Wie alles begann

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Vorsichtig spähte Hermine beim Willkommenes Fest hinüber zu den Slytherins. Schon seit der dritten Klasse schwärmte sie für den schwarzen Wuschelkopf aus dem Haus der Schlangen, aber Schlangen und Löwen waren Feinde. Waren es und würden es immer sein.
Als er den Kopf hob, blickte sie rasch woanders hin, um sich nicht erwischen zu lassen. Wie peinlich wäre das denn? Nein, auf die Demütigung konnte sie wahrhaftig verzichten.
Doch natürlich blickte er nicht zu ihr. Warum auch? Sie war nur eines von dutzenden Mädchen, das ihm hinterher schmachtete. Nein, das stimmte nicht. Sie schmachtete nicht!
Sein Blick ging zu seinem Sitz Nachbarn, der sich scheinbar köstlich mit den anderen Slytherins amüsierte. Über die Weasleys, mal wieder?
Seit der ersten Klasse waren Ron Weasley und dessen ältere Brüder nun schon auf Kriegsfuß mit Draco Malfoy und Harry Potter. Im Grunde seit der Held der Zaubererwelt nach Slytherin kam, obwohl alle Welt ihn in Gryffindor zu erwarten schien.
Hermine wusste nicht wie all diese Leute auf den Gedanken gekommen waren. Harry Potter und Gryffindor? Nein, niemals.
Aber dann hättest du es einfacher. Wenn er in Gryffindor wäre gäbe es keine Häuserrivalitätenflüsterte eine leise Stimme in ihr Ohr. Sie schüttelte einmal kurz ihre dichten braunen Locken. Das war Quatsch. Nur weil er in Gryffindor gewesen wäre, hätte das nicht seine komplette Persönlichkeit auf den Kopf gestellt.
Schon im Zug war er abweisend, ja fast feindselig gewesen. Als sie ihn  wegen Trevor, Nevilles' Kröte die damals einmal mehr abgehauen war, gefragt hatte ob er wüsste wo sie sei, hatte er mürrisch verlangt, dass sie das Abteil verließe und aufhöre ihn zu nerven.
Sie seufzte leise und hörte bloß mit halbem Ohr der neuen Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu.
Selbst gegenüber den anderen Slytherins war er abweisend und unhöflich. Keine Ahnung warum die sich das überhaupt gefallen ließen.
Draco Malfoy, erklärter Erzfeind der Gryffindors und selbsternannter bester Freund Harry Potters stuppste besagten Jungen an und schien irgendwas zu sagen. Zumindest sah Hermine wie sich seine Lippen bewegten. Er war sowieso der einzige, der es wagte den Potter von sich aus zu berühren. Meistens, wie auch heute, bekam er dafür einen genervten Blick. Störte es ihn gar nicht ständig Monologe zu führen?
Sie zwang sich wieder sich vom Tisch der Schlangen abzuwenden und ihren eigenen Hausgenossen zuzuwenden.
,,Was sollte das denn jetzt bedeuten“, fragte Ron Weasley einige Plätze weiter ratlos, nachdem die neue Professorin ihre ermüdende Rede endlich beendet hatte. ,,Fortschritt um des Fortschritts willen?“
,,Das bedeutet, dass sich das Ministerium in Hogwarts einmischen will“, erklärte Hermine, als würde sie mit einem dreijährigen sprechen. Ron Weasley war schon immer bei zwei Dingen der erste. Wenn es darum ging sie runter zu machen, weil sie eine 'Streberin' war und wenn es darum ging die Hausaufgaben bei ihr abzuschreiben. Was sie von ihm hielt, wollte sie also nicht unbedingt in Worte fassen.
,,Wir müssen die Erstklässler in den Turm führen, Ron“, erinnerte sie ihn und fragte sich gleichzeitig zum hundertsten Mal an diesem Tag wie Ronald Billius Weasley es eigentlich geschafft hatte Vertrauens Schüler zu werden. Andererseits wäre diese Frage wohl auch bei den Slytherin Vertrauens Schülern berechtigt. Draco Malfoy und Harry Potter. In diesem Haus war es durchaus nicht ungewöhnlich wenn zwei Jungen die Aufgaben als Vertrauens Schüler übernahmen, aber warum ausgerechnet diese zwei?
Sie achtete nicht darauf ob Ron ihr folgte oder nicht, rief die Erstklässler zusammen und führte sie dann zum Ausgang aus der großen Halle. Und, als wolle das Schicksal sich einen Scherz mit ihr erlauben, traf sie mit den Erstklässlern zur exakt selben Zeit am Eingang der großen Halle ein, wie Draco Malfoy und Harry Potter mit den neuen Schülern ihres eigenen Hauses.
Einen Moment blieben sie alle drei stehen, brachten so auch die Kinder hinter sich zum stehen. Ihr Blick wanderte zu Harry Potter. Helle Haut, feine Gesichtszüge, schlank und hoch gewachsen und diese verdammten grünen Augen in denen sie jedes Mal versank, die ihr die Konzentration raubten und sie willenlos machten. Wie häufig war sie aufgewacht und hatte das Bild dieser Augen vor sich? Seltsam funkelnd, kalt und mit diesem dunklen Schatten der ihm etwas mysteriöses verlieh? Ihr Herz klopfte heftig, trommelte wild gegen ihren Brustkorb. Hoffentlich konnte niemand hören wie es raste!
Dann war der Moment vorbei, die Magie die sie alle gefesselt hatte gebrochen.
,,Geh aus dem Weg, Granger, ich habe besseres zu tun als hier rum zu stehen“, meinte Harry abwertend, schenkte ihr einen herablassenden Blick und drängte sich an ihr vorbei. Seine schlanken Hände schoben sie einfach beiseite und sie spürte wie das Blut ihr in die Wangen schoss. Ob aus Wut oder Scham wusste sie selbst nicht. Vielleicht war es auch beides.
Malfoy warf ihr noch einen überheblichen Blick zu und stolzierte dann neben Harry her.
,,Immer dieser Abschaum hier“, konnte sie ihn hören und Ron, der in genau diesem Moment neben ihr ankam wurde erst rot, dann machte er Anstalten den Zauberstab zu ziehen.
,,Lass es“, meinte sie und hielt seine Hand fest. Als die Erstklässler an ihr vorbei waren führte sie den Neuzugang ihres eigenen Hauses zum Turm hinauf.
Granger... Abschaum... In Harrys Gegenwart sprach kein Slytherin jemals von einem Schlammblut, auch wenn sie sich sonst eine ganze Menge einfallen ließen um allen voran die Gryffindors zu beleidigen. Woran das wohl lag?
,,Kronjuwel“, nannte sie das Passwort und das Porträt der fetten Dame schwang beiseite. ,,Die Schlafsäle der Mädchen befinden sich links, die der Jungen rechts. Die Mädchen folgen mir“, meinte Hermine und warf Ron einen auf fordernden Blick zu.
,,Äh ja, ihr Knirpse folgt mir“, erklärte der.
,,Ronald!“, zischte sie, aber der war bereits mit den Jungen verschwunden  und belehrt sie wahrscheinlich darüber wie absolut böse Slytherins sind, fügte sie gedanklich hinzu.
Auch sie führte die Mädchen in den, vorwiegend in rot gehaltenen, Schlafsaal der Erstklässler.
,,Die Koffer stehen vor euren Betten. Ich schlage vor ihr packt gleich aus damit ihr es hinter euch habt und legt euch dann schlafen. Es war ein anstrengender Tag. Wenn ihr Fragen oder Probleme habt könnt ihr jederzeit die älteren Schüler um Hilfe bitten. Ach so und die Jungs können unsere Schlafsäle nicht betreten“, sie zwinkerte ,,Ansonsten erleben sie eine unangenehme Überraschung in Form einer unfreiwilligen Rutschpartie“ Die Mädchen kicherten und eines mit blonden Locken gähnte müde.
,,Ich glaube ich packe wirklich aus und gehe dann ins Bett“, stimmte sie Hermine zu.

Herz aus EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt