Ich schaute ihnen noch nach, bis ich sie selbst von einem Baum nicht mehr erkennen konnte. Hoffentlich würden sie meinen Rat berücksichtigen, besonders der eine, der die ganze Zeit über schon so unentschlossen war.
Ich seufzte und holte kurz Luft. Das hatte mich wieder ein paar Minuten Zeit gekostet. Desto länger ich mich hier aufhielt, desto größer wurde auch die Angst, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen würde.
Gerade, als ich meine Suche fortsetzen wollte, raschelte es hinter mir in den Büschen. Alarmiert davon nahm ich eine Kampfstellung ein. Jedoch entspannte ich mich sofort, als ich den alten bärtigen Mann von vorher erkannte. Er musterte mich kurz und sah dann auf das halbfertige Loch, dass die Männer gegraben hatten.
"Es ist nicht das, wonach es aussieht!", verteidigte ich mich sofort und bevor er etwas sagen konnte. Der Alte schwieg noch einen Moment. Ohne ein Wort zu sagen, füllte er das Loch mit Erde und legte noch ein bisschen Gestrüpp darüber. "Ich weiß, dass du es nicht warst, Hokage." Erstaunt schaute ich ihn an. Der Mann drehte sich zu mir und schaute mich mit seinen moosgrünen Augen direkt an.
"Ich habe dich am großen Baum gesehen. Jeder andere wäre ohne zu zögern hinaufgeklettert, aber du hast anscheinend nicht mal daran gedacht. Dein Respekt für die Natur ist offensichtlich. Außerdem hast du diese Verbrecher hier von ihrem Vorhaben gestoppt, wofür ich dir sehr dankbar bin. Vielleicht kann ich dir ja doch bei deiner Suche helfen."
"Wirklich?", platzte es laut aus mir vor Freude heraus. Meine Gedanken sammelten sich aber sofort wieder und ich wurde wieder etwas vorsichtiger. "Entschuldige bitte meine Vorsicht, aber kann ich dir wirklich trauen? Woher weiß ich, dass du nicht einfach nur versuchst mich loszuwerden?" "Das ist ganz einfach.", antwortete er, "Hätte ich dich wirklich loswerden wollen, hätte ich das schon längst tun können. Vergiss nicht, dass ich dich beim großen Baum gesehen habe, heißt natürlich automatisch, dass ich auch vor Ort war. Und so schwächlich wie ich aussehe, bin ich auch nicht."
Ich schaute dem Mann in die Augen. Irgendetwas sagte mir, dass er tatsächlich die Wahrheit sagte. "Gut, ich vertraue dir. Da du bereits weißt, wer ich bin, werde ich mich zwar kaum vorstellen müssen, aber ich mache es trotzdem. Mein Name ist Naruto Uzumaki, der Hokage aus Konoha." "Und ich bin", er reichte mir die Hand, "Daichi, der Hüter dieses Landes. Freut mich."
Ich antwortete mit einem Lächeln. "Kannst du mir jetzt sagen, wo ich das Heilkraut finde? Ich hab es nämlich unglaublich eilig. Obwohl ich mich gerne noch etwas länger mit dir unterhalten würde Daichi, aber es geht hier um das Leben meines Sohnes." "Achja, stimmt, das hatte ich fast schon wieder vergessen. Na dann, folge mir Naruto."
Daichi verschwand vor mir in den Büschen. Ich folgte ihm wortlos. Zu meiner Überraschung liefen wir die ganze Zeit geradeaus. Kein einziges Mal schlug Daichi eine andere Richtung ein und doch schien der Weg nie von unserem Ziel abzuweichen. Ich war mir sicher, dass dieser Weg sich vorher wie eine Schnur kreuz und quer durch den Wald geschlängelt hatte.
Während ich Daichi folgte, veränderte sich der Wald. Die Bäume verliefen nun perfekt links und rechts neben dem Weg, jeweils mit dem gleichen Abstand zum vorherigen. Es sah schon fast unnatürlich aus, doch ich hielt meine Frage danach zurück. "Wir sind fast da.", informierte mich Daichi.
Und dann tat sich plötzlich vor uns eine Höhle auf. Der Eingang wirkte wie ein riesiges Maul, das hinein ins dunkle Innere führte. "Bleib dicht bei mir.", krächzte er, "Sonst gehst du hier verloren." Ich schloss die Lücke zwischen uns fast vollständig. Trotzdem wunderte ich mich, dass Daichi noch nicht die Orientierung verloren hatte. Sein Äußeres ließ auf ein schon recht hohes Alter schließen, woraus ich schlussfolgerte, dass seine Augen auch nicht mehr die besten waren.
Das Geräusch von rauschendem Wasser drang an meine Ohren. Daichi führte uns um eine Kurve. Eine Kammer tat sich vor uns auf. Sonnenlicht schien durch ein Loch an der Decke herein und ermutigte sogar hier die Pflanzen zum wachsen. Der Fluss führte anscheinend genau durch dieses Untergrundsystem.Daichi kniete sich vor einer kleinen Pflanze nieder. Ich erkannte sie sofort wieder. Sie passte perfekt auf die Beschreibung, die mir Sakura vor meinem Aufbruch gegeben hatte. "Ich nehme an, dass das hier das ist, was du gesucht hast?" "Genau! Super, endlich. Vielen Dank, Daichi. Ohne dich wäre mein Sohn wahrscheinlich gestorben." Daichi neigte seinen Kopf etwas zur Seite und kratzte sich am Kinn. "Du solltest niemals so voreilig denken mein junger Freund."
Wie als hätte Daichi es gewusst, kam genau in diesem Moment die Information von meinem Schattendoppelgänger, dass es Boruto schlechter ging.
Panik stieg in mir auf. Der Schattendoppelgänger hatte die Anweisung gehabt, sich nur aufzulösen, wenn es wirklich kritisch wurde.
"Hab nochmals vielen Dank. Ich muss jetzt wieder zurück.", versuchte ich in einem gelassenen Ton zu sagen. "Dann solltest du dich beeilen. Ich habe das Gefühl, dass es sehr knapp werden wird."
Und schon sprang ich davon. Daichis letzte Worte gingen mir nochmal durch den Kopf. Verdammt! Ich musste mich mehr als beeilen!
'Kurama, wie sieht's aus? Hast du schon wieder Chakra?' 'Natürlich! Denkst du etwa, ich wäre so schwach?' 'Das wollte ich damit nichts sagen.', meinte ich. Ich drückte den Behälter mit dem Heilkraut fest an mich, damit ich ihn nicht verlor. Sakura hatte sicherlich einen Grund dafür gehabt, dass Heilkraut nicht einfach in eine Schriftrolle stecken zu wollen.
Meine Schritte wurden schneller. Kuramas Chakra ließ mich mit einer höheren Geschwindigkeit rennen. Ich hoffte nur, dass ich tatsächlich rechtzeitig ankommen würde, um Boruto zu helfen.
Währenddessen in Konoha...
"Naruto. Wo bist du wohl gerade?", flüsterte Hinata durch das Piepen des EKGs. Er war nun bereits weit mehr als einen halben Tag unterwegs. Sakura erst vor kurzem bei Boruto gewesen. Momentan ließ sich sagen, dass er noch kämpfte, aber sein Widerstand wurde langsam schwächer. "Oh Naruto. Bitte beeil dich." Hinata hatte sich nicht von ihrem Platz bewegt. Ihre Augen lag starr auf dem Körper ihres Sohnes. Sie beobachtete Borutos Atmen. Angst schlich sich durch sie, wenn sie daran dachte, dass jeder einzelne der letzte sein könnte.
Der Schattendoppelgänger von Naruto verhielt sich die ganze Zeit über ruhig. Sicher hatte er die selben Eigenschaften und Gefühle wie Naruto, aber er war halt nur ein Schattendoppelgänger. Hinata wollte sich nicht von ihm trösten lassen, es kam ihr irgendwie komisch vor. Drei weitere Stunden vergingen. Auf ein "Hm?" des Schattendoppelgängers schaute Hinata auf. Im nächsten Moment spielten die Anzeigen verrückt. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Der Schock saß so tief, dass sie sich nicht bewegen konnte. "Ich hole Sakura!", rief Narutos Doppelgänger und stürmte davon. Es dauerte nur ein paar Momente, bis er mit Sakura zurückkam, welche sich sofort an die Arbeit machte.
Hinata beobachte die Situation mit wachsender Panik. Man musste kein Arzt sein, um die Anzeigen deuten zu können. Boruto ging es schlechter, viel schlechter. Sein Herzschlag wurde unnatürlich schnell, seine Atmung unregelmäßig." Das Gift zerfrisst sein Chakra!", erklärte Sakura, "Ohne das Heilmittel bin ich machtlos!" Sakura riss den Kopf herum und schaute den Schattendoppelgänger an. Mit einem Nicken löste er sich in einer Rauchwolke auf.
Zurück bei Naruto...
Ich kam zu einem plötzlichen Halt. "Was ist los Naruto?", fragte Kurama. Meine Augen weiteten sich vor Schock. "Der Schattendoppelgänger, den ich in Konoha gelassen habe, hat sich gerade aufgelöst." Sofort sprintete ich wieder los. "Er sollte sich nur auflösen, wenn es um Boruto wirklich schlecht steht! Kurama, geb mir so viel Chakra, wie du kannst! Wir müssen uns beeilen! Wir müssen in Konoha sein, bevor Borutos Lebenswille ganz erlischt!"
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ENTSCHULDIGUNG für diese überlange Pause. :-(
Ich hoffe, Du hast trotzdem viel Spaß beim lesen von Eile.
LG secret_of_stars
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Blutsbande, verbunden durch Wunden
FanfictionKonoha wird von einer neuen Bedrohung heimgesucht. Naruto eilt zum Ort des Geschehens und lässt seine Familie im Schutz von Hinata und Boruto zurück. Während der Hokage um die Sicherheit seines Dorfes kämpft, nimmt sein Sohn seine Aufgabe etwas zu e...