Bericht

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Ich blieb allein auf der verwüsteten Fläche zurück. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Das Schlachtfeld um mich herum füllte sich langsam wieder mit Leben. Die Suche nach Überlebenden hatte angefangen. Medinins rannten hin und her.

Nur ich saß da und fühlte mich plötzlich klein und einsam. Eine warme Hand landete auf meiner Schulter. Genauso warme Augen schauten mich an. "Hinata.", sagte ich leise. "Was ist denn passiert Naruto?", fragte sie besorgt und half mir auf. "Boruto...er war hier und hat sich dem Feind gestellt. Oh Hinata, er hatte keine Chance. Es geschah direkt vor meinen Augen und ich konnte nichts tun, um ihm zu helfen." Ich hörte, wie meine Stimme zitterte. Hinata Gesichtsausdruck wurde noch besorgter. "Wo ist er jetzt?" "Sakura hat ihn direkt mit ins Krankenhaus genommen. Anscheinend ist er in einem kritischen Zustand. Wie soll ich mir das je verzeihen? Ich hätte sofort bei ihm sein sollen. Es ist meine Schuld." "Sag doch so was nicht! Es war nicht deine Schuld. Der Feind war sicherlich sehr stark.", versuchte sie mich zu ermutigen.

Hinata umarmte mich und daraus schöpfte ich etwas neue Hoffnung. "Naruto." Kakakshi erschien neben uns. "Geht ruhig. Ich werde mich hier um den Rest kümmern." "Danke Kakashi.", sagte Hinata. Wir wollten losgehen, doch die Erschöpfung holte mich plötzlich ein und ich ging etwas in die Knie. "Hey, alles ok!?", fragte mich Kakashi besorgt. "Ja, alles bestens. Ich habe wohl etwas viel Chakra verbraucht." Kakashi seufzte nur. Hinata stützte mich und wir gingen los.

Wir kamen endlich am Eingang des Krankenhauses an. Durch meinen Zustand hatte sich die Zeit, die wir bis hierher gebraucht hatten, nochmal vergrößert. Wir betraten den Eingangsbereich und schon sah ich, wie die Medinins eilig hin und her eilten. Durch den Angriff von Kamiro waren bestimmt viele der Dorfbewohner verletzt worden.

Unter den ganzen Personen machte ich ein bekanntes Gesicht aus. Auch Sakura drängte sich durch die Menge. Und allem Anschein nach hatte sie es sehr eilig. Sie entdeckte uns ebenfallls und deutete Hinata und mir an, ihr zu folgen. Während wir Sakura folgten, wurde es ruhiger. Ich wusste nicht, in welchem Teil der Einrichtung wir waren. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich vorher schon mal hier gewesen war.

Sakura kam zu einem plötzlichen Halt und drehte sich zu uns um. Wir standen vor einem Raum, der durch ein großes Fenster vom Flur abgetrennt wurde. Hinata drehte sich erschrocken weg und drückte sich fest an mich. In dem Raum, welcher durch unnatürliches, weißes Licht erhellt wurde, lag Boruto. Sein Oberkörper lag frei und gab nun einen besseren Blick auf die Verletzung, die Kamiro ihm beigebracht hatte. Es sah noch so viel schlimmer aus als vorher. "Was-?" Ich fand keine Worte. Das Bild, was sich vor meinen Augen abspielte, hätte aus einem schlimmen Alptraum sein können.

"Es geht ihm sehr schlecht.", unterbrach Sakura meine Gedanken. "Die Wunde ist recht tief. Weißt du noch, welche Waffe dieser Kamiro benutzt hat?" "Ein normales Kunai.", stotterte ich. "Wie dem auch sei, er hat das Herz oberflächlich gestriffen, aber das scheint nicht das Problem zu sein. Etwas anderes ist Schuld an Borutos Zustand. Leider können wir noch nicht genau sagen, um was es sich dabei handelt." "Oh Boruto.", murmelte Hinata in meinen Ärmel. "Können wir denn gar nichts tun?" Sakura schüttelte ihren Kopf. "Nein, so leid es mir auch tut. Alles, was wir tun können, ist ihm den Schmerz etwas zu nehmen. Wir haben die Analyse bereits angefangen, ich hoffe, dass wir bald etwas finden, womit wir Boruto helfen können. Ihr könnt selbtverständlich zu ihm, wenn ihr wollt. Ich sage Shino Bescheid, dass er sich solange um Himawari kümmern soll, wenn das ok ist." "Ja, das wäre lieb.", antwortete Hinata. "Gut, dann lasse ich euch jetzt mal allein. Falls sich Borutos Zustand auch nur irgendwie ändert, zögert nicht, mich zu rufen." "Danke Sakura."

Sakura nickte uns aufmunternd zu und machte sich dann wieder auf den Weg. Zusammen betraten wir den Raum. Rasselnde Atemgeräusche kamen uns sofort entgegen. Die ganzen Geräte waren mir vorhin nicht aufgefallen. Borutos Gesicht wurde zur Hälfte von einer Sauerstoffmaske bedeckt. Eine Infusion am seinem linken Arm versorgte ihn mit einer Flüssigkeit, die wahrscheinlich ein Schmerzmittel war. Ein sanftes Piepen erreichte meine Ohren, welches von dem EKG kam, das ebenfalls im Raum stand.

Borutos Gesicht war friedlich, doch ich konnte mit Leichtigkeit hinter der Fassade den reinen Schmerz erkennen, den er gerade durchmachen musste. Ich nahm Hinata in den Arm. Sie ließ nun ihren Tränen freien Lauf. "Ich war zu spät da. Wegen mir ist er nun verletzt. Ich habe ihn nie richtig beachtet, weil ich immer so viel zutun hatte. Wegen mir wollte er sich beweisen. Deswegen ist er mir bestimmt auch gefolgt." "Nein, das stimmt nicht.", widersprach mir Hinata und wischte sich eine Träne weg, "Er hätte es trotzdem gemacht. Er ist einfach so. Genau wie sein Vater, will auch er seine Familie und seine Freunde beschützen." Ich lächelte traurig. "Dann hat er hofffentlich auch das Durchhaltevermögen von seinem Vater geerbt." "Genau. Boruto, es wird alles gut. Wir werden einen Weg finden, dir zu helfen."

Hinata nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben das Bett, bereit solange über unseren Sohn zu wachen, wie es nötig war. Ich wollte gerade das Gleiche tun, doch ich wurde von dem leisen Klopfen am Fenster davon abgehalten. Auf dem Flur stand Shikamaru und winkte mich zu sich.

"Ich bin gleich wieder da.", flüsterte ich Hinata zu und strich ihr nochmals über die Schulter. Leise schloss ich die Tür hinter mir. "Wie geht es Boruto?" "Nicht gut. Sie suchen noch nach der Ursache für seinen Zustand." "Tut mir leid." "Schon ok Shikamaru. Kommen wir zur Sache." "Wie du willst." Shikamaru hielt mir einen Bericht entgegen. "So sieht die Lage im Moment aus."

Sorgfältig las ich die Zeilen. Ein Teil von Konoha war zerstört, aber nichts, was man nicht wieder bauen könnte. Die Anzahl der unschuldigen Opfer war jedoch erschreckend hoch. Fast hundert Menschen. Davon waren dreizehn schwer verletzt, darunter auch zwei Kinder. Die Hälfte von ihnen kämpfte noch um ihr Leben.

Ich las weiter. Ich wusste, was als in den nächsten Zeilen stand: die Anzahl der Menschen, die durch den Angriff verstorben waren. Ich richtete meinen Blick zwangsweise auf die Zahl. Sieben unschuldige Seelen hatten ihr Leben durch Kamiro verloren. Ich kniff die Augen zusammen. Hoffentlich hatten sie nicht lange leiden müssen. "Im Moment können wir nichts weiter tun, als alles wieder aufzubauen und auf die Genesung der Verletzten zu hoffen. Postiere mehr Wachen in und um das Dorf. Ich will nicht, das uns das nochmal passiert.", informierte ich mein Gegenüber. Shikamaru nickte. "Ich werde außerdem den Familien der Verstorbenen Unterstützung zukommen lassen." "Ja, tu das bitte.", antwortete ich ihm.

"Und das gilt auch für dich." Überrascht schaute ich auf. In Shikamarus dunklen Augen lag ein warmes Verständnis für die Situation, in der ich mich befand. "Würde Shikadai so etwas passieren, würde ich sofort alles stehen und liegen lassen. Bleib bei Boruto und steh ihm bei. Ich übernehme den Papierkram, auch wenn es lästig ist." Meine Laune hellte sich etwas auf. "Danke. Ich weiß das sehr zu schätzen mein Freund." "Ach, das ist schon ok. Immerhin würdest du doch das Gleiche für mich tun." Damit ging Shikamaru.

Ich blieb noch etwas auf dem Gang stehen, meine Gedanken bei den leidenden Familien. So etwas durfte unter keinen Umständen noch einmal passieren.

Ich brauchte noch ein paar Momente, bis ich mich wieder in der Lage fühlte, wieder zu Boruto zu gehen. Das Dorf, seine Bewohner als Familie. Normalerweise war mir diese "Familie" sehr wichtig. Doch jetzt ging es um meine wirkliche Familie.

Innerlich nagte es an meinem Herzen. Ich wusste, dass ich Shikamaru das Dorf für eine Weile überlassen konnte. Langsam verdrängte ich die Gedanken und konzentrierte mich auf meinen Sohn.

Ich nahm gegenüber von Hinata, an der anderen Seite des Bettes Platz. Ich ahmte Hinatas Bewegung nach und nahm Borutos Hand. Vorsichtig fuhr ich mit meinem Daumen über den Handrücken. Er wirkte so gebrechlich. Ganz das Gegenteil von dem, was er sonst war.

Wenn das alles hier vorbei war, würde ich mich bei ihm entschuldigen. Vielleicht war es ja auch irgendwie möglich mehr Zeit für daheim zu bekommen. Oma Tsunade hatte es ja auch geschafft. Also werde ich das mit Sicherheit auch irgendwie hinbekommen oder?

Blutsbande, verbunden durch WundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt