Kapitel 4

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"Leben soll man leben, aber nicht die ganze Zeit darüber diskutieren." ~Isabelle Adjani

Stumm liefen mir die Tränen übers Gesicht. Am liebsten wollte ich meinen Kopf in einem Kissen vergraben und nie wieder auftauchen...doch das ging nicht. Ich war gefangen. Gefangen von einem Mann den alle nur „Biest" nannten auf Grund von schrecklichen Taten die er begangen haben sollte. Ich war gefangen in einem Auto welches mich weit fort brachte. Von meinem Zuhause, meinem Bruder und meinem Vater. Ob Dad schon zu Hause ist? Ob Alec schon weiß das ich weg bin? Vermutlich bald tot?

Leise Stimmen rissen mich aus meinen Gedanken. „Sie weint.", flüsterte eine Stimme die ich als Luis Stimme identifizieren konnte. „Und? Soll mich das jetzt kümmern?", diese Stimme gehörte eindeutig „Biest". Der dunkle Klang und die Kälte darin machten es offensichtlich. Irgendwie tat es weh, dass es ihn nicht weiter kümmerte. Aber was hatte ich den erwartet? Ich war seine Gefangene. In seinen Augen war ich wohl nichts weiter als ein dummes, kleines Mädchen welches sich vor seinen Vater stellt und für ihn sterben möchte. Ich war ein nichts. Und genau das machte mich noch trauriger als zuvor. „Du hast echt kein Herz. Ich sag ja...wir hätten den Alten nehmen sollen.", Luis bemühte sich wirklich leise zu sprechen. Vielleicht hatte er Hoffnung ich würde ihn nicht verstehen. „Was willst du denn jetzt mit ihr machen?", „Keine Ahnung. Fürs erste kommt sie in eine Zelle und dann? Vielleicht verkaufen oder so.", aus der Stimme von „Biest" war pure Gleichgültigkeit raus zu hören. Natürlich. Ich mein es war ihm offensichtlich egal was mit mir passierte.

Dann kehrte wieder Stille ein. Wir fuhren noch ein Stück, insgesamt konnte ich nicht sagen wie lange wir schon unterwegs waren, und hielten schließlich an. Ich hörte wie Autotüren klappten und die Männer die in meinem Wagen saßen aussteigen. Auch die Tür auf meiner Seite wurde aufgemacht und ich wurde mit einem Ruck aus dem Wagen gehoben.

„Bring sie zu den anderen. Ich habe keine Lust mehr mich heute mit ihr zu beschäftigen.", „Biests" Stimme schien schon ein wenig weiter weg. Na toll, ich lag also in den Armen eines fremden Mannes der mich irgendwo hinbringen sollte. Vermutlich eine Art Zelle oder so. Der Mann setzte sich in Bewegung und ging ein kleines Stück, ehe ich hörte wie sich eine schwere Metalltür öffnete. Kurze Zeit später wurde ich auf harten Boden abgesetzt.

Man nahm mir die Augenbinde ab und ich sah direkt in das Gesicht von Luis, welcher mich ein wenig mitleidig anlächelte. „Keine Sorge. Das hier ist nur vorrübergehend. Ich hätte dir ja ein normales Zimmer gegeben aber er ist da ein wenig anderer Meinung.", warum war er plötzlich so nett? Ich verstand das alles nicht. Zu meiner Überraschung löste er auch die Handschellen. Ich rieb meine Handgelenke und strich dabei sanft über die hinterlassenen Abdrücke. „Das tut mir übrigens sehr leid. Was du für deinen Vater getan hast war mutig...aber auch ziemlich dumm. Er hatte recht, du hast wirklich keine Ahnung worauf du dich hier einlässt.", flüsterte Luis mir noch kurz zu ehe er mir noch ein angenehmes Lächeln schenkte, aufstand und aus der Zelle ging. Ich hörte noch wie die schwere Eisentür von außen verschlossen wurde. Dann war Ruhe.

Meine „Zelle" war nicht größer als eine normale Garage. Hier drin befand sich eine notdürftige Toilette, ein altes Waschbecken und eine alte, gammlige Matratze mit einer dünnen Decke drauf. Hier sollte ich jetzt also bleiben und auf den Tod warten? Zudem roch es sehr unangenehm hier und die Kälte kroch über meinen Körper. Es war wirklich unnormal kalt hier drin. Schwach krabbelte ich auf die Matratze und wickelte mich in die erbärmlich stinkende Decke ein.

Als ich da so lag bekam ich zum ersten Mal richtig die Chance nachzudenken was geschehen war. Ich konnte meinem Vater das Leben retten, hatte meins dafür aufgegeben. Ich befand mich wohl im Hauptquartier der Blacks und ihr Anführer „Biest" wollte mich tot sehen. Wobei...eigentlich hatte er das nicht direkt gesagt. Im Grunde war ihm egal ob es mir gut ging. Ihn interessierte es ja gar nicht was mit mir passieren würde. Wieder wurde ich unendlich traurig. Ich vermisste Dad und Alec jetzt schon so sehr. Schon irgendwie lustig. Jahrelang versuchten mich Dad und Alec so gut es ging aus allem raus zu halten. Das ich bloß nichts mit den krummen Geschäften ihrer Gang zu tun hatte. Doch nun steckte ich irgendwie mit drin. Gefangen vom Feind...tolle Aussichten.

Irgendwann wurde ich müde und ich versuchte es mir so gut es ging gemütlich zu machen auf der Matratze. Doch das war leichter gesagt als getan. Die Matratze war fast so hart wie der Boden um mir war immer noch extrem kalt. Ich hätte mir doch eine Jacke anziehen sollen. Innerlich verfluchte ich mich dafür schon wieder abgehauen zu sein.

Die Trauer und das Selbstmitleid übermannten mich und schon wieder liefen die Tränen über meine kalten Wangen. Ich hielt sie nicht auf. Hier brauchte ich mich nicht verstecken. Sie würden sie sowieso nicht sehen. Ich blieb einfach liegen und weinte leise vor mich hin, in der Hoffnung mich irgendwann in den Schlaf zu weinen.

Doch die Gedanken an die bevorstehenden Tage hielten mich wach. Was würde wohl passieren? Ob sie mich wirklich umbringen würden? Oder würde „Biest" seine Aussage bewahrheiten und mich wirklich verkaufen? Die Vorstellung, dass jemand einen Geldbetrag bezahlt um einen Menschen zu besitzen schockierte mich. Würde er das wirklich tun? War er wirklich so herzlos? Ich konnte mir das fast gar nicht vorstellen.

Kein Mensch kommt durch und durch böse auf die Welt. Es gibt immer ein Ereignis, welches man für die Herzlosigkeit mancher Menschen verantwortlich machen konnte. Manche Leute erzählten mir das mein Vater früher, als ich noch klein war, als meine Mutter noch bei uns war viel liebevoller war als heute. Er hatte viel mehr Spaß und kümmerte sich so rührend um mich. Doch als meine Mom verschwand veränderte e sich, er so zog sich weiter zurück und für Alec und mich wurde es schwer ihn zu erreichen. Ob „Biest" auch jemand wichtigen in seinem Leben verloren hat?

Mit diesen Gedanken übermannte mich schließlich doch die Müdigkeit und ich glitt sanft in den Schlaf.


Beast and his BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt