1. Kürbistumor

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Manus Sicht:

Schweißgebadet wachte ich erneut auf, doch dieses Mal würde ich nicht einfach so wieder einschlafen können. Es war einfach viel zu heiß in meinem stickigen kleinen Schlafzimmer, trotz offenem Fenster.

Außerdem schwebten mir zu viele Gedanken im Kopf herum, ob ich alles schaffe was ich mir vorgenommen habe, ob ich wirklich so ein Außenseiter bin wie alle meinen oder ob ich für immer allein sein werde.

Doch das alles war nicht der einzige Grund, weshalb ich schon wieder einfach so in der Nacht aufwache und partout nicht wieder einschlafen kann. Etwas viel wichtigeres beschäftigte mich. Besser gesagt jemand wichtigeres.

Ja ich bin verliebt. Und diese Person raubt mir den Verstand!

Aber einfach nur im Bett liegen und bald im eigenen Schweiß ertrinken war keine Lösung.

Dank der kleinen Lampe auf meinem Nachttisch, welche ich soeben eingeschaltet hatte, konnte ich einen Blick auf die Uhr an der Wand erhaschen und feststellen, dass es bereits halb 3 nachts war.

Vielleicht komm' ich nach einem kleinen Spaziergang zur Ruhe.

Ich brauchte allerdings fürs Erste frische, nicht durchgeschwitzte, Klamotten. Ein anderes T-Shirt und eine kurze Hose sollten den Ansprüchen schon gerecht werden und somit flogen die alten Sachen schnurstracks in den Wäschekorb.

Handy und Schlüssel stopfte ich noch schnell in die Hosentaschen und schon konnte ich meinen nächtlichen Spaziergang antreten. Ich liebte so etwas. Einfach durch die Stadt laufen. Ganz allein.

Draußen war es echt angenehm. Nicht so warm und stickig, wie in meiner Wohnung und auch nicht so kalt, dass man eine Jacke bräuchte.

Die Straßenlampen tauchten alles in ein seichtes orange-gelbes Licht und ließen mich somit nicht komplett im Dunkeln tappen. Egal an welchem Haus ich vorbei lief, nicht ein einziges hatte noch Licht in einem Raum an. Alle schliefen, nur ich nicht.

Doch nach einigen Minuten kam mir ein Mann entgegen. Anscheinend hatte ich mich geirrt und es schliefen doch nicht alle, wie ich dachte. Er war etwas kleiner und schien ein wenig älter zu sein als ich. Erst als er näher kam konnte ich erkennen wer er war, denn fremd war er mir nicht.

Ganz im Gegenteil. Immer mehr erkannte ich den Mann vor mir. Mit seinen braunen gestylten Haaren und seinen ebenso braunen Augen, welche mich jedes Mal, wenn ich sie sah in ihren Bann zogen.

Wegen genau diesem Mann kann ich so oft nicht schlafen und wenn ich dann mal schlafen kann, träume ich nur von ihm. Selbst die meiste Zeit am Tag vertrödel ich damit an ihn zu denken.

Ja ich bin schwul. Und ja ich liebe diesen Mann schon länger.

Ich hatte mich nie so recht für Mädchen interessiert, doch das wollte ich nie so richtig wahrhaben. Seitdem ich ihn jedoch kannte, wusste ich, dass ich definitiv schwul war.

"Manu? Was machst du hier?" fragte mich mein Gegenüber erfreut und zugleich verwundert. "Das gleiche könnte ich dich fragen Palle. Ich wollte einfach nur ein bisschen den Kopf frei kriegen" witzelte ich um mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Doch auch, dass ich den Kopf frei kriegen musste, weil ich an nichts anderes als an ihn denken an, verschwieg ich ihm lieber.

Ich bot Palle an mit mir mitzulaufen. "Warum ich hier bin ist nicht so einfach zu erklären", setzte Patrick an. "Ich bin ein guter Zuhörer." versicherte ich ihm, was ihm ein süßes Lächeln auf die Lippen zauberte.

Ich kannte ihn schon seit der Schulzeit und mittlerweile waren wir sozusagen Arbeitskollegen. Wir waren beide Youtuber. Nahmen hin und wieder zusammen ein paar Videos auf und trafen uns hin und wieder mal. Doch bei unserem letzten Treffen war es um mich geschehen. Ich hatte mich in ihn verliebt.

"Nun, also ich... ähm, ich wollte schon lange mit dir sprechen, hab mich aber nie getraut. Manu ich ha-hab mich in dich... verliebt. Du bist einfach der wunderbarste Mensch auf dieser Erde. Mit deinen unglaublich leuchtenden grünen Augen, deinen vollen pinken Lippen, die ich am liebsten den ganzen Tag lang küssen möchte, deinem schlanken Körper, den ich den ganzen Tag umarmen möchte, raubst du mir den Atem. Du bist der fürsorglichste, verständnisvollste und selbstloseste Mensch auf dieser Erde. Deine ganze Art, wie du dich verständigst mit deiner unglaublich schönen und niedlichen Stimme, wie du dich bewegst, wie du einfach bist wie du bist, bringt mich um meinen Verstand. Ich weiss nicht wie ich so einen tollen besten Freund überhaupt verdient habe." Er stoppte kurz.

Seine Augen waren bis zum Äußersten mit Tränen gefüllt, bis der Damm brach und die Fluten über seine Wangen liefen. "Doch ich weiss auch, dass du hetero bist und du wahrscheinlich niemals meine Liebe erwidern wirst und-"

Weiter kam er nicht, denn bevor er noch länger dachte, dass ich hetero bin und nichts für ihn empfinde, unterbrach ich ihn indem ich ihn am Kragen packte, zu mir zog und sanft meine Lippen auf seinen platzierte. Meine Hände legte ich in seinen Nacken und langsam begann Patrick zu erwidern.

Es war unbeschreiblich! Die Gefühle, die durch mich flatterten lähmten mich und nun hatte Palle die Kontrolle über mich. In meinem Bauch drehten sich alle Organe um und mein Körper fühlte sich an, als würde er gleich explodieren.

Ich hätte am liebsten nie damit aufgehört, doch aus Luftmangel löste ich mich von ihm. "Ich liebe dich auch." hauchte ich ihm gegen die Lippen.

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt