Slam

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Wenn man so liest, was Leute schreiben,
und damit noch nicht einmal unbekannt bleiben ...

Sie treiben der Sprache die Grundstruktur aus,
wie bei einem Haus, wo Katz und Maus
im Kellergang Unfug und Schabernack voll übertreiben,

Autoren, die, will man sie antreiben,
das heißt, ihren Wortschlamm ins Angesicht reiben,
dem Kopf die Schwachstellen einverleiben,
versucht, sie durch Anschreiben vor Rechner-Mattscheiben
zu bewegen: "Lasst den Scheiß bitte bleiben!",

wenn die,
statt zu klagen und jammern, tief in ihren Kammern,
wie Ammern an ihr Gewöll sich zu klammern,
stolz diskutieren, bis der Brägen blutig,
zugeben, eine Korrektur wäre mutig,
weshalb sie die gern
vollzögen, weil sie ja schließlich - im Kern -
der Sprache mehr zu- als abgeneigt wär'n,

die fände ich cool.

Doch sind in dem Pfuhl, in dem Wort sich an Wörter
reiht, wie das Brabbeln Geistesgestörter,
kaum Leute, die auf ihrem Bürodrehstuhl
dem Sessel, dem Hocker letztendlich ganz locker
der Muttersprache den Vater geben,
auf dass deren Babies überleben.

Nein, vielmehr wird, äußert man Kritik,
schnell zickig der Ton der nächsten Replik,
das Opfer der Bildungspolitik vermutet,
man drehe ihm einen Strick aus all den Unzulänglichkeiten.
Es beginnt der Urheber heftig zu streiten,
sogar zu Beleidigungen zu schreiten,
worauf die Beteiligten droh'n, auszuweiten
die Verteidigung dessen, was der Sprache spricht Hohn,
auf Persönliches,
weshalb ich da beinah vermute, dass schon
denen dämmert, dass sie Kacke geschrieben.
(was leider recht häufig nur leicht übertrieben
ist)
weil Schreib- und Dichtkunst allweil
heute regellos scheinen, chaotisch, zum Teil.

Das aber bewirkt, dass ich wende mit Grausen
mein Antlitz - und lass Kommentare sausen,
wo ich schon erkenne, es lohnt sich nicht.

Zu helfen, ist schließlich hier
nicht Pflicht.

Liquid Sky (Lyrik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt