Die Erde legt das Nachtkleid ab.
Schon knospt mir Morgenrot, ich hab'
geruht zu ruhn, bis es erblüht,
da dringt in mein Gehör ein Lied.Ich lupfe meinen Körper gleich
nach 90 Grad empor, ich schleich'
zum Fenster hin, um zu entdecken.
Wo mag der Sänger sich verstecken?Ein Frösteln wirft sich über mich.
Doch standhaft widerstehe ich
dem Drange, mich zurück zu ziehn.
Noch stehe ich und lausche ihm.Ein Märzenschnee bedeckt das Land,
wie man ihn Winters hier nicht fand.
Er tiriliert und zwitschert laut.
Hab noch den Künstler nicht geschaut.So bleibt er heute unentdeckt,
der Sänger, welcher mich erweckt,
aus meines Schlafes Schattenreich.
Ich schließe nun das Fenster gleichund starte meines Tages Lauf.
Am Vormittag dann fällt mir auf,
dass jenes Lied zur Morgenstund'
für meinen Frohsinn ist der Grund.Und für das Nasenkribbeln ist,
der Frost der Grund ...
Hatschi! - so'n Mist.Das Ganze will mich wohl belehren:
"Lass Dich vom Sange nicht betören,
wenn noch der Winterfrost die Welt
eiskalt und fest umfangen hält!"
DU LIEST GERADE
Liquid Sky (Lyrik)
PoetryEine wild wuchernde Sammlung alter und neuer, nachdenklicher und lustiger Gedichte, Fragmente, lyrischer Texte. Es erhebt keinen Anspruch, doch ich hoffe, dass es manchem solchen gerecht werden möge.