V

3 1 0
                                    

Mittag
Müdigkeit
Verwirrung

Diese drei Worte beschreiben die aktuelle Situation am besten.
Die Geschehnisse von Vorgestern lassen mich immer noch nicht los.

Nach dem Zwischenfall im Haus, war alles wie geplant verlaufen.
Ich war etwas später als verabredet am Treffpunkt angekommen, hatte Tony aber gesagt, ich hätte vorher warten müssen, bis niemand außer der Zielperson mehr in der Villa war.
Ich glaube so recht abgenommen hat er mir das nicht, dazu kennen wir uns schon zu lange und zu gut aber er hat es auch dabei belassen.

Dafür war ich echt dankbar, Tony war eine der wenigen Personen in meinem Leben die mich wirklich verstanden und mich so nahmen wie ich war.
Ich verstand nur nie so richtig warum jemand wie er auch dorthin gekommen war, wo ich war.
Und obwohl ich oft froh darüber war, dass wir nicht zu tief in das Leben des anderen hineinbohrten und uns einfach so gut verstanden, war ich doch recht neugierig auf die Geheimnisse seiner Vergangenheit.

"...Andy Halloo, weilst du noch unter den Lebenden?" Brachte Mary mich aus meinen Gedanken. Wir saßen gerade mal wieder beim Mittagessen.
Wie jeden Montag, normalerweise würde auch Jason noch zu uns stoßen, wo der nur wieder blieb.
"Äh ja ja klar was gibt's?" "Ich hab dich gefragt, ob du auch bei Jordan ein Referat halten musst, aber du warst ja zu sehr damit beschäftigt ein Blickduell mit meinen Fleischklößchen zu führen." Meinte sie halb belustigt, halb vorwurfsvoll.
"Sorry, bin etwas abgeschweift.
Was achja Referat, nein noch nicht, aber ich war die letzten beiden Wochen auch nie bei ihm da.
Vermutlich wird ers mir nächstes mal sagen. Ich werd ihn schon mal wieder sehen."
"Ich versteh dich manchmal echt nicht, wie du so wenig Motivation aufbringen kannst, es geht doch schließlich um dein ganzes späteres Leben."
Mary hatte schon ein temperamentvolles Gemüt ich verstand sie manchmal echt nicht, wie sie sich so schnell aufregen konnte.
"Als hättest du letztes Jahr alles soo ernst genommen, sei mal ehrlich. Und außerdem kennst du ja meine Einstellung zu dem ganzen System hier."
Dass meine Rolle bei dem ganzen, meine Mission eine ziemlich andere war als die der meisten anderen hier, inklusive Mary, wusste sie ja nicht. Und das durfte auch so bleiben.

"Ok entschuldige, das ist ja dein Ding, und ja da hast du schon in gewisser Weise recht. Aber du weißt genau so gut wie ich, wie leicht man fliegt also nehm es wenn's drauf ankommt bitte nicht auf die leichte Schulter. Oder beschwer dich dann hinterher nicht bei mir weil ich habs dir ja gesagt."

"Was führt ihr denn für Moralgespräche?" Ertönte hinter mir eine unverkennbar humor- und ironiebehaftete Stimme. "Nervt dich Mary mal wieder mit ihrem ich-bin-ein-Jahr-über-euch-und-muss-kontrollieren-dass-ihr-keine-Fehler-in-eurem-Leben-macht Fimmel?" Jason, der sich eben gesetzt hatte, bekam eine Nudel an den Kopf. "Sei du nur froh, ohne mich wärst du vor zwei Jahren sowas von durchgefallen!"
Ich konnte mir das Lachen nur schwer verkneifen "Ja, an deinen zwei Nachhilfestunden wird es gelegen haben, ganz sicher."
"Jaa natürlich" auch Mary musste schmunzeln. "Sei froh, dass da keine Soße dabei war."
"Sei du mal lieber froh, dass ich heute Lasagne genommen hab, sonst wärst du schon längst vor dem Nudelhagelschauer davongerannt."
"Jason, mach uns nichts vor, du würdest doch kein Essen der Welt wo anders hin befördern, als in deinen Bauch." Während mein Freund etwas bedröppelt dreinschaute, konnte sich nun Mary kaum noch halten vor Lachen.
Ich hatte das eigentlich nicht als Spaß gemeint aber gut, wie gesagt ich verstand so manches an Mary nicht ganz.

Es war mittlerweile kurz vor 13 Uhr und ich machte mich besser auf zu Mr. Pirks Mythenkundeunterricht. Ich fand diesen Menschen verrückt, kein Wunder. Er war so ziemlich der einzige der Lehrer, der noch so unterrichtete wie an den anderen Schulen die es im Land gab. Er war auch der einzige, den wir nicht duzen sollten und der einzige der uns ebenso siezte.
Es verstand ihn keiner, und es mochte ihn auch keiner so recht. Das war allerdings nur allzu verständlich, er war meistens unfreundlich, willkürlich gemein zu manchen Leuten und fast alle die man fragte, fanden seinen Unterricht äußerst öde.

Allein im NirgendwoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt