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Ich ging normal zu meinem Ausbildungsplatz, wie jeden Tag zuvor auch. Ich stand normal auf, frühstückte und arbeitete hart. Ich arbeitete immer hart. Das war mein Ausgleich dafür, dass ich so schüchtern war. Ich hatte jegliches Vertrauen in die Menschheit verloren - durch meinen Vater. Er hatte mir als Kind alles geben können, was ich mir gewünscht hatte. Er hatte mir immer wieder versprochen, auf mich und meine Mum aufzupassen, aber schließlich war er gegangen. Ich hatte es nie verstanden. Er hatte es schließlich versprochen! Das war einer der Gründe, weshalb ich mein Vertrauen zu den Menschen verloren hatte. Wir hatten vor ein paar Tagen einen neuen Chef bekommen, weshalb sich alles hier neu entschied. Er überprüfte jeden hier arbeitenden einzeln um zu schauen, ob er gehen oder bleiben sollte. Ich stand auf der Kippe. Immer war ich mir sicher gewesen, einfach nur diese Ausbildung zu meistern, doch schließlich war es ja doch nur irgendein Ausbildungsplatz, um den es da ging. Und zu meinem größten Glück stand mein Name scheinbar als nächstes auf der Liste. Ich wurde aufgerufen, zu ihm ins Büro zu kommen und ich bekam schon von überall mitleidige Blicke zugeworfen. Jeder wusste, wie hart es sein konnte und auch war. So viele, die hier saßen, hatten schon Glück gehabt. "Ariella Prosedo, bitte in mein Büro." Die Stimme an sich klang schon einmal nicht ganz so streng, zumindest hatte sie eine gewisse Sänfte in sich, als Matt Roberts, unser neuer Chef, ihn aussprach. Ich stand schnell auf und lief durch den breiten Flur auf die große Tür am Ende des Ganges zu. Als ich vor ihr stand zögerte ich einen Moment. Ich atmete tief durch und setzte an zu klopfen, doch es erdrang schon ein tiefes "Herein", weshalb ich einfach nach dem kalten Türgriff griff und ihn langsam und vorsichtig herunterdrückte. Ich stieß sie auf und machte ein paar Schritte in den Raum hinein. Als erstes erblickte ich einen großen Schreibtisch, der fast ein Viertel des ganzen Raumes ausmachte. Darauf lagen Akten und andere Papiere verstreut. Hinter dem Schreibtisch stand ein großer Schreibtischstuhl, auf dem ein Mann von stattlicher Größe und muskulöser Statur saß. Ich schloss schnell die Tür und versuchte, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er strich seine dunkelbraunen Haare zurück und musterte mich aus seinen grauen Augen interessiert. Noch immer stand ich verloren in seinem Büro herum. "Äh...guten morgen Mr. Roberts.", sagte ich schnell und man hörte deutlich die Nervosität daraus. Ich senkte den Blick, auch wenn sich das immer schlecht machte, doch ich konnte nicht anders. "Setzen Sie sich, Ariella." Er deutete mit seinen langen Fingern auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand. Noch während ich darauf zuging, kramte er nach meiner Akte und legte sie offen vor sich. Ich setzte mich leise und legte die Hände auf den Beinen ab. Er sah nicht auf, als er sagte: "Alles ist gut, Ariella. Beruhigen Sie sich etwas." Er lächelte leicht, "Trinken Sie Tee?" Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und antwortete mit recht kratziger Stimme: "Nein, Mr. Roberts. Ich nehme nichts." Ich sah auf die Akte, die er las und als er aufsah, trafen sich unsere Blicke. Schnell sah ich mich etwas um. "Sie sind noch immer nervös. Woran liegt das? An mir? Sie meiden Blickkontakt und ihre Hände schwitzen." Er stand mit einem leichten Grinsen auf und ging auf eine Tisch an einer Wand zu, auf der Tassen und eine Teekanne standen. Als er plötzlich wieder zu mir sprach, erschauderte ich. "Ariella, warum haben Sie genau bei mir diese Ausbildung gewählt." Es traf mich so plötzlich, sodass ich nicht darauf antworten konnte. Schon vorher hatte ich mir eine mögliche Antwort auf alles mögliche zurecht gelegt, doch es war wie ausgelöscht. "I-ich...äh-" Er drückte mir einfach eine Tasse in die Hand und der Duft von Pfefferminz erfüllte meine Nase. "Ich...äh...ich meine..." Und plötzlich fiel es mir wieder ein, "Mir gefällt die Arbeit, die ich hier machen kann... Ich interessiere mich sehr dafür und dieser Betrieb war die beste Möglichkeit, später einmal einen Beruf in dieser Art auszuüben." Ich senkte schnell wieder den Blick und musterte nun die Tasse mit dem Tee. Heißer Dampf stieg daraus empor und beflügelte meine Sinne. "Geht doch." Ich blickte auf. Das hatte ich mir sicher nur eingebildet. "Ariella, was denken Sie, wie ich mich bei Ihnen entscheide?" Ich sah ihn leicht fragend an. "Sie fragen dabei mich?" Er lachte rau auf. Dieses Lachen war tief und erfüllt von Belustigung. "Ich meine..." Ich unterbrach mich selber und schüttelte den Kopf. Auch er schüttelte ihn enttäuscht. "Sie hatten es fast. Also...was wollten Sie sagen?" "Sie werden mich wegschicken..." Er seufzte leise uns ich nahm einen Schluck aus der Tasse. "Da liegen Sie richtig, Ariella. Sie sind entlassen. Doch ich möchte sie trotzdem am Abend zu mir einladen. Ich werde sie abholen...und, oh. Sie brauchen sich nicht dafür in Schale zu werfen." Verwirrt und zutiefst enttäuscht stand ich auf. Eigentlich war mein Plan gewesen, um diesen Platz zu kämpfen, doch plötzlich fühlte ich mich bloß erschöpft und ausgelaugt. Wieso sollte mich mein ehemaliger Boss zu sich einladen?! Und wieso hatte ich nicht widersprochen, als es zu dieser Einladung kam? Langsam trottete ich zurück zu meinem Platz und packte meine Sachen. Ich loggte mich aus dem Computer aus und verließ das Gebäude, was mir eine gute Zukunft hätte ermöglichen können.

Sugardaddy - Ich brauche dich!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt