Ertrinken

622 32 1
                                    

Isaks Sicht
Grüne Jacke. Jeans. Himmelblaue Augen.
Groß.
"H-hallo", stottere ich heraus. Even ist genauso erschrocken wie ich. Kein Bildschirm. Nicht nur Worte. Es ist Even.
"Hei...", antwortet er. Er hat eine unglaublich tiefe Stimme. Passt irgendwie garnicht zu seinem zarten Gesicht.
"Warum schreibst du nicht mehr?", er wirkt verärgert, aber irgendwie klang das besorgt.
"Ich, eh, ich...", hab grad keine Ausrede parat. Even zieht seine Augenbrauen hoch, hofft auf eine Antwort. Er wird sie nicht bekommen.
"Hab ich was falsches geschrieben?", entgegnet er mir, in einem ruhigen, einfühlsamen Tonfall. Seine Augen fixiert an meinem Gesicht.
"Nein, es, ich...kann, eh", weiterhin bringe ich keine Antwort heraus. 
"Sollen wir irgendwohin gehen wo es ruhiger ist?", unterbricht er mein Gestammel. Ich nicke und fordere ihn mit einem Blick auf mir zu folgen. Ich gehe hinter die Schule, dort stehen ein paar Holzbänke. Ich setze mich auf die Lehne. Even sieht mich zuerst noch einmal an, setzt sich dann zu mir.
„Also, warum schreibst du mir nicht mehr?", seine Augen schauen bittend in meine. Man konnte in seinen Augen ertrinken.
„Even, ich, wollte nicht dass das, dass das noch weiter geht." , anscheinend habe ich vor die Wahrheit zu sagen.
„Wie meinst du das?", fragt er mich, deutlich verwirrt.
„Ich will damit sagen, dass ich einfach nicht weiß wohin das führt."
„Wohin soll es denn nicht führen, Isak?", er blickt auf den Boden.
„Na, dass, ich...mehr, weil, vielleicht dass ich...uhhh..", Sprachdepartment hat wieder ausgesetzt.
"Dass du dich in mich verliebst?", ergänzt er, ohne dabei abwertend oder erschrocken zu klingen.
Ich schaue ihn an und er dreht seinen Kopf zu mir.
"Ich, ich wusste nicht dass du schwul bist.", versucht er mir als Entschuldigung zu sagen.
"Ich bin nicht schwul.", das bringe ich sicher heraus.
"Nein?"
"Nein."

Der Junge, der Unterwasser die Luft nicht anhalten konnteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt