> Ich passe auf dich auf. <

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Ethan öffnete vorsichtig seine Augen. Er erkannte seine Umgebung nicht sofort, aber dann kamen die Erinnerungen wieder. Der Hinterkopf schmerzte ihm, und als er diesen berührte, spiegelte sich frisches Blut an seinen Fingern wider. Sein Entführer hatte ihn ein weiteres Mal bewusstlos geschlagen und nun fiel ihm plötzlich der kleine Haufen, einige Meter vor seinen Füßen, in den Blickwinkel. Es war ein Körper. Der Körper einer Frau. Langsam setzte sich Ethan auf und stellte überraschend fest, dass er nicht mehr von schweren Ketten gefangen wurde. Nun kroch er Stück für Stück vorwärts bis zu der Fremden. Sie lag auf der Seite, mit dem Rücken zu ihm, und war anscheinend auch bewusstlos. Ethan setzte sich neben sie und versuchte, vorsichtig ihren Kopf zu drehen. Ihr Körper war klein und zerbrechlich. Nur ein dünnes Top bedeckte ihren Oberkörper. Ihre Schultern waren völlig zerkratzt und bluteten an einigen Stellen. Die Haare waren zwar verschmutzt, dennoch wunderschön. Das Auge hatte ihr dieser Mistkerl blau geschlagen und auch sonst sah sie nicht gerade so aus, als würde es ihr gut gehen. Sie hatte dies nicht verdient, egal aus welchen Gründen sie jetzt auch hier saß. Das sollte keine Frau erleben. Darauf bedacht, sie nicht noch mehr verletzten, hob er sachte ihren Kopf an und bettete ihn auf seinem Schoß. Seine Finger fuhren leicht über ihr Gesicht und strichen die verirrten Haare hinter ihre Ohren. Er beobachtete ihren Brustkorb, der sich gleichmäßig hob und senkte. Was wollte dieser bösartige Mensch nur von ihr beziehungsweise von den beiden. Solange Ethan sich auch den Kopf darüber zerbrach, er konnte keinen richtigen Gedanken fassen. Nichts könnte so schlimm sein, dass man einem Menschen geschweige denn einer Frau so etwas antun würde. So wie dieses Mädchen in seinen Armen aussah, hatte sie sich nicht mal wehren können. Und trotzdem schlug er nicht nur einmal zu.

Ein Zucken an seinem Körper riss ihn aus seinen Gedanken. Sie bewegte sich leicht hin und her. Ihre Augen wurden zusammengekniffen, und öffneten sich dann vorsichtig. Trotz des geringen Lichtes blickte er in wunderschönes, tiefes Blau. Für einen Moment traf Blau auf Braun und die Welt blieb stehen. Es war ein besonderer Moment, den keiner der beiden verstand. Aber genauso plötzlich wie dieses Gefühl auftauchte, verschwand es auch wieder. ihre Augen suchten panisch den Raum ab und begann, am ganzen Körper zu zittern. Er wusste nicht, ob der Grund dafür die Kälte, Angst oder beides war, aber blitzschnell hatte sie sich auf gesetzt. Sie wollte aufrecht gehen, wurde jedoch von ihren Beinen im Stich gelassen. Die fremde Frau fiel zu Boden und schrie schmerzerfüllt auf. Ethan eilte ihr zur Hilfe, aber sie wich vor ihm zurück, so weit bis ihr Rücken gegen die Wand stieß. Dort zog sie ihre Beine an, presste sich fest gegen die kalte Steinmauer und zitterte. Tränen bahnten sich den Weh über ihre Wangen. Ethan trat noch einen Schritt näher an sie herab, blieb jedoch im selben Moment stehen, als er sah, wie sie sich enger an die Wand drückte und die Arme um den Kopf schlang. Sie hatte unglaubliche Angst und fühlte sich auch von ihm bedrängt. Vielleicht hatte sie ihren Entführer gar nicht gesehen und dachte jetzt, Ethan wäre es. Er setzte sich mitten in den Raum und beobachtete sie.

> Hey, du musst keine Angst vor mir haben. Ich werde dir nichts tun. Ich bin nicht der Böse, sondern wurde genauso wie du hier gefangen. < erklärte er ihr langsam und ruhig. Keine Antwort. Nur ein leichtes Nicken, aber noch mehr Tränen. Das konnte er nicht mitansehen. Sie war so verletzt. Dafür würde er büßen, das wusste er.

> Ich heiße Ethan. Und du? < fragte er, erwartete aber keine Reaktion. Er überlegte, was er noch tun könnte, als eine leise, wackelnde Stimmte ihn unterbrach.

> El...la. Ella B...ben...nett. < stotterte sie und sah ängstlich zu ihm.

> Das ist ein wunderschöner Name. < sagte er wahrheitsgemäß und lächelte aufmunternd.

Du musst überlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt