Andrew
'Als ich mir meine neuen Haare machen hatte lassen, hätte ich niemals gedacht, dass es so einfach werden würde sie wieder los zu werden.'
Das waren ihre letzten Worte gewesen.
Bevor sie ihren leisen, kurzen und womöglich auch schmerzlosen Tod erlebte.
Was für eine Formulierung, 'als sie ihren Tod erlebte' - als ob man seinen Tod erleben könnte. Nein nein, und wenn noch so viele hoffnungssüchtige Menschen dieser Vorstellung hinterherrennen würden, es ginge nach diesem Leben einfach so weiter, sie alle würden irgendwann ihr blaues Wunder erleben. Darin war ich mir sicher.
Wie einfach es doch ist, Leben zu zerstören. Mich amüsierte diese Vorstellung jedes mal aufs neue. Es war nicht so, dass ich immer Spaß daran hatte aber ich tat es gern. Ich verdiente schließlich einfaches Geld damit und das Geld konnte ich definitiv brauchen. Und außerdem tat ich es schon quasi immer, es war mein "Job" seit ich mit der Vergangenheit aufgehört hatte.
Aber abstreiten konnte ich es auch nicht, hin und wieder verspürte ich diese so simple und gleichzeitig so erfüllende Gefühl der Genugtuung.Ich machte mich in aller Ruhe daran, es wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Darin hatte ich mittlerweile auch Übung. Es war zu einfach, seine Spuren zu verwischen, vor allem wenn die Opfer nicht damit rechneten Opfer zu werden.
Es sollte eigentlich, so hatte es Frank mir zumindest mitgeteilt, niemand mehr im Haus sein doch plötzlich ertönte ein Geräusch aus dem Untergeschoss.
So wie das Haus von außen aussah, hatte es mindestens ein Kellergeschoss zu dem ebenerdigen Stockwerk und dem Dachboden. Es war aber hier in den Zwischenregionen nicht unüblich mehrere oder zumindest etwas Bunkerähnliches zu besitzen.Was für pathetische Schlussworte für ein Leben es doch waren, und genau so wertlos wie viele andere.
Zum Glück hielt mein Schicksal mir meine Gabe und das Glück, zum rightigen Zeitpunkt auf die richtigen Leute getroffen zu sein bereit.Ich hatte gelernt mich allein auf mich selbst zu Verlassen und zu Vertrauen. Und ich fuhr zugegebenermaßen ziemlich gut damit bisher.
Während ich doch etwas aus der Ruhe gebracht und in leichter Sorge darum, was dieses stetige Kratzen und Klopfen im unteren Geschoss verursachte, den Salon des Chateaus verließ und meine Fluchtmöglichkeiten abwägte, verstummte dieses Geräusch urplötzlich.
Genauso urplötzlich stellten sich mir meine Nackenhaare auf. Dies passierte nicht oft und wenn, dann war etwas ganz und gar nicht so wie es sein sollte.
Ich checkte die Höhe der Fenster und erkannte, dass es wohl aussichtslos wäre ohne Verletzungen meiner vom Training geplagten Sprunggelenke die 4 Meter herunter zu kommen.
Zu doof, dass dieses Haus nur eine Treppe nach unten hatte. Damit hatte ich mal wieder eine Franks goldner Regeln gebrochen: "Finde immer mehrere Lösungen bevor du das Problem kennst".
Wenn ich hier heil rauskam hieß das zwei Wochen lang extra Schulung.
Die Schulung - so harmlos sie klang - war die gefürchtetste aller Methoden im Camp. Doch darum konnte ich mich nachher noch Sorgen. Jetzt musste ich erst mal zusehen, dass ich hier heil rauskam.Irgendetwas in mir sagte mir, dass dieser Auftrag mal überhaupt nicht so lief wie er sollte. Es konnte kein Zufall sein, dass gerade jetzt jemand ins Haus kam, Franks Informationen hatten bisher immer gestimmt, warum nur gerade jetzt nicht?
Ich schlich mich ins Treppenhaus des kleinen Schlosses und vernahm immer noch kein Geräusch von dem was-auch-immer da unten war.Gerade als ich beginnen wollte die Treppe hinunterzusteigen stürmte unten etwas aus dem Nebenzimmer hervor. Ich nahm einen beißenden, schwefligen Geruch war - ich hatte mit vielem gerechnet, nur nicht damit.
Der Anblick der sich mir bot war schockierend, schauerlich und angsteinflößend zugleich.
Mir zogen sich sämtliche Gliedmaßen zusammen, ich blieb wie angewurzelt auf dem oberen Treppenabsatz stehen.Das war nicht möglich, das konnte einfach nicht wahr sein.
In allen Punkten stimmte es überein.Sie hatte also recht gehabt. Ich hatte es nie für möglich gehalten, wie konnte das nur wahr sein?!?
Die Verzweiflung überkam mich. Das erschütterte alles, von was ich überzeugt war!
Doch noch bevor ich realisieren konnte was da gerade passierte, war es schon wieder vorbei ich wurde wohl erstaunlicherweise nicht bemerkt, es verschwand links in der anderen Tür gegenüber der aus der es gekommen war.Wenn es nicht so komplett verrückt wäre würde ich sogar behaupten, in seinen Augen Angst gelesen zu haben.
Falls es so etwas wie Angst überhaupt kannte,
Falls es überhaupt so dachte wie wir,
Falls es überhaupt uns ähnlich war.Was war es überhaupt?
Wenn ich den Worten meiner Großmutter glauben schenkte, war ich nun der erste seit über 200 Jahren, der in Berührung mit etwas gekommen war, was nicht von dieser Welt war.
Nein, das war zu absurd.
Hatte ich mir das gerade nur eingebildet? Ich schlug mir selbst gegen den Oberschenkel um sicher zu gehen, dass ich nicht in einem fiesen Traum steckte, doch es tat weh, Verdammt.Was war das?! Wieso ich?
Die Erschütterung machte langsam wieder den rationalen Gedanken Platz aber ich verspürte etwas, was ich schon lange nicht mehr wirklich gespürt hatte : Angst

DU LIEST GERADE
Allein im Nirgendwo
Random.Alisa und Andrew.. ...Zwei Menschen mit einer faszinierenden Geschichte und einer besonderen Vergangenheit - - Leben in einer Welt die sie weder verstehen noch wirklich lieben können... Was hält diese Welt für sie bereit? Was haben sie gemeinsam...