Alisa
Shit, wie oft musste sie denn diese blöden Schlüssel noch vergessen. Es war wirklich zum verrückt werden, wie konnte man nur so schusselig sein. Zum 4. Mal war Alisa das nun schon passiert, seit sie in diesem Haus gelandet war.
Sie musste sich wirklich mal einen Zweitschlüssel nachmachen lassen, doch wo sollte sie das Geld dafür auftreiben? Gute Frage, wohl oder übel musste sie doch mal ihre Reserven angreifen. Wo sie sich doch geschworen hatte bis zu ihrem nächsten Auftrag kein Geld auszugeben.
Nunja dann ging sie eben zu Johanna hinunter und holte sich etwas Werkzeug. Sie musste sich auch dringend noch eine Leiter außerhalb ihrer Hütte verstecken, falls sie das mit dem Schlüssel nicht so schnell auf sie Reihe bekäme.
Wer war bitte auch auf die glorreiche Idee gekommen, alle Fenster in zwei Metern Höhe einzubauen...Also machte sie sich auf den Weg, den sie mittlerweile schon fast mit verbundenen Augen schaffte, so oft wie sie ihn in den letzten Wochen gegangen war. Nichtsdestotrotz war sie bei jedem Tritt lieber vorsichtig, zu schnell war es passiert, dass man wegrutschte, sich ein Bein brach oder durch einen Sturz gleich ohnmächtig wurde, dann konnte sie sich ihre Anonymität gleich abschminken, abgesehen, davon dass sie dann wahrscheinlich einige Zeit nicht entdeckt werden würde. Und außerdem war es schon annähernd dunkel, da beeilte sie sich besser.
Nach 15 Minuten hatte sie dann Johannas Hütte erreicht, die war um einiges Größer als Alisas, doch es brannte nirgends Licht. Wie ungewöhnlich, die alte Frau hatte ja normalerweise um diese Zeit bereits ihre Tiere versorgt. Also ging Alisa hinüber zum Stall, vielleicht war sie ja auf ihrem Lieblingsplatz eingeschlafen. Sie hatte sie schon manchmal hier gefunden. Oft war sie in letzter Zeit herunter gekommen um Johanna zuzuhören und manchmal auch etwas dazu zu sagen, sie musste allerdings höllisch aufpassen, dass sie nicht zu viel von sich preis gab. Heutzutage wusste man nie so recht, wo man dran war und wem man trauen konnte, dass hatte sie nur allzu oft zu spüren bekommen in ihrem 17 Jahre alten Leben.
Als sie in den Stall hineinging und nach dem Lichtschalter tastete, schärften sich ihre Sinne augenblicklich, da war etwas, etwas was nicht hierher passte. Der Geruch der Ziegen und Hühner im Stall und des schon morsch werdenden Holzes, war wie immer, gehört hatte sie auch nichts, außer das Knarren der Tür, doch da war dieser feine Luftzug, der sich ihre Nackenhaare aufstellen ließ. Sofort wanderte ihre Hand zu ihrem Oberschenkel, wo sie immer ihr Messer zu tragen pflegte, doch da war nichts - Mist, das hatte sie ja gestern Abend aus der Hose genommen weil sie es Schleifen wollte. Zu dumm auch, dass sie diese blöde Krankheit hatte, ihre Schlafstörungen verfolgten sie auf Schritt und Tritt und waren womöglich auch noch daran Schuld, dass sie sich gleich ohne irgendwelche Waffen gegen jemanden verteidigen musste, der im dunkeln Hinterhalt auf sie wartete. Warum zum Teufel ging auch das Licht nicht an?! Gerade, als sie wieder nach draußen gehen wollte, um im Haus eine Taschenlampe oder auch etwas zum Verteidigen oder womöglich sogar Johanna zu finden, hörte sie ein leises Stöhnen und eine ihr fremde aber gleichzeitig auf irgendeine Art vertraute Stimme, die es ihr kalt den Rücken hinunterlaufen ließ, vom Heuboden des Stalls.
"Hallo? Wer ist da?" "Ich bins, Alisa. Bist du da oben Johanna?"
Schwach hörte sie ein Flüstern "Hilfe ... Achtung Cousin ... lauf weg ... Nachtgrauen ... verletzt"
Einerseits beruhigt, dass da vielleicht Johanna war und sie anscheinend lebte, andrerseits alarmiert, weswegen sie oder jemand anderes da oben war und wer oder was sich hier womöglich herumtrieb, lief sie so schnell sie konnte zum Haus. Da sie wusste, dass Johanna im Blumentopf neben der Tür einen Schlüssel aufbewahrte, kam sie leicht hinein. Sie fand auch schnell eine Petroleumlampe und nahm ein Küchenmesser mit hinaus. Mit leisen schnellen Schritten war sie wieder im den Stall, wo sie wieder der gewohnte Duft der Tiere empfing. Diesmal fand ihr Unterbewusstsein nichts komisches an der Situation und als sie flüchtig das Erdgeschoss absuchte fand sie auch nichts auffälliges.
Bevor sie die Leiter erklomm machte sie sich bemerkbar und rief hinauf "Wer ist da oben?" Doch sie bekam keine Antwort.
Wohl oder übel musste sie hinaufklettern um herauszufinden, wer oder was und in welchem Zustand da war. Als sie dies dann auch auf leisen Sohlen tat, das Messer fest umgriffen und mit dem Bügel der Lampe zwischen den Zähnen, hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit.Da war keine Johanna, da war auch niemand anderes, da war weder jemand verletzt, noch bewusstlos oder gar tot.
Da war nichts.
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I wasn't there - Nathan Hawes

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Allein im Nirgendwo
Acak.Alisa und Andrew.. ...Zwei Menschen mit einer faszinierenden Geschichte und einer besonderen Vergangenheit - - Leben in einer Welt die sie weder verstehen noch wirklich lieben können... Was hält diese Welt für sie bereit? Was haben sie gemeinsam...