den letzten Schritt und umarmte ihn, während sie die Kälte, die von ihm ausging, ignorierte.
Seine Arme legten sich um sie. Verzeih mir für die Torheit, die ich damals begang. Und für den Schmerz, den du meinetwegen hattest.
"Und noch habe. Aber das ändert sich bald. Ich bringe den Lichkönig um und räche euch." Kiyara klammerte sich an ihn. "Das wollte ich schon immer."

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