Während die Gryffindors aufmerksam dem Halbriesen der sie unterrichtete lauschten, sah Draco stirnrunzelnd ins Nichts. Nicht einmal blöde Kommentare gab er ab oder störte den Unterricht, wie er es sonst so gerne tat.
Seine Gedanken waren gerade einfach nicht bei den Nifflern, sondern bei seinem besten Freund.
Wie konnte ein Mensch sich nur selbst so unglücklich machen? Die Einsamkeit tat ihm weh, das konnte er sehen.
Der Blonde sah nachdenklich zu den Gryffindors hinüber und da zu einer ganz bestimmten.
Hermine Granger war eine absolute Streberin, ein Schlammblut und eine Gryffindor. Sie besaß keinen wichtigen Namen, keinen Einfluss und kein Geld, bei Merlin, sie war nicht einmal beliebt in ihrem eigenen Haus! Aber sie hatte sich in Harry verguckt.
Da war sie auch nicht die erste, bei weitem nicht, aber sein Gefühl sagte ihm, dass sie seinem besten Freund helfen könnte. Sie würde es schaffen etwas in ihm zu berühren, eine Seite in ihm zum Klingen zu bringen, aber dafür musste sie auf ihn zugehen. Und sie musste geduldig sein.
Harry hatte sein Vertrauen nie leichtfertig verschenkt, hatte nie jemanden in sein Herz gelassen. Zumindest nicht freiwillig.
Manchmal konnte Draco sehen warum. Manchmal erhaschte er einen Blick auf das kleine, einsame, verletzte Kind, das noch immer in ihm schlummerte.
Was konnte er tun um die beiden zusammen zu bringen?
Seine Augen folgten jeder von Grangers Bewegungen.
Ermutigungen würde sie auf jeden Fall brauchen, jemanden der ihr zumindest ein paar Verhaltensweisen erklären konnte...Merlin, hätte ihm jemand vor einigen Jahren gesagt, dass er seinen besten Freund mit einer Gryffindor, einem Schlammblut verkuppeln wollte, er hätte ihn oder sie in die Geschlossene vom Mungos einweisen lassen!
Aber Harry war am Ende und wenn er ein Schlammblut brauchte damit es ihm besser ging... dann würde Draco das ohne Frage akzeptieren.
Nach Pflege magischer Geschöpfe gingen sie zum Mittagessen ins Schloss.
,,Hey Weasley, isst du eigentlich immer so viel, weil du Zuhause nichts kriegst oder willst du einfach nur den selben Umfang wie deine Mutter erreichen“, spottete Draco.
Harry neben ihm schien aus seinen Gedanken auf zu schrecken und Weasley mit leichter, gut versteckter Belustigung zu mustern.
Ziel erreicht, dachte Draco zufrieden.
,,Sag das noch einmal, Malfoy...!“, rief der Rotschopf wütend. Einige andere Gryffindors blieben neben ihm stehen und sahen Draco drohend an.
,,Dann was?“, fragte er amüsiert und feixte leicht ,,Willst du mich mit Funken besprühen? Mehr kriegst du doch mit deinem Zauberstab nicht auf die Reihe“, höhnte er.
Weasley wollte sich auf ihn stürzen und Draco dachte schon er wäre zu weit gegangen, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung erhaschte.
Anstatt auf ihm zu landen prallte der Gryffindor auf eine unsichtbare Wand und wurde zu Boden geworfen. Feixend ging Draco an ihm vorbei und betrat das Schloss.
,,Danke“, murmelte er Harry zu. ,,Das hätte übel ausgehen können“
,,Du solltest ihn nicht ständig so reizen, weißt du? Was ist wenn ich Mal nicht schnell genug reagiere?“, fragte Harry mit einem missbilligendem Stirnrunzeln.
,,Ach bitte, dir macht das doch genauso viel Spaß wie mir“, bemerkte Draco. Harry leugnete es nicht.
Nach dem Mittagessen wollte Harry in die Bibliothek gehen und mit seinen Hausaufgaben beginnen. Draco ließ ihn gehen. So war Harry halt. Klassenbester ohne jemals mehr Zeit als unbedingt nötig aufs Lernen zu verwenden. Die Hausaufgaben immer sofort erledigt.
Und er? Was sollte er nun machen? Gelangweilt lief er durchs Schloss. Er könnte bei Onkel Severus vorbei schauen. Aber nein, der war bestimmt dabei Tränke für die Krankenstation zu brauen und wenn man ihn dabei störte war er immer so unausstehlich...
Überrascht bemerkte er, dass er auf halbem Weg zur Bibliothek war. Er verzog leicht das Gesicht. Lesen war wirklich nicht sein Ding, auch wenn sein Vater auf gute Noten bestand.
Braunes, buschiges Haar erregte seine Aufmerksamkeit. Granger. Wo auch sonst als in der Bibliothek sollte sie sein?
,,Hey, Granger“, rief Draco nachdem er sich versichert hatte, dass niemand anders auf dem Gang war.
Das Mädchen wirbelte erschrocken herum und musterte ihn misstrauisch.
,,Was willst du Malfoy?“, wollte sie wissen. Ihre Hand umklammerte ihren Zauberstab.
,,Keine Panik, Granger. Wenn ich dich verfluchen wollte hätte ich das schon längst getan“ Er musterte sie abwertend ,,Nicht, dass da noch irgendwas nötig wäre“
,,Wenn du mich nur beleidigen willst, Malfoy, dann habe ich besseres zu tun“ Sie wirbelte herum, ihre Haare flogen durch die Luft und sie wollte davon eilen.
Zumindest hat sie Stolz, immerhin etwas, dachte er, seufzte und hielt sie zurück.
,,Nein ich wollte dich nicht nur beleidigen, Granger, also bleib gefälligst stehen“, verlangte er.
,,Pff“, schnaubte Granger und lief weiter. Mürrisch blickte Draco ihr hinterher. Er würde sich für sie doch nicht zum Affen machen!
,,Jetzt komm schon“, meinte er genervt und fuhr sich mit einer Hand durch die blonden Haare. ,,Ich reiß mich zusammen, ja?“ Was tat man nicht alles für seinen besten Freunde?
,,Also schön, was willst du?“, fragte Granger ebenfalls genervt. Einen Moment funkelten sie sich wütend an.
Dann wandte Draco den Blick ab und begann auf und ab zu laufen.
,,Also, ich weiß, dass du in Harry verknallt bist-“
,,Gar nicht“, zischte Granger und die Röte kroch ihr in die Wangen hinauf.
,,Schon klar“, spottete Draco ,,Wie auch immer. Ich hoffe für dich, dass du es ernst mit ihm meinst, klar?“ Er zog die Augenbrauen zusammen und starrte sie finster an.
,,Wenn du es also ehrlich meinst, hoffe ich, dass du Geduld hast, sonst wird das nichts“Er ignorierte Grangers überraschten Blick, drehte sich um und schritt rasch davon.
Hatte er das richtige getan? Was wenn Granger genau wie alle anderen Mädchen wäre? Oder wenn er sich geirrt hatte? Obwohl, nein, er war sich ziemlich sicher, dass die beiden zusammen passen könnten.
Ob Harry da mitmachen würde? Oder würde er versuchen Granger zu vergraulen? Würde sie Geduld beweisen?
Nun, er hoffte es für beide, damit er sich nicht umsonst dazu überwunden hatte mit einem Schlammblut zu sprechen. Ansonsten würde er beiden eine fürchterliche Rache angedeihen lassen, so wahr er ein Malfoy war.
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Herz aus Eis
RomansaHarry Potter, fünfzehn Jahre, Slytherin, erklärter Feind der Gryffindors, Mädchenschwarm. Doch hinter der arroganten, gefühlskalten Fassade verbirgt sich ein dunkles Geheimnis, dem Hermine auf den Grund gehen will. Überraschend kommt ihr dabei Drac...