5. Kapitel: Ja

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„Jona, bitte...", schaltete ich mich nun wieder ein, nachdem er beinahe drohend noch einen weiteren Schritt auf Ben zugegangen war, doch er reagierte nicht, sondern lieferte sich vielmehr eine Blickschlacht mit der Liebe meines Lebens.

„Ich will keinen Ärger, ich wollte nur nochmal mit Yasmin sprechen. Ich respektiere dich an ihrer Seite und...", versuchte Benedict die Wogen etwas zu glätten und hob dabei abwehrend beide Handflächen nach oben, doch Jona ließ ihn nicht ausreden.

„Ach ja? Das klang gerade aber völlig anders! Wieso bist du hier, wenn du keinen Ärger willst? Außerdem habe ich dir gesagt, dass sie nicht mit dir sprechen möchte!", zischte Jona und ging noch einen weiteren Schritt auf Benedict zu, der wiederrum im Umkehrschluss wieder versuchte mehr Abstand zwischen sie zu bekommen und dabei schon sehr nahe an der Wand in seinem Rücken war.

„Jungs, hört auf!", schrie ich jetzt wütend dazwischen, nachdem mich alle beide einfach ignoriert hatten – nun hatte ich allerdings ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich holte tief Luft. „Jona ist nicht mein neuer Freund. Er ist der Bruder von Aylin und wohnt momentan hier, weil ich ihn darum gebeten habe. Ich wollte nicht alleine sein und Jona war schon immer auch für mich wie ein Bruder", klärte ich Benedict erst einmal auf, während ich ihm tief in die Augen sah. Mit jedem weiteren Wort schien mir ohne Zweifel Stück für Stück mehr Erleichterung entgegen – ich schnaubte verächtlich. „Wenn du mir einfach nur zugehört hättest, nur ein einziges Mal, Benedict, dann wüsstest du das und du wüsstest auch, dass Aylin gerade ihr Auslandssemester macht." Benedict blinzelte wieder etwas verloren und ich hätte durchaus Mitleid mit ihm bekommen können, aber ich zügelte mich gerade noch rechtzeitig und ehe er den Mund aufmachen konnte, fuhr ich ihm umgehend wieder über den Mund. „Und überhaupt... wie kannst du nur annehmen, dass ich nach dieser kurzen Zeit schon wieder einen Anderen haben könnte? Verdammt, Benedict! Ben! Du hast mir das Herz gebrochen, wie noch keiner jemals zuvor! Also, wie kannst du nur... Wie kannst du..."

Bevor ich es richtig realisieren konnte, schmiegte ich mich an eine harte Brust und zwei starke Arme umschlangen mich schützend. Es waren nicht Benedicts Arme, die mir Trost schenkten, wie sie es früher einmal getan hatten und wie ich es mir insgeheim immer noch wünschte. Jona war für mich da, immer schon gewesen, er hatte die Situation schnell erkannt, kannte mich nur allzu gut. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf, konnte nicht mehr sprechen, ohne Gefahr zu laufen, noch komplett zusammenzubrechen.

„Yasi, es... tut mir... so unendlich leid, ich wollte dich nie so...", stammelte Benedict mit einer schmerzerfüllten Stimme, die ich nur gedämpft durch das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und den Stoff von Jonas Shirt hören könnte, doch ich ließ ihn nicht ausreden.

„Verletzen? Ausnutzen? Vor den Kopf stoßen? Such dir etwas davon aus, Ben! All das hast du getan und für eine einfache Entschuldigung ist es längst zu spät!", schoss ich wütend zurück, doch meine Stimme sackte sofort wieder ab und es klang längst nicht so hart und unbarmherzig wie von mir ursprünglich beabsichtigt.

„Komm, das reicht jetzt. Du solltest reingehen und dich etwas ausruhen", entschied Jona für mich und ehe ich noch etwas erwidern konnte, hatte er mich irgendwie zurück in die Wohnung getrieben und ich rollte mich jetzt schluchzend auf meinem Bett zusammen, um unter meiner Decke einfach nur zu verschwinden.

Jona hatte die Tür zu meinem Zimmer beim wieder Rausgehen nur angelehnt und so hörte ich den gedämpften Streit zwischen ihnen. Es dauerte jedoch nicht lange, ehe die Haustür wieder ins Schloss krachte und ich Schritte vernahm. Ich war in diesem Moment zu sehr ein Wrack, um mir Gedanken darüber zu machen, was nun noch zwischen Benedict und Jona vorgefallen war. Ich wollte einfach nur meine Ruhe und all das ausblenden, ignorieren, vergessen.

Leben der Superlative? // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt