Kapitel 1

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"Ein kluges Mädchen küsst, aber liebt nicht, hört zu, aber glaubt nicht und geht, bevor sie verlassen wird." ~ Marilyn Monroe

Die Schweißperlen rannen meinen Rücken runter und jagten mir einen unangenehmen Schauer über meinen gesamten Körper. Vor einer Sekunde fühlte ich mich noch unbeschwert und jetzt auf einmal hatte ich das Gefühl so schwer wie ein Stein und vor allem so laut wie ein Gewehr zu sein. Noch ein paar Meter, dann hatte ich es geschafft das Anwesend meines Vaters zu verlassen und konnte in der kühlen Nachtluft verschwinden.

Das Problem waren jedoch seine Angestellten die brav wie Schoßhündchen den Eingang des Hauses bewachten. Also waren sie eher wie brave Wachhunde.

In einem unbeobachteten Moment schlüpfte ich aus meinem Verstecke, rannte zur Tür und stellte glücklicherweise fest, dass diese nur leicht angelehnt war. Solche Idioten, sollen mich bewachen und schaffen es nicht einmal die Tür zu schließen geschweige denn abzuschließen. Doch in diesem Moment hatte ich keine Zeit über die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen nachzudenken. Ich musste so schnell wie möglich mein nächstes Versteck erreichen bevor sie mich entdeckten und zurück auf mein Zimmer brachten.

Keuchend atmete ich aus als ich die Hausecke erreichte. In diesem Winkel konnten mich die Überwachungskameras nicht erfassen. Bei einem meiner ersten Ausbrüche hatte ich dies nicht mit beachtet und wurde natürlich prompt erwischt und der Vorfall wurde meinem Vater gemeldet. Seit dieses Abends wurden die Überwachungsvorkehrungen deutlich verschärft und ich musste noch besser aufpassen nicht erwischt zu werden. Inzwischen hatte ich ein System entwickelt damit ich mich abends aus dem Haus schleichen konnte um meine Ruhe zu haben.

Ich musste nicht lange warten, dann gingen draußen auf dem Hof auch schon die Lichter aus. Wie immer pünktlich um 22 Uhr. Warum das so war, wusste ich nicht. Ich nutzte die Dunkelheit um unbemerkt durch das große Eisentor zu schlüpfen. Ich lief noch ein paar Meter die Straße runter und bog dann in einen eher unbekannten Weg ein um endgültig zu verschwinden.

Erst als ich weit genug weg war, atmete ich entspannt aus. Dabei blies ich eine große weiße Atemwolke aus. Es war kalt...tatsächlich war so schon so kalt, dass ich durchaus fror mit dem dicken Pulli und der Jeans. Aber was hatte ich mir auch dabei gedacht keine Jacke mit zu nehmen, wenn ich mitten in einer Oktobernacht das Haus verließ. Es war sogar schon Ende Oktober und bald würde der Winter kommen und alles mit Schnee bedecken. Dann sah die Welt immer so friedlich aus. So unberührt und ganz ohne Schmerz. Ich mochte den Winter und auch den Schnee. Denn diese friedvolle Jahreszeit ließ mich immer vergessen warum ich mich nachts aus dem Haus schleichen musste, warum mein Vater und mein Bruder oft nicht da waren oder kaum Zeit für mich hatten. Warum ich immer direkt zur Schule gefahren wurde und danach sofort wieder abgeholt wurde. Unsere kleine Stadt wurde von zwei Mafia- Gangs kontrolliert. Die eine war eine skrupellose Gang aus dem Süden der Stadt. Mir war bekannt das vor allem junge Männer zu dieser Gruppe gehörten. Die andere Gang wurde von meinem Vater geleitet.

Nach dem Tod meiner Mutter vor etwa 10 Jahren entschied ich, dass ich niemals mit dieser Mafia Sache in Verbindung treten wollte. Mein Vater und mein Bruder Alec stimmten meiner Entscheidung zu. Sie versuchten mich auch soweit es ging aus ihren Geschäften raus zu halten. Natürlich konnte ich mich nicht ganz entziehen und oft genug bekam ich mit wie Männer meines Vaters verletzt bei uns ankamen oder wenn Alec und Dad sich wegen Geldproblemen stritten.

Mein Vater und mein Bruder Alec liebten mich beide auf ihre Art und Weise. Oft war mein Dad gar nicht zu Hause und Alec passte auf mich auf. Wir hatten eine doch recht enge Beziehung zu einander. Auch weil er einfach das einzige Familien Mitglied war der mir blieb wenn Dad nicht da war. Aber auch mein Vater und ich hatten eine enge und gute Beziehung. Er akzeptierte meine Entscheidung, nichts mit der Mafia zu tun haben zu wollen und war innerlich glaub ich auch ein bisschen erleichtert darüber. Beide taten immer so als wäre ich eine kleine Prinzessin und wurde kaputt gehen sobald ich das Haus verließ. Deshalb sperrten sich mich auch im Haus ein. Sie hatten einfach Angst jemand könnte mich verletzten. Meiner Meinung nach war dies völliger Quatsch. Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja noch nicht was auf mich zukommen würde.

Ich lief schon eine Weile einfach nur durch die Gegend. Mir war inzwischen klar, dass ich mich in der so genannten Safe Zone befand. Ein Teil der Stadt, der von niemandem beherrscht wurde. Soweit ich weiß, fanden hier auch geheime treffen zwischen den beiden Gangs statt. Und bei diesen Treffen durfte niemand verletzt werden. Es wurde nur verhandelt.

Ich genoss die Stille um mich herum. Und so entschied ich mich noch ein wenig durch den Park zu spazieren bevor ich mich wieder nach Hause schleichen würde. Der Park war in etwa so groß wie ein Fußballfeld aber sehr hübsch angelegt. In der Mitte war ein kleiner Teich und drum herum waren ein paar Bänke aufgestellt und Bäume gepflanzt. Im Sommer konnte man sich hier mit Freunden treffen und einfach abhängen. Oft sah man aber auch Schüler, die sich auf dem weichen Rasen verteilten und lernten.

Die Dunkelheit um mich herum beruhigte mich. Ich konnte in diesen paar ruhigen Minuten einfach die Seele baumeln lassen. Es war für mich einfach immer die Möglichkeit meinem Alltag zu entfliehen und einfach mal nicht das wohl Best bewachtest Mädchen der Stadt zu sein.

Der Park endet in einem Weg welcher nach ein paar Kurven wieder zu einer Hauptstraße führt. Für mich wurde es langsam Zeit wieder zurück zu gehen. Vielleicht hatte ich die ja die Chance, dass mein Vater und mein Bruder noch nicht mitbekommen hatten, dass ich abgehauen war.

Ich kam gerade um die erste Kurve als ich Stimmen bemerkte. Vorsichtig schaute ich um die Ecke. Das Bild welches sich mir bot schockierte mich und jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ein älterer Mann kniete mit gefesselten Händen vor einer Gruppe ganz in schwarz gekleideter junger Männer.

„Du hattest deine Chancen. Wir haben dir das Geld geliehen aber du schaffst es einfach nicht es uns zurück zu zahlen. Was sollen wir deiner Meinung nach noch tun? Du wusstest was passieren wird. Jetzt bist du dran!", ein großer Kerl mit schwarzen Haaren stand direkt vor dem Mann, der immer noch mit dem Rücken zu mir auf dem Boden kniete. „Bitte...ihr wisst warum ich das Geld brauchte. Gebt mir noch ein bisschen Zeit. Ich hab das Geld doch schon fast zusammen.", bei der Stimme des Mannes blieb mir die Spucke weg und ich hatte das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können. Es war mein Vater!

Beast and his BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt