Karin

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Meine Nerven waren definitiv am Ende.  Ich wusste nicht, was ich machen sollte, wie ich zu reagieren hatte oder warum meine Lage nun mal so verdammt unangenehm war. Wie hatte ich das bloß geschafft? Es war zum Haare raufen.
In meinem Zimmer war es mucksmäuschenstill. Lediglich das gleichmäßige Atmen meines besten Freundes und mein rasendes Herzklopfen durchbrach die Ruhe. Eines war jedoch sicher. Ich musste schnellstmöglich verschwinden. Raus aus meinen eigenen vier Wänden, bevor Sasuke seine Augen aufschlagen würde und die Dinge erst richtig anfingen kompliziert zu werden. Wie würde er reagieren? Was würde ich sagen?

Wahrscheinlich, so wie ich ihn kannte, nahm er das auch noch auf die leichte Schulter oder aber es könnte Welten zerstören. Beides waren keine Optionen, mit denen ich umzugehen wusste. Würden wir das einfach abhaken, wäre das auf keinen Fall so leicht aus meinem Hirn. Allerdings spürte ich schon wie mir die Tränen hochkommen wollten, wenn ich daran dachte, es wäre somit das Ende unserer Freundschaft. Nach so vielen langen Jahren. Nach etlichen Erinnerungen, wo immer ein Sasuke dabei gewesen war. Egal wann, egal wo. Ich konnte ihn doch nicht schlicht auslöschen. Er war der Mensch, an den ich als erstes dachte, wenn mich jemand fragte, ob ich einen Seelenverwandten besäße. Auch wenn wir so unterschiedlich wie Tag und Nacht in manchen Angelegenheiten waren.

Ich sollte das jetzt aufgeben? Nur wegen diesem einen Fehler?
Bei der Vorstellung hatte ich das Gefühl man würde mir einen Teil von mir selbst rausschneiden. Denn es war die Wahrheit. Sasuke gehörte zu mir. Uns gab es nur im Doppelpack.
Nein. Einen solchen Verlust stände ich nicht durch. Das war eine Tatsache. Ich musste mit dem Thema in der Vergangenheit schon oft kämpfen, hatte es immer geschafft die Kurve zu bekommen. Doch dieses Mal wäre es zu viel. Eiskalte Angst kroch in meine angespannten Glieder und mischte sich gleichzeitig mit purer Verzweiflung. Eines war sicher, ab jetzt würde sich alles ändern. Und ich war ein Gewohnheitsmensch! Naja eigentlich war es nicht so schlimm, wie ich es stets ausdrückte. Doch ich konnte mit Veränderungen nicht umgehen die wie ein gewaltiger Blitz in mein Häuschen einschlagen und mir die Bude nieder brannten. Man könnte sagen, ich besaß eine Allergie dagegen.

Je länger ich in meiner unbequemen Position verweilte, desto größer wurde das Risiko, dass der Schwarzhaarige doch aufwachte.
Mir war ohnehin schon übel gewesen, doch sie wurde nur noch verstärkt durch das gesamte Chaos, welches mich zu erdrücken drohte.
Also musste ich einen Entschluss fassen. Flink schälte ich mich aus der warmen Decke und sammelte meine Klamotten auf. Jene verfrachtete ich in meinem Wäschekorb, ehe ich frische Sachen aus meiner Kommode fischte. Dabei versuchte ich keinen Ton von mir zu geben, was komplett nach hinten losging. Denn spätestens als ich volle Kanne mit meinem kleinen Zeh an die Bettkante stieß, sprang ein Schmerzenslaut über meine Lippen und ich verfluchte die Götter.

Mit einem Horror im Gesicht starrte ich zitternd auf die Gestalt in meinem Bett. Der Uchiha machte leise schmatzende Geräusche und drehte sich auf die andere Seite. Ein riesiger Stein prallte mir von den Schultern und ich wollte schon erleichtert ausatmen. Aber keine Sekunde später rührte Sasuke sich erneut und gab ein undeutlich Gemurmel von sich.

Ich warf einen Blick in die Richtung meiner Tür. Ich war gerade mal zwei gute Schritte davon entfernt. Zwei Schritte von der Freiheit. Doch die würde sie kosten, wenn ich nicht auf Zehenspitzen schlich. Warum musste ich auch so ein Trampel sein?
Die Kopfschmerzen hallten in allen Ecken meines ganzen Hirns wieder. Das Aspirin in meinem Arzneischrank schrie förmlich nach mir. Allerdings probierte ich meine ganzen körperlichen Beschwerden zu ignorieren, da es im Moment wichtigere Sachen gab.
Also gab ich mein Bestes um der Situation zu entkommen. Wie vom Blitz getroffen flog ich federleicht aus meinem Schlafzimmer und steuerte als nächstes das Bad an. Dort zog ich mir erstmal etwas an, sodass ich nicht nackt durch meine Wohnung latschte. Indessen überlegte ich, wie ich weiter verfahren sollte. Sollte ich Sasuke einfach zurück lassen? Vielleicht ginge er ja von selbst. Oder würde er warten, bis ich wieder da bin, damit er mich konfrontieren konnte? Irgendwann müsste ich das ja schließlich.

Beautiful Disaster Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt