2.2 Geburtstag (kein Youtube)

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Kaum hatte sie die Tür geöffnet, stand schon im Eingang unser Gastgeber. Das Mädchen, welches sich als Jenny entpuppte, umarmte ihn kurz und ich stand nur im Flur, beide Hände voll, konnte ihn weder umarmen, noch die Hand geben und lächelte ihn einfach nur verlegen an.

Zum Glück kann man unter meiner Betonschicht an Make Up nicht mehr ganz so gut erkennen wie rot ich gerade bin.

Ich stellte meine Schuhe einfach in die Hinterletzte Ecke des winzigen Eingangsbereiches und schlüpfte dann in meine super sexy lila Hausschuhe mit Plüsch innen drin.

Die Tüte mit den Chips stellte ich einfach in irgendeinen Nebenraum. Es konnte ja nicht besonders falsch sein, denn schließlich stellten auch Andere ihre Fressalien dort ab.

Meine Jacke legte ich auf einen Stuhl, der ebenfalls in dem kleinen Raum des Kellers stand und ging danach zurück in den schmalen Flur, wo ich schon von den ersten Jungs mit einer Umarmung begrüßt wurde.

Wow das kam unerwartet.

Ich kannte sowas absolut nicht. Wenn mir jemand fremd ist, sage ich meistens nichtmal Hallo. Aber dass ich gleich von mir völlig unbekannten Leuten so herzlich begrüßt werde, war ein völlig neues, jedoch schönes Gefühl.

Gut ok, ich geb's zu, von manchen kannte ich bereits die Namen, aber auch nur, weil ich vorher stundenlang vor Facebook, Instagram und co gesessen hab und die Namen von manchen ausfindig gemacht hatte.

Die Mädchen hingegen hielten sich beim Begrüßen noch ein wenig mehr zurück als die Jungen. Es schienen aber dennoch auf den ersten Blick alle eigentlich nett zu sein.

Ich stand aber trotzdem immer noch hilflos im Flur rum und wusste nicht so recht wo ich hingehen sollte. In dem einem Raum waren mir zu viele sich ausgiebig begrüßende Menschen, in dem anderen waren zu viele hübsche Typen und im letzten Raum, wo wir später auch essen sollten, saß eine kleine Gruppe an Freunden, die ich durch meine Anwesenheit noch nicht belästigen bzw stören wollte. Deshalb war der Flur erstmal eine gute Alternative.

Doch zu meiner Verwunderung stand ich dort nicht wie gewohnt alleine rum, sondern ein Mädchen, welches vielleicht in meinem Alter gewesen sein könnte und ich vorher noch nicht auf Facebook gefunden hatte, stand neben mir, sagte jedoch, genau wie ich, keinen Mucks und irgendwie war ich ihr dafür sogar dankbar, denn so musste ich keine komischen Fragen beantworten.

Als dann aber so gut wie jeder in den Raum mit den 2 großen Tischen ging, lief ich mal lieber hinterher und suchte mir einen freien Platz. Neben mir saß das Mädchen von eben aus dem Flur.

Wirklich an einem Gespräch beteiligen konnte ich mich nicht, schnappte jedoch immer kleine Fetzen von den Gesprächen der Anderen auf und versuchte dabei so wenig wie möglich Blickkontakt zu den Jungs gegenüber von mir herzustellen, da das bei mir meistens im Starren ausartet.

Zum Essen holte ich mir dann lediglich eine Bratwurst und ein Brötchen dazu. Da ich dummes Ding allerdings zuvor verpasst hatte mir etwas zu trinken zu holen, musste ich die trockene Semmel versuchen irgendwie anders runter zu würgen.

Immerhin hatte ich nun endlich -wenn auch nur für kurze Zeit- eine Beschäftigung. Dabei konnte ich mich über die Diskussionen, die über die Tische hinweg gingen, amüsieren. Denen, die sich unterhalten wollten, war die Musik verständlicherweise viel zu laut, was die anderen allerdings nur anregte sie noch lauter zu drehen.

Mir war die Lautstärke der Musik scheiss egal. So lange kein Schlager läuft, der so laut gestellt wird, dass meine Trommelfelle kurz vorm Explodieren sind, war mir alles recht.

Natürlich war ich bei der spärlichen Auswahl meines Essens als Erste fertig, denn für Salate und co hatte ich wenig übrig und konnte nun wieder die Zeit damit verbringen Löcher in die Luft zu starren.

Das erste Trinkspiel ließ nach dem Essen nicht lange auf sich warten. Ich wollte allerdings nicht mitspielen. „Naja wir können ja mal mit rüber gehen. So lange ich nur zugucken muss. " schnappte ich die Antwort des mir noch immer unbekannten Mädchens an einen Jungen auf.

„Das dachte ich mir auch gerade." klinkte ich mich vorsichtig in das Gespräch mit ein.
„Haha ja, ich bin übrigens Lara." kicherte sie und schon standen wir im Nachbarraum, in dem sich die meisten Kerle schon zum spielen bereit machten.

Im selben Raum stand auch die Theke mit den vielen Getränken, wovon aber nur wenige Alkoholfrei waren. Ich holte mir schnell einen Becher Fanta und gesellte mich dann zurück zu Lara.

Schon nach ein paar Minuten wurde uns aber langweilig beim Zusehen des Trinkspiels und wir gingen zurück in den Raum, in dem wir gegessen hatten.

Dort saßen auch schon fast alle anderen Mädels, bis auf 2 oder 3 und waren in Gespräche verwickelt. Lara und ich setzten uns einfach mal dazu und versuchten uns wenigstens ansatzweise zu integrieren. Dies gelang ihr aber natürlich wieder mal besser als mir, da sie die Personen, über die reichlich gelästert wurde, wenigstens auch kannte.

Ich will nicht sagen, dass ich voll das Unschuldslamm bin und nie lästern würde, ganz im Gegenteil; ich liebte es! Allerdings lohnt es sich nur zu lästern, wenn man auch ganz genau weiß über wen und welche Argumente man einbringen kann. Leider wusste ich das in diesem Fall aber nicht und hielt mich da schön raus. Stattdessen widmete ich mich zum ersten Mal an diesem Abend meinem Handy.

Scheisse kein Netz, kein Wunder wenn man unter der Erde in 'nem Keller ist... egal die Bücher in meiner Wattpadbibliothek laden trotzdem.

Wirklich konzentriert Lesen konnte man das was ich da versuchte zu tun nicht nennen. Es war mehr „ich schau mir hübsche Buchstaben, die noch hübschere Wörter ergeben an, damit ich nicht ganz so beschäftigungslos bin".

Damit ich aber später, wenn ich mich irgendwann wirklich mal wieder ernsthaft aufs Lesen konzentrieren könnte und nicht Kapitel für Kapitel zurückblättern und diese nochmal lesen müsste, nur um zu wissen, was eigentlich passiert, gab ich das mit dem Lesen vorläufig auf und hörte stumm dem Gespräch der Mädels zu.

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt