Kapitel 3

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~ It isn't in my blood
                     - Shawn Mendes ~

Der Fremde in meinem Zimmer war wahrscheinlich noch geschockter als ich, zumindest sah er so aus.
"Ein....ein Mädchen ?!", fragte er mehr zu sich selbst als zu mir.

Und plötzlich nahm ich das Geschrei, dass vom unterem Stockwerk kam wahr. Was ging hier vor sich ?
Mein rasender Herzschlag hatte sich immer noch nicht beruhigt.
Nein, es war sogar noch schlimmer geworden. So schlimm, dass ich befürchtete, mein Herz würde mir aus der Brust springen.

Ich musterte den vielleicht 19 jährigen Fremden. Er hatte blonde Haare, die gefärbt sein mussten so grell wie sie waren und seine Augen mussten blau sein, das erkannte ich jedoch bei dem dunklen Licht in meinem Zimmer nicht.
Er war gut aussehender als alle anderen, die ich mit einer gebrochenen Nase schon gesehen hatte.

Moment gebrochene Nase?
Mein Blick glitt wieder zu seinem Gesicht. Er hatte Spuren einer Prügelei.
Gerade ich sollte aber nicht so verstört sein, schließlich sah ich nicht besser aus.

Dennoch fragte ich mich, warum er so geschockt war mich hier vorzufinden.
Einen kurzen Moment dachte ich sogar, dass ihm die Augen gleich rausfallen, so wie er sie aufgerissen hatte.

Mir ging es nicht anders, ich hatte Angst. Ich hatte Angst aber ich wusste nicht wovor. Ich zitterte überall.
Wovor hatte ich verdammt noch mal so viel Angst ?

Der Fremde fing sich im Gegensatz zu mir schnell wieder und kam auf mich zu. Immer noch auf allen Vieren, krabbelte ich hektisch rückwärts.

Aber er schnappte sich mein rechtes Handgelenk und zog mich auf die Füße und dann raus aus meinem Zimmer.
Er zog mich den schmalen Gang entlang am 'Befriedigungszimmer', bei dem mein Blick kurz hängenblieb, vorbei zu den weißen Treppenstufen, die in den zweiten Stock führten.
Der kalte Marmorboden führte zu einer Gänsehaut an meinem ganzen Körper.
Vielleicht war es aber auch die undefinierbare Angst.

Er ging die Stufen schnell hinunter und zog mich rücksichtslos hinter sich her.
Das war ich schon gewohnt, also machte es mir nicht viel aus.

Im zweiten Stock, ging er ebenfalls schnell die weiterführenden Stufen hinunter. Als ich fast fiel, hielt ich mich am goldenen Geländer fest. Das beachtete der Fremde aber nicht. Er hatte sein Ziel vor Augen und das war das riesige Wohnzimmer.

Doch je näher wir diesem kamen, desto lauter wurde das Gebrülle darin. Und das schlimmste daran war, dass es fremde Stimmen waren.

Und da war sie wieder,
diese Angst.
Wie Ein Schleier bedeckte sie mich von der Außenwelt. Ich hörte alles verschwommen und es fühlte sich an, als würden der Fremde und ich in Zeitlupe voranschreiten.
Ein wahrhaft schreckliches Gefühl.

Dann betraten wir das große Wohnzimmer, in dem uns niemand bemerkte. Es war als würde der Schleier zerreißen und schon nahm alles wieder seine normale Form an.
Ich ließ meinen Blick durch das riesige Zimmer gleiten.
Was ich sah, entsetzte mich zutiefst.

Fünf Fremde inklusive dem, der mich festhielt, standen bewaffnet mit Tanfoglio's im Wohnzimmer. Bei dem Anblick der Waffen zuckte ich nicht einmal mit der Wimper.

Vater schoss oft mit seinen goldenen Llama's im Wohnzimmer an die Decke, wenn er betrunken in die Villa kam.
Das die Villa sauber war, war allein mein Verdienst.
Ich musste die Villa immer auf Vordermann bringen und wenn ich es nicht tat, durfte ich die teure Schuhspitze meines Vaters spüren.

My second chance to live Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt